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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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auffallen würde.
    »Versucht Euer Glück!«, ermunterte sie den Zboraer lächelnd.
    »Aber wenn du ihr das Herz brichst, kenne ich keine Freundschaft mehr«, mahnte Lukas, und das meinte er todernst.

Sommer 1197 vor Akkon
    J e weiter der Sommer voranschritt, umso mehr deutsche Kreuzzugsteilnehmer landeten an Akkons Küste.
    Unter den nun Eingetroffenen befand sich auch der Landgraf von Thüringen, der mit einer beträchtlichen Streitmacht und einer Reihe bedeutender thüringischer Adliger gekommen war, so den Grafen von Henneberg, Tonna und Gleichen und beiden Grafen von Käfernburg – der Bruder und der während der anstrengenden Überfahrt schwer erkrankte Vater des Schwarzburgers. Auch Hermann von Salza war ein zweites Mal ins Heilige Land gekommen, und mit ihm die nunmehr noch drei Überlebenden seiner Gefährten.
    Nachdem das thüringische Lager errichtet war, lud der Landgraf die angesehensten Thüringer, seinen Schwiegersohn, dessen Cousin Konrad von der Ostmark und den Herren von Colditz zu einem Festmahl ein – einer jener kaiserlichen Ministerialen, die auf ihrer Seite in Röblingen gegen Albrecht von Wettin gekämpft hatten. Das würden ihm weder Hermann noch Dietrich jemals vergessen.
    Hermann und seine Gäste saßen im Schatten eines Leinenbaldachins. Obwohl der Abend bereits anbrach, war es immer noch glühend heiß am diesem Sommertag in Akkon.
    Die Neuankömmlinge brachten beunruhigende Nachrichten aus Sizilien: Dort habe es im Mai eine Rebellion gegen den Kaiser gegeben, der während einer Jagd ermordet werden sollte. Zwar sei der Kaiser glücklich nach Messina entkommen, aber erst nach wochenlangen Kämpfen seien die Aufständischen besiegt und blutig bestraft worden.
    »Der Kaiser hat die von ihm in Sold genommenen Kreuzfahrer sofort eingesetzt, um die Rebellion niederzuschlagen und Rache zu üben«, berichtete Hermann mit düsterer Miene, der kaum etwas aß, sondern sich lieber den Becher erneut vollschenken ließ.
    Das Essen war zwar nicht so üppig wie gewohnt an seinem Hof in Eisenach, allerdings verglichen mit der Verpflegung während der Überfahrt ein Genuss. Doch Hermann hatte es den Appetit verschlagen.
    »Ich bin wahrhaft nicht zimperlich. Aber wenn Ihr Euch an die Hinrichtung des Grafen von Acerra erinnert – das war geradezu mild dagegen.«
    Richard von Acerra, ein Schwager des einstigen Königs Tankred von Lecce, hatte zu den heftigsten Gegnern Heinrichs gehört und war im Vorjahr durch Verrat gefangen genommen worden. Der Kaiser ließ ihn von Pferden durch die Stadt schleifen und anschließend an den Füßen aufhängen, bis er starb. Gerüchteweise soll das drei Tage gedauert haben, während derer der Hofnarr auch noch böse Scherze mit dem Gemarterten trieb.
    »Wer von den Aufständischen mit Schwert und Strick hingerichtet wurde, konnte über sein Schicksal noch glücklich sein«, fuhr Hermann angewidert fort. »Die anderen wurden im Meer versenkt, in Stücke gesägt, verbrannt oder mit durch den Körper getriebenen Pfählen zu Tode gebracht. Und ihrem Anführer, dem Burgherrn von Castrogiovanni, der angeblich die Kaiserin heiraten und sich zum König machen wollte, ließ er eine Krone aus glühendem Eisen an den Kopf nageln.«
    »Das ist wirklich … allerhand«, meinte Markgraf Konrad matt, dem offenbar für einen Augenblick die Worte fehlten. »Zog der Kaiser etwa Eure Truppen auch zur Niederschlagung des Aufstandes heran?«
    »Wir sind um Gottes Lohn ins Heilige Land aufgebrochen und nicht als Bluthunde des Kaisers gegen seine eigenen Untertanen, wenn die sich als widerspenstig erweisen!«, verwahrte sich Hermann energisch. »Der Adel im Süden ist schon immer schwierig gewesen. Mit der Hinrichtung Acerras und dadurch, dass die Edelleute ihre Privilegien in Capua zur Revision vorlegen mussten, hat sie sich der Kaiser endgültig zu Feinden gemacht. Aber Heinrich von Kalden, Konrad von Urslingen und Markward von Annweiler übernahmen die Blutarbeit mit Inbrunst und Gründlichkeit. Sie waren sich nicht einmal zu schade, eine Domkirche niederzubrennen, in der Hunderte Menschen Zuflucht gesucht hatten.«
    Heinrich von Colditz, ein etwa dreißigjähriger großer Mann mit blondem Haar und Kinnbart, bekreuzigte sich schaudernd. Er selbst war auf den Kreuzzug gegangen, um hier für eine Sünde zu büßen, die ihm mit der Zeit immer mehr zu schaffen machte: Als junger Mann hatte er auf Veranlassung seines Bruders Thimo den Abt des Klosters Pegau gefangen genommen, damit Thimo im

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