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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Dinge. Und du wirst ohnehin nur erfahren, wo der Raum liegt. Wenn du dich abwendest oder die Augen schließt, wirst du nicht feststellen, wie der Mechanismus der Tür funktioniert. Und ohne diese Kenntnis kannst du sie nicht öffnen."
    "Also gut, wenn du dir sicher bist …"
    "Völlig sicher", entgegnete Stephen. Dann wickelte er das Kästchen wieder in den blauen Samt und klemmte es unter einen Arm.
    Sie verließen das Arbeitszimmer, stiegen die Treppe hinauf und gingen an den Schlafzimmern vorbei.
    Ein paar Türen vom letzten Gästezimmer entfernt, bog Stephen um eine Ecke und öffnete eine Tür. Dahinter lag ein kleines Gemach, im Stil von Louis XIV. eingerichtet.
    Stephen ließ Olivia den Vortritt, folgte ihr und schloss die Tür, ohne zu bemerken, dass sie einen Spaltbreit offen blieb. "Diesen Raum benutzen wir nur selten", erklärte er. "Er gehört zu den kleineren Gästezimmern und wird nur bewohnt, wenn alle anderen besetzt sind. Soviel ich mich entsinne, war diese Kammer immer unbeliebt. Als ich ein junger Bursche war, stieg ein Vetter hier ab, und am nächsten Morgen bat er meine Mutter, ihn woanders unterzubringen."
    "Warum?"
    "Das weiß ich nicht genau. Vielleicht wegen der Kälte."
    "In der Tat, hier ist es wirklich kalt." Fröstelnd rieb Olivia ihre Arme. "Wahrscheinlich, weil das Zimmer schon lange nicht mehr benutzt wurde."
    "Ja. Aber es war nicht viel wärmer, wenn jemand hier wohnte und ein Feuer brannte. Das Zimmer liegt an der Nordseite. Und der Kamin scheint nicht besonders gut zu funktionieren."
    "Soll ich jetzt die Augen schließen?"
    "Wenn du so freundlich wärst …"
    Als sie die Lider senkte, spürte sie zu ihrer Verblüffung einen Kuss auf den Lippen. Sofort riss sie die Augen wieder auf, und Stephen lachte leise.
    "Tut mir Leid, ich konnte nicht widerstehen." Nach kurzem Zögern küsste er sie noch einmal, diesmal etwas ausgiebiger. Unter seinem Arm steckte noch immer die Kassette in der Samthülle, und so fiel es ihm schwer, Olivia an sich zu ziehen. Nach einer Weile trat er seufzend zurück. "Mach jetzt die Augen zu."
    Ihr war ein bisschen schwindlig von seinem Kuss, doch sie gehorchte. Zur Sicherheit wandte sie sich auch noch ab. Hinter ihrem Rücken hörte sie Stephens Schritte, ein Klicken, ein scharrendes Geräusch.
    "So, jetzt darfst du herschauen, Olivia."
    Sie öffnete die Augen, blickte sich um und sah ihn neben einer schmalen Tür stehen. Eigentlich war es ein Teil der Wand, der sich in einer Drehbewegung nach innen geschoben hatte. Dahinter lag ein kleiner, dunkler Raum. Sie eilte zu Stephen und spähte in die Geheimkammer, die ihr etwa so groß erschien wie ihr Ankleidezimmer im Broughton House. Außer einem Tisch gab es keine Möbel. Fenster fehlten ebenso. Nur aus dem Louis-XIV.-Zimmer drang etwas Licht hinein.
    Als Stephen in die Kammer ging, musste er unter der niedrigen Tür den Kopf einziehen. Er stellte die Schatulle auf den Tisch, dann rief er: "Komm herein, Olivia!"
    Zögernd folgte sie ihm. Sobald sie eingetreten war, hielt sie abrupt inne. Eisige Kälte wehte ihr entgegen. Doch noch etwas anderes ließ sie zurückweichen. In der düsteren Luft hing etwas Böses, Bedrohliches, das sich an ihren Körper presste. Unsichtbare Fangarme umschlangen sie, drückten ihr die Kehle zu … Mühsam rang sie nach Atem und sprang aus dem unheimlichen Raum. Mit weit geöffneten Augen starrte sie Stephen an – unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen.
    "Was ist denn los, Olivia?" fragte er bestürzt und kam zu ihr.
    Statt zu antworten, schüttelte sie den Kopf. Was sie soeben empfunden hatte, konnte sie nicht beschreiben. Sie fühlte sich schwach und benommen, so wie im Arbeitszimmer, wo sie die Kassette ergriffen hatte.
    "Hast du wieder etwas gesehen?" Voller Sorge berührte er ihren Arm.
    Krampfhaft schluckte sie. "Nein, aber … aber da war dieses Böse", stammelte sie. "Das habe ich gespürt … ganz deutlich …"
    "Etwas Böses?" Erstaunt schaute er über seine Schulter in die Kammer.
    Olivia folgte seinem Blick nicht. Dieses Dunkel noch einmal zu sehen – das würde sie nicht ertragen. Sie ging zu einem Stuhl, der neben der Tür zum Flur stand, und setzte sich.
    Eine Zeit lang beobachtete Stephen ihr Gesicht, dann verschloss er die Geheimkammer. Danach waren die Umrisse des Eingangs nicht mehr zu sehen.
    Stephen kniete vor Olivia nieder und ergriff ihre Hände. "Hast du die gleichen Gefühle gehabt wie im Arbeitszimmer?"
    "So ähnlich. Noch schlimmer … Sicher hältst du

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