Der Schachspieler
hoch, drehte sich um und schritt mit ihr zur Dachkante.
»Verdammt, Hartzell, wir haben dich gewarnt!«, schrie St. Nick in die Nacht, während Lucy nach Luft rang und hilflos mit den Beinen ins Leere trat. »Und das war verdammt ernst gemeint!«
Cadys Lunge brannte von seinem Spurt über das Hausdach. Er sah Hartzell am Boden liegen, und der kahlköpfige Granitklotz war mit Lucy im Würgegriff unterwegs zur Dachkante. Nicks Absicht war klar: Er würde das Mädchen hinunterwerfen. Cady holte das Letzte aus sich heraus und rammte Fiorellas Vollstrecker wie ein Eishockeyspieler mit der Schulter in die Rippen. Der Riese wurde herumgerissen und musste das Mädchen loslassen, um seine Aufmerksamkeit dem FBI-Agenten zuzuwenden.
Cady riss die Glock hoch, doch St. Nick packte seine Hand – die verkrüppelte rechte – und quetschte sie mit seinen Riesenpranken um die Pistole zusammen. Cady rammte ihm den Ellbogen gegen das Kinn, erzielte aber keine Wirkung. Er drückte den Abzug in der Hoffnung, sich so aus dem schraubstockartigen Griff befreien zu können. Zwei Schüsse lösten sich. St. Nick zuckte nicht mit der Wimper. Cady sank vor Schmerz in die Knie und stellte fest, dass er wieder hören konnte – nämlich das Knacken der Knochen in seiner rechten Hand. Cady wusste, dass er nicht an die Heckler & Koch herankam, die er hinten im Gürtel trug. Er riss seine linke Faust hoch und traf damit direkt in die Weichteile des kahlköpfigen Riesen, eine seiner wenigen verwundbaren Stellen.
St. Nick ließ Cadys lädierte Hand los und fasste sich mit einer Hand zwischen die Beine. Mit seiner rechten Faust verpasste er Cady einen Donnerschlag auf Auge und Wangenknochen. Cady fühlte sich wie von einem Meteoritenhagel getroffen. Hilflos lag er auf dem Rücken wie ein Vogel, der gegen eine Fensterscheibe geflogen war, und starrte benommen auf den Leviathan, der sich die Eier hielt, das gerötete Gesicht vor Wut verzerrt.
Und als wäre die Situation nicht schon surreal genug, sah Cady plötzlich einen Schatten über sich hinweghuschen.
Langsam bekam Hartzell wieder Luft, als er beobachtete, wie der Fremde, der so überraschend auf dem Dach aufgetaucht war – und der wie durch ein Wunder noch lebte –, St. Nick wegrammte und Lucy aus den Klauen des Monsters befreite. Er rappelte sich auf, während der Fremde vor dem Muskelprotz in die Knie sank. Hartzell hätte fast gejubelt, als ihr Retter dem kaltblütigen Dreckskerl die Faust zwischen die Beine rammte. Doch sein Mut sank wieder, als er zusehen musste, wie der Koloss den Mann niederschlug. Nicks Gesicht war eine wutverzerrte Grimasse, er stand mit dem Rücken zur Brüstung … direkt an der Dachkante .
Hartzell sprang über den Mann hinweg, der Lucy das Leben gerettet hatte, und stieß St. Nick mit aller Kraft nach hinten. Die Hauptaufmerksamkeit von Fiorellas Vollstrecker galt seinen schmerzenden Hoden, und dann erst dem Mann, der vor ihm am Boden lag, deshalb traf ihn Hartzells Angriff völlig unerwartet. Er stolperte rückwärts gegen die niedrige Mauer. Doch der Koloss reagierte auch jetzt noch blitzschnell, obwohl er das Gleichgewicht verloren hatte und abzustürzen drohte. Mit der rechten Hand packte er Hartzell am Unterarm, um sich vor dem Sturz in die Tiefe zu retten.
Lucy – Gott segne seine wundervolle Tochter – griff in den Kampf ein. Vom Adrenalin angetrieben stürzte sie sich auf St. Nicks Beine, als Hartzell ihn nach hinten drückte. Lucy packte seine Fußknöchel, zog sie hoch, als würde sie eine Schubkarre voller Steine aufheben, und schwang seine Beine schließlich mit letzter Kraftanstrengung über die Brüstung.
St. Nick riss die Augen auf, er klammerte sich an Hartzells Unterarm und hielt sich mit der anderen Hand an der Mauer fest. Und dann begann sich das Monster langsam hochzuziehen. Hartzell sprang vor, um den Riesen wieder aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er schlug wie verrückt auf die Hand ein, mit der sich der Kahlköpfige verzweifelt an der Dachkante festhielt. Plötzlich tauchte Lucy links neben ihm auf, beugte sich hinunter, riss den Mund auf und schlug ihre Zähne in St. Nicks Handgelenk, mit dem er den Arm ihres Vaters umklammert hielt. Sie biss mit aller Kraft zu. Hartzell sah das Blut fließen. Der Mund des Killers ging immer weiter auf, wurde größer als seine weit aufgerissenen Augen – und dann ließ er Hartzells Arm los.
Einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen, Nicks eine Hand reichte nicht aus, sein
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