Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)
habe sie gestern schon gesehen, sie lag in der Garage unter einer schmutzigen Plane«, verkündet sie jubelnd.
Berzelius eilt zu ihr, um ihr tragen zu helfen. Die Puppe aus lackiertem Plastik stellt Spiderman dar und ist genauso groß wie Berzelius.
»Bravo, Marie!«, ruft David Sylwan.
»Erschießt Spiderman«, murmelt eine der Frauen hinter ihnen.
Reidar blickt auf, sieht die große Puppe und lässt die Waffe in den Schnee fallen.
»Ich muss schlafen«, sagt er schroff.
Er schlägt Wille Strandberg das Sektglas aus der Hand, das dieser ihm hinhält, und kehrt auf wackligen Beinen zum Haupthaus zurück.
10
Veronica begleitet Marie, als sie in dem großen Gutshaus nach Reidar suchen. Sie gehen durch Zimmer und Salons. Sein Jackett liegt auf der Treppe zur oberen Etage, und sie steigen hinauf. Es brennt kein Licht, aber weiter hinten sehen sie das flackernde Licht eines Feuers. Reidar sitzt vor dem offenen Kamin auf einer Couch. Die Manschettenknöpfe hat er abgenommen, und das Hemd hängt lose über seine Hände. Auf dem niedrigen Bücherschrank neben ihm stehen vier Flaschen Château Cheval Blanc.
»Ich wollte mich nur entschuldigen«, sagt Marie und stützt sich an der Tür ab.
»Lasst mich in Ruhe«, murmelt Reidar.
»Es war dumm von mir, die Puppe hinauszuschleifen, ohne vorher zu fragen«, fährt Marie fort.
»Von mir aus könnt ihr den ganzen alten Krempel verbrennen«, erwidert er.
Veronica geht zu ihm, fällt auf die Knie und schaut lächelnd zu seinem Gesicht auf.
»Hast du Marie eigentlich schon begrüßt?«, fragt sie. »Sie ist Davids Freundin … glaube ich.«
Reidar prostet der rothaarigen Frau zu und trinkt einen großen Schluck. Veronica nimmt ihm das Glas aus der Hand, kostet den Wein und setzt sich.
Sie streift die Schuhe ab, lehnt sich zurück und legt ihre nackten Füße in seinen Schoß.
Behutsam tätschelt er ihre Wade, streichelt über den blauen Fleck, den der neue Bügelriemen des Sattels dort hinterlassen hat, über die Innenseite ihres Schenkels bis zu ihrem Schoß hinauf. Sie lässt es zu, und es scheint ihr egal zu sein, dass Marie noch im Raum ist.
Die Flammen in der großen Feuerstätte schlagen hoch. Die Hitze pulsiert, und sein Gesicht glüht so sehr, dass es fast brennt.
Marie kommt vorsichtig näher. Reidar sieht sie an. Ihre roten Haare locken sich in der Wärme des Zimmers. Ihr Leopardenkleid ist fleckig und zerknittert.
»Eine Bewunderin«, sagt Veronica und zieht das Glas zurück, als Reidar es zu erreichen versucht.
»Ich liebe Ihre Bücher«, sagt Marie.
»Welche Bücher?«, fragt er schroff.
Er steht auf, holt ein neues Glas aus dem Vitrinenschrank und schenkt Wein ein. Marie deutet die Geste falsch und streckt die Hand aus, um es entgegenzunehmen.
»Ich gehe davon aus, dass Sie auf den Pott gehen, wenn Sie pissen wollen«, sagt Reidar und trinkt.
»Sie brauchen doch nicht gleich …«
»Und wenn Sie Wein wollen, dann trinken Sie verdammt nochmal Wein«, unterbricht er sie mit lauter Stimme.
Marie errötet und schnappt nach Luft. Mit zittriger Hand nimmt sie die Flasche und schenkt sich selbst ein. Reidar seufzt schwer und sagt dann mit sanfterer Stimme:
»Ich finde, dieses Jahr gehört zu den besseren.«
Er nimmt die Flasche mit und setzt sich wieder.
Lächelnd beobachte er Marie, als sie sich neben ihn setzt, das Weinglas dreht und kostet.
Reidar lacht und schenkt ihr nach, sieht ihr in die Augen, wird ernst und küsst sie dann auf den Mund.
»Was tun Sie denn da?«, flüstert sie.
Reidar küsst Marie noch einmal ganz sanft. Sie zieht den Kopf weg, kann aber ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie trinkt etwas Wein, sieht ihm in die Augen, lehnt sich vor und küsst ihn.
Er streichelt ihren Nacken unter den Haaren, fährt mit der Hand über ihre rechte Schulter und spürt, dass der schmale Träger ihres Kleids ins Fleisch eingesunken ist.
Sie stellt ihr Glas ab, küsst ihn noch einmal und denkt, dass sie verrückt ist, als sie es zulässt, dass er ihre Brüste liebkost.
Reidar unterdrückt seine Tränen mit solcher Macht, dass sein Hals schmerzt, als er unter dem Kleid ihren Oberschenkel streichelt, wo er ihr Nikotinpflaster spürt, während sich seine Hand ihrem Po nähert.
Als er versucht, ihren Slip herunterzuziehen, schlägt sie seine Hand fort, steht auf und wischt sich den Mund ab.
»Wir sollten vielleicht wieder zu den anderen hinuntergehen«, sagt sie und versucht, neutral zu klingen.
»Ja«, sagt er.
Veronica sitzt auf der
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