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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Mutter auf meinen Einwand hin erwidert.
    Da hatte sie recht. Ihre Krimis lagen stapelweise auf den Bestsellertischen der Buchhandlungen. Nach jeder Neuerscheinung wurde sie in den Talkshows herumgereicht. Imke Thalheim und ihre Thriller waren Kult. Der Rummel um ihre Person war sogar meiner Mutter selbst längst zu viel geworden.
    »Wirklich, Jette. Ich habe schon seit einiger Zeit vor, ein Haus zu kaufen. Als Geldanlage, verstehst du? Und das könntet ihr dann doch von mir … sozusagen als eurer Vermieterin …«
    Ich hatte sie nicht ausreden lassen. Geld war tatsächlich nicht das Problem meiner Mutter. Es war mein Problem. Ich hatte immer nur so viel von ihr angenommen, wie ich zum Leben brauchte. Es war eine Frage des Stolzes. Der Unabhängigkeit. Des Erwachsenseins.
    Inzwischen konnte ich mich allein durchschlagen. Und mit Schickimickimaklern hatten Merle und ich sowieso nichts am Hut.
    Der Makler, der den Bauernhof anbot, hieß Heiner Kerres. Er hatte die Finger in beinahe jedem Immobiliengeschäft stecken, das in Bröhl und Umgebung abgewickelt wurde. Sein Ruf war übel, denn er scheute nicht davor zurück, noch die baufälligste Hütte zu vermitteln, solange sie aus eigener Kraft aufrecht stehen konnte. Dass wir bei unserer Suche bislang noch nicht mit ihm zu tun gehabt hatten, war reiner Zufall.
    Ich beschloss, dass wir es uns nicht leisten konnten, wählerisch zu sein, griff nach dem Telefon und tippte die Nummer ein. Gleichzeitig wappnete ich mich gegen die Fragen, die unweigerlich auftauchen würden, denn es waren immer hundert Erklärungen nötig, bevor man überhaupt so weit kam, ein Haus besichtigen zu dürfen.
    »Maklerbüro Kerres und Söhne, Alice Morgenstern am Apparat, was kann ich für Sie tun?«
    Alice. Sollte jemand mit einem solchen Namen nicht lieber Schauspielerin sein oder Sängerin? Alice. Morgenstern. Und eine Stimme wie Blütentau.
    Ich hatte mir inzwischen ebenfalls einen Spruch zugelegt, den ich jedes Mal mit leichten Variationen abspulte. »Jette Weingärtner, guten Tag. Ich melde mich auf Ihre Annonce im  Bröhler Stadtanzeiger. Sie bieten da ein Haus in Birkenweiler zur Miete an. Ist es noch frei?«
    Es war tatsächlich noch zu haben. Ich kam gleich auf die kritischen Punkte zu sprechen und Merle beobachtete gespannt mein Gesicht.
    »Eine Wohngemeinschaft?«, hakte Alice Morgenstern nach. »Wie viele Personen?«
    »Fünf«, antwortete ich und beschloss, die Katzen erst bei der Besichtigung zu erwähnen. Falls eine Besichtigung überhaupt zustande käme.
    »Studenten?«, fragte Alice.
    »Noch nicht«, antwortete ich. »Wir haben gerade Abi gemacht.«
    Merle hatte die Hände gefaltet und sah mich beschwörend an. Für sie als Tierschützerin wäre ein Bauernhof die Erfüllung eines Traums. Doch zunächst mussten noch die finanziellen Aspekte beleuchtet werden.
    »Mit wem würde der Mietvertrag gegebenenfalls geschlossen?«, fragte Alice.
    »Am liebsten mit uns allen.«
    »Darauf wird sich der Vermieter nicht einlassen. Das wird zu kompliziert.«
    »Dann mit mir«, beschloss ich kurzerhand.
    »Gut.« Alice machte eine kleine Pause, in der ich Papier rascheln hörte. »Wann hätten Sie denn Zeit für eine Besichtigung?«
    »Am liebsten sofort«, sagte ich, und Merle schlug die Hände vor den Mund, um nicht vor Begeisterung loszukreischen.
    »Fünfzehn Uhr?«, fragte Alice.
    »Perfekt«, entgegnete ich mit dem letzten Rest Selbstbeherrschung, den ich noch aufbringen konnte. Ich schrieb die Adresse auf, beendete das Gespräch und stieß einen Freudenschrei aus, der alle drei Katzen unter das Sofa flüchten ließ.
    Merle sprang auf und umarmte mich. Wir tanzten durch die Küche. Wir lachten und kriegten uns gar nicht mehr ein.  Daran, dass mit dem Angebot etwas nicht stimmen könnte, dachten wir keine Sekunde länger.
     
    Er liebte ihre Bücher. Er war süchtig danach. Jeder ihrer Sätze war wie für ihn geschrieben. Als hätte sie einen Blick in seine Seele getan.
    Wie sie mit den Worten spielte. Und mit den Gedanken.
    Wie sie die Mosaiksteine aneinanderfügte, einen nach dem andern, und so die Handlung aufbaute, eine Palette von Gefühlen beim Leser erzeugte und eine schier unerträgliche Spannung.
    Ganz zufällig war er auf einen ihrer Krimis gestoßen. Er war durch seine Lieblingsbuchhandlunggestreift, an den prallvollen Regalen entlang und an den verführerischen Tischen mit den Neuerscheinungen, und da war sein Blick auf das Cover gefallen.
    Es zeigte das Gesicht eines

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