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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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seufzend die Augen. Während er in den Schlaf sank, bildete sich in seinem Kopf eine Frage: Warum war das Zimmer Lukas Tadikkens so penibel aufgeräumt? Doch er hatte nicht die Kraft, noch einmal aufzustehen, um sie aufzuschreiben oder gar nach einer Antwort zu suchen.

9
    Merle hatte den Frühstückstisch gedeckt und Mike hatte Brötchen geholt. Ilka lag noch im Bett. Sie hatte die ganze Nacht an einer neuen Collage gearbeitet, auf der Großstadt und Dschungel miteinander verschmolzen und Businessfrauen mit Katzenköpfen nackte Männer an der Leine führten.
    Überall roch es nach Farbe.
    »Habt ihr Probleme?«, fragte Merle und musterte Mike mit schmalen Augen.
    »Nö. Wieso?«
    »Kann man Ilkas neuestes Lieblingsthema so interpretieren, dass sie im Grunde dich an der Leine führt?«
    »Und dann noch nackt …« Mike verkniff sich ein Grinsen. »Merle, Merle. In dir schlummert ein zweiter Sigmund Freud.«
    »Entschuldige mal, ich frag ja nu …«
    In diesem Moment kam Jette in die Küche. Sie sah müde aus und war ziemlich blass. Sie betrachtete den Tisch und lächelte dankbar.
    »Lieb von euch.«
    »Ist doch keine große Sache.«
    Mike war tatsächlich ein bisschen rot geworden. Um seine Verlegenheit zu überspielen, stand er auf, schnappte sich die Tassen und trug sie zur Espressomaschine. Sekunden später erfüllte aromatischer Kaffeeduft den Raum.
    »Wie fühlst du dich?« Merle setzte sich der Freundin gegenüber an den Tisch. »Konntest du ein bisschen schlafen?«
    Jette schüttelte den Kopf. Sie nahm die Tasse, die Mike ihr reichte, und nippte vorsichtig am Kaffee.
    »Immer noch nichts von Luke gehört?«, fragte Mike.
    Jette antwortete nicht. Sie riss die Augen auf, damit die Tränen, die darin schimmerten, nicht überliefen.
    »Lass sie doch erst mal essen.« Merle legte ihrer Freundin ein Brötchen auf den Teller. »Das wird sich alles aufklären, ihr werdet sehen.«
    Jette rührte das Brötchen nicht an.
    »Luke hat das nicht getan. Er ist kein Mörder.«
    »Das behauptet doch auch keiner«, sagte Mike besänftigend.
    »Der Kommissar schon. Ich hab es an der Art gespürt, wie er mich angeguckt hat, so mitleidig und schonungsvoll.«
    »Luke ist nun mal verdächtig.« Merle beschmierte eine Brötchenhälfte mit Frischkäse. Sie fand es furchtbar, dass sie in dieser Situation Hunger hatte, aber so war es nun mal. »Ihr wisst doch, wie das bei den Bullen läuft: Luke teilte mit dem Opfer die Wohnung, er hatte die Gelegenheit und ist, das vor allem, abgehauen.«
    »Und wenn er gar nicht freiwillig gegangen ist?« Jette sah sie so flehend an, dass Merle Blick senkte. »Kann es nicht sein, dass er entführt worden ist?«
    »Wie erklärst du dir dann seine Nachricht auf deiner Mailbox?«, fragte Mike.
    »Man hat ihn dazu gezwungen.«
    »Und sein Entführer ist der Mörder von diesem Albert?« Merle wiegte zweifelnd den Kopf. »Warum sollte er ihn denn umgebracht haben?«
    »Um einen Zeugen zu beseitigen.« Jettes Wangen hatten ein wenig Farbe bekommen. »Klingt doch plausibel oder nicht?«
    »Hat Luke denn reiche Eltern?« Mike holte sich einen zweiten Kaffee. »Ich meine, bei Entführungen geht es doch in der Regel um Lösegeld.«
    »Oder um Politik«, wandte Merle ein.
    »Luke hat nie von seiner Familie erzählt«, sagte Jette zögernd. »Und ob er sich politisch engagiert …«
    »… weißt du nicht«, beendete Merle ihren Satz. »Kann mir mal einer erklären, warum dieser Kerl so ein Geheimnis aus allem macht?«
    Endlich schnitt Jette ihr Brötchen auf. Merle beobachtete erleichtert, wie sie es mit Quark und Pflaumenmus bestrich und davon abbiss.
    »Eigentlich weiß ich nichts über ihn.« Jette schob ihren Teller weg. »Warum habe ich ihn nicht gezwungen, über sich selbst zu reden?«
    »Wie hättest du das denn anstellen sollen?« Merle schaute Mike nach, dessen Handy geklingelt hatte. Leise telefonierend verließ er die Küche. »Ihn an einen Stuhl fesseln und ihm die Pistole auf die Brust setzen?«
    »Ich hätte ihn einfach mit Fragen löchern sollen.«
    »Hast du doch! Und er ist dir immerzu ausgewichen. Darüber hast du dich oft genug beklagt.«
    »Ich weiß.«
    Jette ließ den Kopf hängen.
    »Ich wollte sogar schon Schluss machen, weil ich dachte, ich halte das nicht aus, immer wieder zurückgewiesen zu werden.«
    Ihre Stimme wurde brüchig und kippte.
    Merle stand auf, ging um den Tisch herum, beugte sich zu ihrer Freundin hinunter und nahm sie in die Arme.
    Eine Weile verharrten sie so, dann

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