Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Darunter die Frau, die sich aus dem Wagen zog – gefolgt von einem Schrei, der darauf hinwies, dass sie auf etwas stand, worauf sie aus Sicht des Fahrers nicht stehen sollte.
Sie blickte sich hilfesuchend um – & da standen wir – ich – Dad – George – & Fang – & starrten sie aus 50 Metern Entfernung an.
– Hilfe! – rief sie – bitte, können Sie mir helfen? –
George & ich sahen zum RS – G, weil er seinen Platz kennt – ich, weil ich neugierig war, was er machen würde.
Wäre es ein Mann gewesen, bezweifle ich, dass er auch nur einen Finger gerührt hätte – zumindest nicht, ohne vorher in ernsthafte Verhandlungen zu treten. Hier aber war eine Frau, die genau das machte, was Frauen machen sollten – sie bat um männlichen Beistand.
– Schätze, wir sollten mal einen Blick draufwerfen – sagte er – & mit dem
wir
meinte er sich & George – klar.
Er trank das Zitronenwasser aus – drückte mir den Krug in die Hände, als wäre ich eine gefügige Milchmagd – & machte sich auf zur Unfallstelle – G dichtauf – sogar der alte Fang trottete mit.
Ich ließ den Krug fallen. Murphy’s Law – er fiel auf einen Stein & zersplitterte. – O Scheiße! – sagte ich. Es war eines von diesen alten Steingutdingern, die seit Urzeiten im Haus sind. Würde man dem RS sein Zitronenwasser in irgendwas anderem bringen, könnte man den Abendmahlswein auch gleich aus einem Marmeladenglas reichen. Nun gut – von nun an würde er mit einer Plastikflasche vorliebnehmen müssen!
Ich marschierte ihnen hinterher. Es war die erste einigermaßen interessante Sache, seitdem ich nach Hause gekommen bin – & ich wollte sie mir auf keinen Fall entgehen lassen.
Die Frau war dünn & zierlich – Häubchen schief auf dem Kopf – um den Hals eine große Strohhandtasche, die aussah wie ein Futtersack. Sie wirkte so besorgt, das ich glaubte, der Fahrer müsste schwer verletzt sein – mittlerweile weiß ich, das der unbestimmte Ausdruck der Besorgnis, der ständig in ihrer Miene liegt, in diesem Fall nur einen Hauch schlimmer ausgefallen war. Noch etwas entdeckte mein scharfes Auge – auf die Wagentür waren Worte gesprayt – professionell gemacht – elegante kursive Lettern –
Sandytown – Stadt der Erholung & Gesundheit.
Können Sie bitte meinem Mann raushelfen? – sagte sie – ich glaube, er hat sich verletzt –
– Nein – es geht schon – ertönte eine Männerstimme – nur eine Verstauchung – nichts, worüber man sich Sorgen machen muss, Liebes –
aargh!
–
Dabei war sein Kopf auf Hüfthöhe der Frau aufgetaucht. Rötlich blondes Haar – sanfte braune Augen in einem schmalen, lebhaften Gesicht – gar nicht schlecht aussehend trotz seiner blutigen Nase & dem Fußabdruck auf der linken Wange – Mitte bis Ende 30 . Er bemühte sich um ein höfliches Lächeln – bis er seinen Knöchel wahrscheinlich stärker belastete, als diesem guttat.
George sprang zum Wagen – schob der Frau die Hände unter die Achseln & schwang sie über den sumpfigen Morast hinweg Dad direkt in die Arme. Arnie Schwarzenegger sieht neben G mit seinen 18 Lenzen wie ein Hobbit aus! Bei unserem Skiurlaub letzten Dezember hätte ich G stundenweise an meine Freundinnen vermieten können. Was ich vermutlich sogar getan habe, wenn man kostenlose
Glühwein
-Runden als Mietpreis durchgehen lässt!
Der Verletzte kam als Nächster dran & der RS reichte die Frau an mich weiter – er schien erleichtert zu sein, als er sie los war. Ich dachte kurz daran, einen blöden Kommentar abzusondern, so in der Art, ob ihm Männer lieber wären – er meint ja noch immer, Schwule sollten chirurgisch behandelt werden – beschloss dann aber, dass es dafür weder die rechte Zeit noch der rechte Ort war.
– Wie freundlich von Ihnen – vielen Dank – gleich geht’s mir wieder besser – Mary, meine Liebe, alles in Ordnung? – brabbelte der Mann.
– O ja – sagte sie – aber deine Nase, Lieber – sie blutet –
– Das ist nichts – ich muss gegen das Lenkrad gekracht sein, als wir zum Stehen gekommen sind – sagte er & rieb sich an der roten Stelle oberhalb der Nase.
Die für mich wie ein Fußabdruck aussah. Ich musste ihm wegen seiner diplomatischen Fähigkeiten einiges zugutehalten. Mal was anderes als Dads alttestamentarische Gewohnheit, alles Unglück den Frauen zuzuschreiben.
Der AL beschloss, sich vorzustellen. Leider musste er sich dazu aus dem
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