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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Alessio, Commissario?«
    Ein zynisches Lächeln trat auf Scalvettis ausgezehrtes Gesicht. »Nichts geschieht mit ihm, werter Pater. Er weilt ja nicht einmal mehr in Florenz, zumindest wird das morgen zu hören sein. Alessio musste die Stadt heute Nacht überstürzt verlassen und befindet sich auf einer Reise nach England, um sich dort wichtiger Geschäfte des Hauses Brancoletti anzunehmen, die schnellster Klärung und Erledigung bedürfen«, verkündete er und fügte mit geradezu ätzendem Zynismus hinzu: »Tragischerweise wird er während dieser Reise auf hoher See einen tödlichen Unfall erleiden. Man wird hier gebührend um ihn trauern, eine prächtige Totenmesse in San Lorenzo abhalten, einen leeren Sarg in der Familiengruft beisetzen, die vielen Trauergäste zu einem köstlichen Leichenschmaus in den Palazzo bitten und sich nur Gutes über den edlen Spross des Hauses Brancoletti erzählen. Und seine schöne Witwe, die in der Kirche und bei der Bestattung natürlich bitterlich um ihren geliebten Mann weinen wird – sie wird wohl noch in derselben Nacht das Bett wieder mit ihrem Schwager teilen. Nichts anderes wird geschehen. Oder was habt Ihr erwartet? Ein hartes Geschoss ist die Notwendigkeit.«
    Pater Angelico schüttelte den Kopf und zog eine säuerliche Miene. » Finis coronat opus, nicht wahr?«, erwiderte er. Das Ende krönt das Werk. »Nun, darauf versteht Ihr Euch ganz ausgezeichnet, Commissario. Aber wie wollt Ihr dann dem Volk die Morde erklären und es davon überzeugen, dass der Todesengel die Erfindung eines Verbrechers war?«
    Auch auf diese Frage war Tiberio Scalvetti vorbereitet. »Habt keine Sorge, die Menge wird selbstverständlich ihr blutiges Spektakel auf dem Richtplatz bekommen, liebt sie doch Hinrichtungen und weiß sie zu wahren Volksbelustigungen zu machen«, versicherte er mit ungebrochenem Zynismus. »Ich habe da unten einen ortsfremden Raubmörder im Kerker sitzen, der zwei reisenden Kaufleuten vor der Stadt die Kehle durchgeschnitten hat, um sie in Ruhe ausrauben zu können. Er war einfältig genug, in den Schenken unten am Fluss mit seinem Geld zu protzen, und als wir ihn aufgegriffen hatten und Sodino ein bisschen nachhalf, war er rasch geständig. Wir werden ihn als den vermeintlichen Todesengel auf dem Richtplatz präsentieren, und er wird dort brav die Morde gestehen und verkünden, dass nicht stimmt, was er Pater Nicodemo als Verleumdung angehängt hat. Zur Belohnung wird er nicht hier im Hof des Bargello qualvoll am Strick enden, sondern einen schnellen Tod durch das Richtschwert des Henkers erhalten, womit doch wirklich jedem aufs beste gedient ist, findet Ihr nicht auch?«
    »Insbesondere dem Haus Brancoletti und dem, was Ihr ›Trümpfe in der Hinterhand behalten‹ nennt«, sagte Pater Angelico bissig, während im Vorzimmer aufgeregte Stimmen laut wurden. Ihm war, als höre er die seines Novizen heraus, aber da täuschte er sich wohl. Was sollte Bruder Bartolo auch hier wollen?
    Tiberio Scalvetti sprang auf und öffnete die Tür. »Patrizio, was hat der Krach zu bedeuten?«, herrschte er den Wachmann an, der oben im ersten Stock vor den Amtsstuben der Otto di Guardia die erste Nachtwache hielt.
    »Diese Leute hier machen mir die Hölle heiß, dass ich sie zu Euch durchlasse«, erklärte der Wachmann.
    »Ich muss mit Pater Angelico sprechen!«, rief da eine aufgeregte Frauenstimme, noch bevor Scalvetti etwas erwidern konnte. »Wir haben von Signore Brancoletti erfahren, dass auch er hier sein soll. Es eilt, Commissario! Ich muss ihn sprechen, ich flehe Euch an!«
    »Piccarda?«, stieß Pater Angelico hervor, als er die Stimme von Lucrezias Zofe erkannte, sprang, von dunkler Unruhe gepackt, auf und kam um den Tisch herum. »Lasst sie ein, Commissario!«

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    W enige Augenblicke später standen Piccarda und tatsächlich Bruder Bartolo bei ihnen im Zimmer.
    »Was, um alles in der Welt, habt Ihr mit dem Padre zu bereden, Frau?«, brummte Scalvetti. »Auf die Erklärung darf man gespannt sein! Ich hoffe für Euch, dass es eine triftige ist!«
    »Wartet«, hielt der Novize die Zofe zurück, die völlig aufgelöst schien und sofort lossprudeln wollte. An Pater Angelico gewandt, erklärte er: »Verzeiht die Störung, Meister. Ich weiß wirklich nicht, was sie sich von Euch erwartet, aber sie hat mich aus dem Kloster rufen lassen und keine Ruhe gegeben, bis ich ihr gesagt habe, wo Ihr seid. Da bin ich mit ihr zum Palazzo der Brancoletti gegangen und habe auch den Signore mit Fragen

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