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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sagte Lukas zu den Stadtbewohnern und sah dabei zu Peter. »Wer von euch verletzt ist, kommt am besten gleich mit auf die Burg. Die heilkundigen Frauen und der Baderchirurg sollen sich dort um euch kümmern.«
    Doch bevor jemand etwas erwidern konnte, hörte Lukas seinen Namen, von der Burgmauer gebrüllt.
    Er drehte sich um, und in diesem Augenblick wusste er, woher Bertholds Siegessicherheit rührte.
    Dort oben stand Elmar, das Schwert mit Drohgebärde nach oben gereckt.
    »Lukas, du Bastard! Jetzt kommt die Stunde der Abrechnung!« Er drehte sich kurz nach hinten, um einen Befehl zu geben, und schrie dann: »Sieh, was ich für dich habe!«
    Lukas war zumute, als würde der Boden vor ihm bis zum tiefsten Höllenschlund aufreißen. Ein Mann schob Marthe bis an die Zinnen; sie war gefesselt, ihr Kleid zerrissen, das Haar unbedeckt.

Ende und Anfang
    E in paar Herzschläge lang war Lukas unfähig, etwas zu sagen. Dann rief er hinauf: »Was willst du, damit du sie gehen lässt?«
    Dabei wusste er, Elmar würde Marthe nie aus den Händen geben.
    »Dich!«, triumphierte der Gegner. »Ich wollte die Burg, und die habe ich nun. Dieser Schwachkopf Heinrich ließ mich und meine Männer heimlich ein, während da draußen diese nette kleine Ablenkung für dich vonstattenging. Ich musste nur ein wenig drohen, und schon gehorchte er. Jetzt kann er in der Hölle darüber nachdenken, ob das ein Fehler war, denn jemanden, der so leicht zum Verrat zu bringen ist, kann ich natürlich nicht in meinem Rücken dulden. Mit dieser Burg, mit dieser Stadt und dem Silber gewinne ich bei König Otto so viel Gunst, dass ich mächtiger sein werde als je zuvor. Und als Zugabe und damit du mir nicht in die Quere kommst, habe ich deine Hure!«
    Er zog Marthe grob zu sich und riss ihr den zerfetzten Bliaut ganz herunter, so dass sie jetzt im dünnen Unterkleid vor allen stand.
    »Was forderst du, um sie freizulassen?«, fragte Lukas erneut.
    »Dich!«, wiederholte Elmar siegessicher. »Allein und ohne Waffen.«
    »Nein!«, schrie Marthe. »Bleib draußen!«
    Sie wusste, dass sie sterben würde, sie hatte es immer geahnt. Doch sie würde dieses Schicksal annehmen, wenn nur Lukas verschont bliebe. Er sollte nicht auch noch in den Tod gehen müssen. Morgen würde Dietrich kommen und dem Alptraum ein Ende bereiten, und dann würde Lukas Elmar töten.
    Der einstige Truchsess drehte sich zu ihr um und schlug ihr so hart ins Gesicht, dass ihre Lippe aufplatzte.
    »Tu es nicht! Er wird euch beide umbringen«, raunte Boris von Zbor hinter Lukas. »Schinde Zeit! Da oben müssen noch ein paar zuverlässige Männer sein. Ich hole inzwischen Seile und Haken und gehe von hinten über die Mauer.«
    Doch Lukas konnte nicht anders.
    Er gab sein Schwert und seinen Dolch Daniel. »Du wirst ihnen Ehre machen«, sagte er leise zu seinem Stiefsohn. Dann breitete er die Arme aus.
    »Ich komme. Waffenlos.«
    Er musste jetzt bei Marthe sein, damit sie nicht allein diesem Dreckskerl ausgeliefert blieb.
    »Nimm den Helm ab!«, forderte Elmar.
    Lukas gehorchte.
    Hinter sich hörte er ein paar warnende Stimmen, doch das nahm er kaum wahr. Er hatte jetzt nur Augen für Marthe.
    Johanna kam zu ihm gerannt und rief zur Mauer hinauf: »Lasst mich wenigstens seine Wunde abbinden, sonst verblutet er!«
    Lukas zwang sich zu verharren – er würde sowieso warten müssen, bis die Zugbrücke herabgelassen war.
    Johanna kniete neben ihm nieder und wickelte eine breite Binde um das verletzte Bein. Während sie die Enden verknotete, spürte er, wie sie ihm etwas zwischen die Lagen des Verbandes schob. »Mein Kräutermesser«, flüsterte sie. »Gott schütze Euch!«
    Dann trat sie zurück. Lukas tat so, als wolle er den Verband zurechtrücken, und erspürte den Griff des schmalen Messers.
    Inzwischen war das Fallgitter ein Stück hochgezogen.
    Das linke Bein stark nachziehend, humpelte Lukas auf den Burghof. Als er durch den Torbogen ging, hörte er das Fallgitter wieder aufschlagen. Niemand von seinen Gefährten würde ihm jetzt zu Hilfe kommen können.
    Auf dem Burghof offenbarte sich ihm mit einem Blick, was vor sich gegangen war. Elmar hatte genügend Bewaffnete mitgebracht, um die paar Männer, die noch auf der Burg geblieben waren, zu überwältigen.
    Neben dem Brunnen lag ein enthaupteter massiger Körper, der Kopf des Vogtes war fast zwei Schrittlängen weiter gerollt.
    Auch mehrere von Lukas’ Wachen lagen tot auf dem Burghof. Die anderen standen entwaffnet auf einer Seite und

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