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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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durfte jetzt in dem Bewußtsein leben, daß irgend jemand irgendwo einen Radarimpuls auslösen konnte, der die Sprengladung in seinem Sicherheitskragen sofort zur Explosion bringen würde.
    Sein Kabinenkamerad war ein großer schlanker Nigerianer, Technikadett M'Buna. M'Buna beobachtete Ganns unbewußte Geste.
    »Macht Sie nervös, eh? Keine Sorge. Wenn er hochgeht, merken Sie nichts mehr davon.«
    Gann lächelte. Er mochte M'Buna. Er hatte sofort erkannt, daß er in diesem Mann einen intelligenten, geduldigen Freund finden würde. Und doch antwortete er: »Niemand trägt gern einen Kragen. Aber«, er blickte sich um, »ich habe gehört, daß es Leute gibt, die etwas dagegen tun können. Draußen auf den Riffen. Männer, die genau wissen, wie man einen Kragen gefahrlos entfernt ...«
    M'Buna sagte unbehaglich: »Ich weiß nichts davon. Wir sollten uns jetzt zum Dienst melden.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte er sich ab.
    Gann nickte und ging nicht weiter auf dieses Thema ein. Doch er notierte im Geiste, daß M'Buna auf seine Anspielung nicht vorschriftsmäßig reagiert hatte. Gann hatte eine eindeutig unplanmäßige Andeutung gemacht, auf die es nach den Vorschriften nur eine Antwort gab: M'Buna hätte Gann sofort energisch zur Rede stellen und augenblicklich melden müssen.
     
    *
     
    Die Polaris-Station hatte die Form eines gewaltigen Rades. In der stationären Nabe dieses Gebildes lagen die Laser-Kuppeln sowie die Luftschleusen, während sich die anderen Räumlichkeiten und Instrumente auf den langsam kreisenden Außenring verteilten. Die Station war ursprünglich gebaut worden, um als Basis für die Erforschung der Riffe in diesem Raumsektor zu dienen. Der Schneeball-Asteroid, der die Reaktionsmasse für die alten nuklearen Raketen geliefert hatte, hatte sich im Laufe der Jahre kaum hundert Kilometer entfernt. Natürlich wurde jetzt keine Reaktionsmasse mehr benötigt, doch der schneebedeckte Asteroid war noch immer recht nützlich. Er diente der Station als kosmischer Abfallhaufen. Nach jeder Woche schaffte man die nicht mehr zu verwertenden Abfälle hinaus und ließ sie auf der Oberfläche des Asteroiden zurück, damit sie die Signale der empfindlichen Detektorinstrumente nicht verfälschen konnten.
    Nach kaum achtundvierzig Stunden in der Station hatte Boysie Gann seine Abhörgeräte in den Büros der wichtigsten Stationsoffiziere verteilt. Die winzigen Instrumente fingen jedes Wort auf, das gesprochen wurde. Gann hörte die laufenden Sendungen von Zeit zu Zeit ab. Während der übrigen Zeit wurden die Signale von einer Spezialabteilung auf Pluto empfangen und gespeichert. Von dort wurden sie dann zur Erde weitergegeben, wo sie irgendwo in der verborgenen Zitadelle der Maschine verschwanden.
    Doch die Abhöraktion brachte keinerlei greifbare Resultate.
    Ganns Befehle waren nicht sehr aufschlußreich. Stellen Sie Feinde des Systems fest! Im übrigen mußte er sich auf Gerüchte verlassen. Es war nach und nach die Rede gewesen von einem großangelegten Schmuggelunternehmen, von einer seltsamen neuen Religion, die möglicherweise die Riffe gegen die inneren Planeten zusammenschließen konnte, von einem geheimnisvollen Führer, der zum Widerstand aufrief, von einem möglichen Verräter in den eigenen Reihen – aber etwas Genaues wußte Boysie Gann nicht. Es schien zu den Sicherheitsvorschriften zu gehören, einem Agenten nicht zu sagen, wonach er eigentlich Ausschau zu halten hatte.
    Bis jetzt hatte Boysie Gann keinerlei Beweise, und abgesehen von einigen unbedeutenden Verfehlungen tappte er völlig im dunkeln. Allerdings genügten Geringfügigkeiten, wie leichtfertige Bemerkungen bei den Mahlzeiten oder eine gewisse Nachlässigkeit bei der Verwaltung von Ersatzteilen, einen Mann für die Verwertungsstelle reif zu machen, doch eigentlich hielt Gann nach anderen Dingen Ausschau. Trotzdem machte er sich genaue Notizen.
    Auf diese Weise stellte er bereits in der ersten Woche fest, daß in der Station keinerlei bedeutende systemempfindliche Dinge vorgingen.
    Er mußte sich woanders umsehen.
    Doch wo?
    Erst als er zweimal dort gewesen war, wußte er es.
     
    *
     
    Wie alle Männer der unteren Dienstränge, mußte sich auch Gann am Reinigungsdienst beteiligen. Eigentlich wurde diese Arbeit vollautomatisch erledigt. Es war aber trotzdem notwendig, daß die Maschinen ständig kontrolliert wurden. Und die kurze Abfalltour von der Station zum Schneeball und zurück war eine angenehme Unterbrechung der

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