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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Arm gab er seiner Reiterei ein Zeichen.
    Im nächsten Augenblick stürmten fast alle seiner Bewaffneten los – zu den nahen Scheidebänken, wo die Frauen und Kinder schreiend aufsprangen und davonlaufen wollten. Doch die Männer fingen sie ein; die Reiter schnitten den Flüchtenden den Weg ab und zogen sie zu sich in die Sättel.
    Lukas’ Bogenschützen konnten nichts unternehmen, ohne die Wehrlosen zu gefährden.
    Dann kehrten Bertholds Männer mit ihrer schreienden, heulenden, um Gnade bittenden Beute zurück zum Tor: sechs Dutzend Geiseln, ausnahmslos Frauen und Kinder.
    »Lass uns in die Stadt, oder sie werden allesamt verrecken!«, brüllte Berthold. »Willst du sie wirklich für deinen Starrsinn opfern? Willst du dir das auf die Seele laden?«
    Als Lukas nicht sofort reagierte, befahl er dem Knecht, der ihm am nächsten stand: »Los, stich die Alte ab! Damit sie sehen, dass wir es ernst meinen.«
    Ohne zu zögern, schnitt der Knecht der Frau die Kehle durch, die er an den Armen gepackt hielt, und ließ die Sterbende zu Boden fallen. Den blutigen Dolch reckte er in die Höhe. Einige der Geiseln kreischten vor Angst, andere waren vor Entsetzen schreckensstarr.
    »Hast du gesehen? Und als Nächste ein paar von den kleinen Kröten!«, befahl Berthold. Er winkte drei seiner Männer zu sich, die jeder ein Kind umklammert hielten und nun ihre Klingen zogen.
    »Halt ein!«, schrie Lukas. »Wir öffnen das Tor!«
    Um die Geiseln zu befreien,
musste
er die Angreifer in die Stadt lassen und sehen, wie er sie auf dem Weg zur Burg überwältigen konnte, ohne dass den Frauen und Kindern etwas geschah. Er bedeutete der Torwache, sich beim Öffnen Zeit zu lassen, verständigte sich mit dem inzwischen eingetroffenen Boris von Zbor und beorderte einen schnellen Boten zum Burgvogt, damit dieser das Burgtor schloss und die Wehrgänge nahe dem Tor mit den besten Bogenschützen besetzte.
    Daniel schickte er zu Peter. Der sollte dafür sorgen, dass die Stadtbewohner in ihre Häuser verschwanden. Aber für alle Fälle sollten sie sich mit Äxten, Heugabeln oder Knüppeln bewaffnen.
    »Ihr haltet schön Abstand von uns, sonst stechen wir das Krötenpack ab!«, rief Conrad. »Und sorgt dafür, dass sie aufhören zu kreischen!«, fuhr er seine Männer an. »Man wird ja taub von dem Lärm.«
    Ein paar wüste Drohungen, ein paar harte Schläge, und die Schreie der zu Tode Geängstigten erstarben.
    Die Angreifer formierten sich nun für den Einmarsch in die Stadt. Gepanzerte Reiter flankierten den Zug, in der Mitte das Fußvolk mit den Geiseln.
    Lukas und Boris von Zbor wichen mit ihren Männern Richtung Burg zurück, ohne die Gegner aus dem Blick zu lassen. In den Gassen war es zu eng und zu unübersichtlich; wenn sie hier ein Handgemenge begannen, würden viele der Frauen und Kinder sterben. Er wollte die Auseinandersetzung auf dem Platz vor der Burg führen, wobei er auch auf die Bogenschützen zählte.
    Lukas führte die Bewaffneten über die Kesselmachergasse zur Erlwinschen Gasse, durch die sie direkt auf die Burg zumarschierten.
    Die Gassen waren menschenleer, so vollständig entvölkert, dass Lukas wusste, seine Warnung hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Er war sich sicher, dass hinter den Fachwerkwänden einige Mutige mit Knüppeln und Stöcken bewaffnet lauerten. Doch wie viele es sein mochten und ob sie es am Ende tatsächlich wagen würden einzugreifen, davon hatte er keine Vorstellung.
    Wenn es irgend ging, wollte er die Stadtbewohner aus dem nun unausweichlichen Blutbad heraushalten. Dafür waren seine Kämpfer ausgebildet, und dafür wurden sie bezahlt.
    Die hölzerne Brücke über den Burggraben war hochgezogen. Lukas hielt ein Stück davor und ließ seine Männer links und rechts von sich Aufstellung nehmen.
    Direkt ihm gegenüber ritten nun Berthold und Conrad auf, hinter sich ihre Ritter und Sergenten. Nahe der Kirchgasse und für alle gut sichtbar, standen die Männer mit den Geiseln.
    »Und nun? Was wollt ihr nun?«, fragte Lukas ruhig.
    »Die Schlüssel zur Burg«, forderte Conrad.
    »Du weißt, dass ich nicht dazu befugt bin«, entgegnete Lukas. »Wir können über ein Lösegeld verhandeln. Nenne mir eine Summe, und wir werden uns einig. Ihr lasst die Geiseln frei und könnt abziehen. Ansonsten gibt es ein Gemetzel, das weißt du so gut wie ich. Ihr könnt zwar diese Frauen und Kinder töten, doch dann kommt keiner von euch lebend davon. Alle meine Männer werden kämpfen, und dort oben stehen noch drei

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