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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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Kapitel 1
    Als ich ihn zum ersten Mal sah, lag ein
dichter grauer Nebel über den Feldern. Dunstschwaden waberten zwischen den
fahlen Maisstängeln. Es war früh an einem trostlosen Morgen Anfang September
und ich wartete an der Stelle, wo der unbefestigte Weg zu unserer Farm von der
Hauptstraße in die Stadt abzweigt, auf den Schulbus und langweilte mich.
    Ich dachte
gerade darüber nach, wie oft ich in den letzten zwölf Jahren wohl schon auf
diesen Bus gewartet hatte, und um die Zeit totzuschlagen, fing ich an, die
genaue Zahl auszurechnen. Da bemerkte ich ihn.
    Und
plötzlich kam mir die vertraute Straße schrecklich verlassen vor.
    Er stand
unter einer gewaltigen Buche auf der anderen Straßenseite, die Arme vor der
Brust verschränkt. Die niedrigen, knorrigen Äste des Baums verbargen ihn
beinahe vollständig. Trotzdem konnte ich erkennen, dass er groß war und einen
langen dunklen Mantel trug, der beinahe wie ein Umhang aussah.
    Mir wurde
auf einmal ganz flau im Magen und ich schluckte. Wer steht im Morgengrauen
in einem schwarzen Umhang unter einem Baum mitten im Nirgendwo?
    Er musste
bemerkt haben, dass ich ihn beobachtete, denn er bewegte sich ein wenig, als
wüsste er nicht recht, ob er gehen sollte oder nicht. Oder ob er vielleicht die
Straße überqueren sollte.
    Mir war nie
aufgefallen, wie schutzlos ich die vielen Male gewesen war, die ich allein
dort draußen gewartet hatte, aber in diesem Moment traf mich die Erkenntnis mit
voller Wucht.
    Ich schaute
die Straße entlang und mein Herz raste. Wo bleibt nur der blöde Bus? Warum
musste mein Dad ein so sturer Befürworter öffentlicher Verkehrsmittel sein? Warum
konnte ich keinen eigenen Wagen haben wie alle anderen Oberstufenschüler? Aber
nein, ich sollte »Mitfahrgelegenheiten« nutzen, um die Umwelt zu schonen. Wenn
ich von dem bedrohlichen Typen unter dem Baum entführt werde, wird Dad
wahrscheinlich darauf bestehen, dass mein Gesicht nur in Zeitungen aus
recyceltem Papier erscheint ...
    In dem
kostbaren Sekundenbruchteil, den ich damit verschwendete, auf meinen Vater
wütend zu sein, setzte sich der Fremde tatsächlich in Bewegung. Er trat unter
dem Baum hervor und kam auf mich zu und ich hätte schwören können – gerade in
dem Moment, als der Bus, Gott sei Dank, auf der nur fünfzig Meter entfernten
Anhöhe erschien –, ich hätte schwören können, dass er »Antanasia« sagte.
    Mein
alter Name ... der Name, den ich bei meiner Geburt in Osteuropa bekommen habe,
bevor ich adoptiert und nach Amerika gebracht wurde, wo man mich in Jessica
Packwood umgetauft hat ...
    Aber
vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, denn das Wort ging unter im
Geräusch der Reifen, die auf der nassen Straße zischten, dem Knirschen des
Getriebes und dem Quietschen der Türen, die der Fahrer, der alte Mr Dilly, für
mich öffnete. Wunderbarer, wunderbarer Bus Nr. 23. Ich war noch nie so
glücklich gewesen einzusteigen.
    Wie jeden
Morgen begrüßte mich Mr Dilly mit einem gegrunzten »Morgen, Jess«, bevor er den
Gang einlegte und ich auf der Suche nach einem freien Platz oder einem
freundlichen Gesicht unter den halb benommenen Fahrgästen durch den Bus
stolperte. Manchmal war es einfach nur ätzend, im ländlichen Pennsylvania zu
leben. Die Kinder aus der Stadt schliefen wahrscheinlich immer noch sicher
und geborgen in ihren Betten.
    Ich
erspähte einen Platz ganz hinten im Bus und ließ mich erleichtert fallen.
Vielleicht hatte ich überreagiert. Vielleicht war meine Fantasie mit mir
durchgegangen oder es hatten sich in meinem Kopf zu viele Episoden von America's
Most Wanted vermischt. Oder vielleicht hatte der Fremde mir wirklich etwas
antun wollen ... Ich drehte mich um, lugte durch das Rückfenster und mein Magen
krampfte sich zusammen.
    Er war
immer noch da, aber jetzt stand er mitten auf der Straße, die Stiefel zu beiden
Seiten der gelben Mittellinie, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt,
während er dem Bus nachschaute und mich beobachtete.
    »Antanasia ...«
    Hatte er
mich wirklich bei meinem alten, lang vergessenen Namen genannt?
    Und wenn er dieses Geheimnis kannte, was wusste der dunkle Fremde, der im Nebel
hinter mir zurückblieb, sonst über meine Vergangenheit?
    Und
wichtiger noch, was suchte er in meiner Gegenwart?

Kapitel 2
    Tja, so
viel zu meinem
Sommer im Camp.« Meine beste Freundin Melinda Sue Stankowicz seufzte und zog
die schwere Glastür zur Woodrow Wilson High School auf. »Heimwehkranke Kinder,
Sonnenbrand, Giftefeu und dicke,

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