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Der übersehene Mann: Roman

Der übersehene Mann: Roman

Titel: Der übersehene Mann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina McKenna
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wortreichen Lobeshymnen auf ihre alte, verstorbene Freundin an. Das Ei war vergessen. »Was sie auch anfasste, alles gelang ihr. Die Leichtigkeit ihres Gebäcks war das Gespräch der Gemeinde und ...«
    Plötzlich flog die Ammer einmal im Kreis um den Garten herum, dann landete sie mit hämmernder, rostroter Brust wieder auf demselben Pfahl. Lydia staunte über ihre Schönheit und schenkte der weitschweifigen Rede der Mutter kaum Beachtung.
    »... das lag an der Butter, weißt du. Einmal hat sie mir verraten, Kerrygold sei ihr Geheimnis. Sie benutzte eben nicht dieses eklige Schmalz so wie die anderen. Ihr Apfelkuchen wurde dreimal hintereinander beim Erntedankfest prämiert.«
    Auf einmal flog der Vogel davon und Lydia nahm das als Zeichen. Sie drehte sich um und ärgerte sich darüber, dass Elizabeth Ei und Toast kaum angerührt hatte.
    »Mutter, ich weiß alles über Lettie McCleans Kuchen. Ich habe das alles schon oft genug gehört. Und jetzt iss dein Frühstück, bevor es kalt wird. Ich hab noch was vor.«
    Fast hätte sie das letzte Wort geschrien, aber es gelang ihr gerade noch, sich zu beherrschen.
    »Will kein Frühstück mehr«, sagte Elizabeth trotzig und schob das Tablett von sich.
    »Aber Mutter, du hast doch gar nichts gegessen. Es wär doch schade, das gute Essen wegzuwerfen.«
    Elizabeth überhörte diese Einwände einfach. Wie sich die Zeiten geändert haben, dachte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Die reife Frau dort am Fenster war nicht mehr das Kind, das sie verwöhnt hatte. Lydia hatte sich aus ihrer Umklammerung befreit, war zu groß geworden für Pferdeschwänze und Söckchen, Puppen und Malbücher und die Gutenachtgeschichten, bei denen sie immer eingeschlafen war. Oh, wie sehr wünschte sich ihre Mutter diese Zeiten zurück! Als sie, sie allein die Elfenkönigin war, die Türen öffnen und in der Welt des kleinen Mädchens zaubern konnte. Als sie noch die Macht hatte, ihre Tochter an Träume glauben zu lassen.
    Sie versuchte sich zu beherrschen, denn es war ihr wichtig, die Kontrolle zu behalten, und kramte in ihrer kleinen Teppichtasche nach ihrer Brille.
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du dich so aufgetakelt hast«, sagte sie, im Nu wieder ihr altes störrisches Selbst.
    »Mutter, es ist der erste Ferientag. Hast du das vergessen? Ich habe mich einfach schick angezogen, weil mir danach war. Weil ich frei bin.« Sie wandte sich dem Fenster zu. »Jedenfalls fast«, murmelte sie.
    »O gut, dann kannst du mich ja zum Friseur fahren. Am Donnerstag habe ich die Reise zum Women’s Institute und ich habe Beatrice Bohilly versprochen zu kommen, und wenn es nur wegen deines toten Vaters ist.«
    Sie tastete mit beiden Händen ihre Haare ab, als wollte sie überprüfen, ob sie noch zu ihr gehörten.
    »Er wollte immer, dass ich so gut wie nur irgend möglich aussehe«, fuhr sie fort. »Meine Tönungen in der Farbe von lila Stiefmütterchen hätte er sicher nicht gut geheißen. Aber weißt du, manchmal konnte dein Vater auch sehr streng sein, vor allem, wenn es um das Auftreten einer Frau ging. Lippenstift war den Huren von Rom vorbehalten und Schmuck war für das fahrende Volk ...«
    »Na, wenn das so ist, nehme ich an, dass du bald aufstehen und dich anziehen willst. Ich komme in einer Minute zurück.«
    Lydia beeilte sich, das Tablett abzutragen, denn sie hatte Angst, sich wieder in dem verworrenen Netz einer weiteren Erinnerung ihrer Mutter zu verfangen.

3
    Nach dem Mittagessen döste Jamie McCloone zufrieden am Feuer. Zu seinen Füßen fraß sich Shep, der Collie, durch die Essensreste seines Herren: ein Hühnerbein, ein angebranntes Würstchen und eine Speckschwarte.
    Plötzlich spitzte der Hund die Ohren und schlug an. Jamie erhob sich.
    Er freute sich, als er durch das Fenster den gelbbraunen Morris Minor den Hügel hochkommen sah. Das Getriebe krachte, weil ein Gang falsch eingelegt worden war. Als das Fahrzeug am vorderen Tor zum Stehen kam, lief Jamie seinem Freund und Nachbarn Paddy McFadden entgegen.
    Paddys Ankunft wurde von allerlei Geräuschen begleitet, die Jamie inzwischen vertraut waren. Erst hupte er warnend, dann quietschte die Autotür in den verrosteten Angeln. Schließlich hievte Paddy seine arthritischen Hüften aus dem Fahrersitz, knallte die Tür zu und band den Türgriff mit einer Paketschnur an den Kofferraumverschluss, bis es auf dem Kies im Garten knirschte und er vor der Tür stand.
    »Schöner Tach heute, Jamie.«
    Paddy drückte sich an der

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