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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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geschrieben, dachte ich. Und als ich noch auf der High School war, ist sogar mal ein Essay von mir in einer Monatszeitschrift veröffentlicht worden. Aber bildete ich mir deswegen ein, Schriftstellerin zu sein? »Und was schreiben Sie so?«
    »Hauptsächlich literarische Sachen. Momentan sitze ich an meinem ersten historischen Roman.« Er trank einen Schluck und versuchte sich erneut als Lockenbändiger.
    An seinem »ersten historischen Roman«? Das hörte sich ja fast so an, als ob er schon mehrere nichthistorische in der Schublade hatte. »Ach, und wovon handelt er?«
    Er überlegte kurz. »Ich beschreibe darin das Leben im Zweiten Weltkrieg, und zwar aus der Perspektive einer jungen Amerikanerin. Ich bin noch mit den letzten Recherchen beschäftigt und muss auch noch meine Interviews abtippen. Deshalb habe ich bis jetzt noch nicht sehr viel zu Papier gebracht, aber die Arbeit lässt sich ziemlich gut an...«
    Ich hörte ihm nur noch mit halbem Ohr zu. Heilige Scheiße. Die Story kannte ich doch, ich hatte im New Yorker darüber gelesen, ein Vorbericht über einen Roman, auf den die ganze Buchwelt mit angehaltenem Atem zu warten schien und dessen realistisch dargestellte Heldin tief beeindruckte. Mein Gott, der Typ mit dem ich hier plauderte, war Christian Collinsworth, der literarische Wunderknabe, den es mit 20 Jahren aus der Unibibliothek direkt in die Bestsellerlisten katapultiert hatte. Sein erstes Buch war von der Kritik in den höchsten Tönen gelobt und als literarisches Meisterwerk des 20. Jahrhunderts bejubelt
worden. Seitdem hatte er noch zwei Romane nachgelegt, die ebenfalls den Weg in die Bestsellerlisten gefunden hatten. In dem New-Yorker- Artikel war Christian nicht nur als »der kommende Stern der amerikanischen Literaturszene« beschrieben worden, sondern auch als »umwerfend attraktiver Frauentyp, dem die Damenwelt auch dann noch zu Füßen liegen wird, wenn sich seine Leserschaft eines Tages wider Erwarten von ihm abwenden sollte.«
    »Klingt echt interessant«, sagte ich. Auf einmal war ich viel zu ausgelaugt, um mir noch geistreiche, schlagfertige oder charmante Antworten einfallen zu lassen. Wozu sollte dieser berühmte Schriftsteller seine Zeit ausgerechnet mit mir verplempern? Sicher wartete er bloß auf seine Freundin, die bestimmt ein Supermodel war und nur noch schnell ein 10 000-Dollar-Foto-Shooting zu erledigen hatte, bevor sie sich zu ihm gesellte. Außerdem kann es dir doch so oder so egal sein, ging ich streng mit mir ins Gericht. Falls du es vergessen haben solltest, du hast schon einen Freund, einen unglaublich lieben, hilfsbereiten, süßen Kerl. Verbrenn dir nicht die Finger! Schnell entschuldigte ich mich mit irgendeiner Ausrede, ich müsse jetzt unbedingt sofort nach Hause. Christian musterte mich belustigt.
    »Sie haben Angst vor mir«, stellte er mit einem spöttischen Lächeln fest.
    »Ich? Angst vor Ihnen? Wieso sollte ich? Oder hätte ich etwa Grund dazu?«, flirtete ich zurück. Ich konnte nicht anders, er lud mich geradezu dazu ein.
    Er nahm meinen Ellenbogen und drehte mich in Richtung Ausgang. »Kommen Sie, ich setze Sie in ein Taxi.« Und schwups, stand ich schon draußen auf dem roten Teppich, ehe ich nein sagen konnte oder herzlichen Dank, ich finde schon allein heim, oder: Glaub ja nicht, ich nehme dich mit zu mir.
    »Brauchen Sie ein Taxi?«, fragte der Portier.
    »Ja, bitte. Ein Taxi für die Dame«, antwortete Christian.
    »Nein, danke, ich habe einen Wagen«, sagte ich und deutete
auf die Reihe der wartenden Limousinen vor dem Paris Theater.
    Ohne ihn anzusehen, spürte ich, dass Christian schon wieder lächelte. Dieses Killerlächeln. Er brachte mich hinüber und hielt mir schwungvoll die Wagentür auf.
    »Danke sehr«, sagte ich förmlich, während ich ihm zum Abschied die Hand hinstreckte. »Es war nett, Sie kennen gelernt zu haben, Christian.«
    »Das Vergnügen war ganz meinerseits, Andrea.« Statt mir die Hand zu schütteln, hob er sie an seine Lippen. »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.« Inzwischen hatte ich mich auf den Rücksitz geschwungen, ohne über meine eigenen Füße zu stolpern oder mich sonst wie zu blamieren, und konzentrierte mich krampfhaft darauf, nicht rot zu werden. Doch dafür war es wohl leider schon zu spät. Als der Wagen losrollte, blickte er mir nach.
    Komisch, wie sich der Mensch verändert. Obwohl ich vor zwei Monaten noch nie eine Limousine von innen gesehen hatte, war es mir inzwischen fast zur Selbstverständlichkeit

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