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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Details wie ein Rahmen umschloß. Gormán hatte erfahren, daß Móen aus Ebers Inzest mit seiner Schwester stammte. Das ließ er ungewollt durchblicken, als er mit mir sprach. Sein unversöhnlicher Glaube konnte sich damit nicht abfinden, und deswegen tötete er Eber und Teafa, aus Motiven, die mit dem Goldbergwerk nichts zu tun hatten.«
     
    Drei Tage später kehrten Fidelma und Eadulf in Bressals »Herberge der Sterne« ein, um ihm die traurige Kunde vom Tod seines Bruders zu bringen. Der rundliche Herbergswirt nahm sie gefaßt auf.
    »Als er nicht zurückkam, vermutete ich bereits, daß er nicht mehr unter den Lebenden weilte. Mein Bruder verbrachte sein Leben mit der Suche nach dem Reichtum, der es ihm erlauben würde, den Rest seines Lebens mit Nichtstun zu verbringen. Das Nichtstun hätte ihn nicht glücklich gemacht. Es ist traurig, daß er das nicht mehr selbst herausfinden konnte.«
    Fidelma nickte. » Auri sacra fames – der verfluchte Hunger nach Gold. Er zerstört mehr, als er schafft. Hat nicht der Evangelist Matthäus geschrieben: ›Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen‹?«
    Bressal stimmte ihr lächelnd zu.
    »Sprich ein Gebet für Mornas Seele, Schwester«, bat er sie.
    Fidelma und Eadulf ritten weiter durch den Wald zu der Hauptstraße, die nach Cashel führte. In den drei Tagen, die sie nach Fidelmas Enthüllungen noch im rath von Araglin geblieben waren, hatte sie die Nachricht erreicht, daß die Bergarbeiter aufgegriffen worden waren und der örtliche Brehon Gormáns Goldschatz, der sich in der Kapelle von Ard Mór befand, bis zum Ergebnis der Gerichtsverhandlung gegen Gormán in Cashel beschlagnahmt hatte. Doch dieser Prozeß würde nie stattfinden. Fidelma hatte großzügig gestattet, daß Gormán in der Sakristei seiner eigenen Kapelle in Haft saß. Am Tag nach seiner Festnahme aß Gormán von einem geheimen Vorrat an Lorcheln und starb innerhalb von vier Stunden. Er fand ein ihm entsprechendes Ende, wie Bruder Eadulf bemerkte, der noch unter den Folgen der vereitelten Vergiftung litt.
    In einer Sondersitzung der derbfhine der Familie Ebers wurde Agdae zum vorläufigen Tanist von Araglin ernannt. Nur Crón protestierte dagegen. Es war klar, daß man sie nicht als Fürstin von Araglin bestätigen würde. Dubán hatte nicht einmal das Ergebnis der Sitzung abgewartet, sondern sein Pferd gesattelt und war in den Bergen verschwunden. Cranat hatte ebenfalls ihre bewegliche Habe gepackt und war ins Land der Déisi zurückgekehrt.
    Es war Eadulf, der aussprach, was auch Fidelma dachte.
    »Es tut mir nicht leid, diesen Ort zu verlassen. Ich habe das Gefühl, ich muß in gutem, klarem Wasser baden nach allem, was vorgefallen ist.«
    Als sie sich dem Kreuzweg näherten, erblickte Fidelma zwei vertraute Gestalten, die zu Fuß auf dem Weg nach Lios Mhór dahinzogen. Der eine Mann war jung, wurde aber von dem älteren an der Hand geführt. An den gebeugten Schultern des letzteren erkannte man sein hohes Alter.
    »Gadra!« rief Fidelma und trieb ihr Pferd ein wenig an.
    Der Alte blieb stehen und schaute sich um. Sie sahen, wie seine Finger auf die Handfläche Móens klopften; offensichtlich erklärte er ihm, weshalb er anhielt.
    »Gesegnet sei deine Reise, Fidelma«, sagte er lächelnd. »Und auch deine Reise sei gesegnet, mein angelsächsischer Bruder.«
    Fidelma schwang sich vom Pferd.
    »Wir haben uns gefragt, warum wir euch in den letzten Tagen nicht gesehen haben. Ihr hättet euch von uns verabschieden sollen. Wo wollt ihr beide hin?«
    »Nach Lios Mhór«, erwiderte der Alte.
    »Ins Kloster?« fragte Fidelma erstaunt.
    »Ja. Du brauchst nicht so entgeistert dreinzuschauen.« Gadra grinste. »Wäre ein alter Heide wie ich dort nicht willkommen?«
    »Im Hause Christi ist jedermann willkommen«, antwortete Fidelma ernst. »Obgleich ich gestehen muß, daß deine Entscheidung, dorthin zu gehen, mich wirklich überrascht.«
    »Nun.« Gadra rieb sich die Nase. »Wenn es nach mir ginge, würde ich lieber in den Bergen wohnen bleiben. Aber der Junge braucht mich.«
    »Ach«, seufzte Eadulf. »Es ist sehr lobenswert, was du für den Jungen tust. Die Klostermauern schützen ihn besser als die Berge.«
    Gadra warf ihm einen belustigten Blick zu.
    »Noch wichtiger ist, daß er die Gemeinschaft von Menschen braucht, die sich mit ihm verständigen können. Im heiligen Haus in Lios Mhór gibt es Mönche und Nonnen, die die

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