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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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terhielten, da wirkten Sie so, als wäre es anders verlaufen, als Sie … gehofft hatten.«
    »Ich hätte ihr den Kopf abschlagen müssen«, sagte Branagorn.
    »Seien Sie froh, dass Sie das nicht getan haben.«
    »Der Traumhenker konnte entkommen. Er entfuhr der Mörderseele. Ich sah es an den Augen. Euer Ruf war es, der mich dazu veranlasste zu zögern – und dieses Zögern war es, was dem Traumhenker die Flucht gestattete. Melanie Aufderhaar ist nur eine arme Mörderseele, die niemandem mehr etwas tun kann. Jetzt nicht mehr. Aber der Traumhenker ist frei. Er wird sich eine neue Seele suchen, und sein Hass wird aus einem anderen Augenpaar herausleuchten …« Branagorn ballte seine dürren Hände zu Fäusten. »Aber ich werde diese Augen erkennen. Wo auch immer sie mir begegnen. Das Böse kann sich vor mir nicht verbergen. Niemals!«
    Einige Augenblicke schwiegen sie beide.
    Anna überlegte, ob sie es wagen sollte, ihm die Frage zu stellen, die sie nun schon seit geraumer Zeit vor sich herschob.
    Heute werde ich etwas riskieren, dachte sie.
    »Branagorn, wären Sie heute bereit, über Ihre Mutter zu sprechen?«
    »Meine Mutter?« Er wirkte überrascht. »Ich hatte schon befürchtet, Ihr wolltet über Unangenehmes mit mir reden.«
    »Der Gedanke an Ihre Mutter ist nicht unangenehm?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf und lächelte.
    »Was ist Ihre früheste Erinnerung an sie?«
    »Meine Mutter steht am Bug eines prächtigen Schiffes, das zusammen mit der großen Flotte der Elben durch das zeitlose Nebelmeer gleitet, um die Gestade der Erfüllten Hoffnung zu finden – und ich bin auf ihrem Arm. Sie deutet in die Ferne und sagt: Sieh nur – da irgendwo ist unser fernes Ziel. Und dabei sehe ich zuerst in den trostlosen Nebel und danach in ihre golden schimmernden Augen, in denen so viel Hoffnung leuchtet, dass ich mir von nun an sicher bin, die ferne Küste irgendwann zu erreichen …« Er brach ab, und ein verhaltenes Lächeln umspielte seine Lippen. Dann sah er Anna van der Pütten an und fragte: »Habt Ihr etwas anderes erwartet?«
    »Nein«, antwortete sie leise. »Eigentlich nicht. Fahren Sie ruhig fort …«

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