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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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...
    »Du
benötigst ein Schreibgerät, ja?«, wiederholte er und streckte den Arm über den
Gang – einen langen muskulösen Arm –, um mir einen glänzenden goldenen Stift
hinzuhalten. Nicht einen von diesen Plastikkulis, die die meisten Leute
benutzten. Einen Füller aus echtem Gold. Schon die Art, wie er glänzte, zeigte,
dass er teuer war. Als ich zögerte, legte sich ein Ausdruck der Verärgerung
auf das ebenmäßige Gesicht des Fremden und er hielt mir den Stift unter die
Nase. »Du weißt doch, was ein Füller ist, oder? Du hast doch sicher schon mal
einen benutzt, hm?«
    Mir gefiel
weder der Sarkasmus noch die Art, wie sich dieser Typ zweimal an einem Tag an
mich herangeschlichen hatte, und ich starrte ihn einfach nur weiter idiotisch
an, bis Faith Crosse sich vorbeugte und mich in den Arm kniff. Fest. »Jetzt
trag dich einfach auf dem Plan ein, Jenn, ja?«
    »Hey!« Ich
rieb meinen Arm, auf dem sicher bald ein blauer Fleck erscheinen würde, und
wünschte, ich hätte den Mumm, Faith die Meinung zu sagen – weil sie mich
gezwickt hatte und darüber hinaus noch nicht einmal meinen Namen zu kennen
schien. Aber die letzte Person, die sich mit Faith Crosse angelegt hatte, war
am Ende auf die Saint Monica's gewechselt, die katholische Schule des Ortes.
So sehr hatte Faith ihr das Leben auf der Woodrow Wilson High School zur Hölle
gemacht.
    »Beeil
dich, Jenn«, blaffte Faith zum zweiten Mal.
    »Okay,
okay.« Widerstrebend streckte ich die Hand nach dem Fremden aus und nahm den
schweren Stift entgegen. Als unsere Finger sich berührten, durchfuhr mich ein
absolut seltsames Gefühl. Es war wie ein Déjà-vu und zugleich eine Vorahnung.
Die Vergangenheit, die mit der Zukunft zusammenstößt.
    Der Fremde
lächelte – mit den perfektesten, gleichmäßigsten weißen Zähnen, die ich je
gesehen hatte. Über ihm erwachte die Leuchtstoffröhre für eine Sekunde zischend
zum Leben und flackerte auf wie ein Blitz.
    Okay,
das war unheimlich.
    Ich drehte
mich wieder um und meine Hand zitterte ein bisschen, als ich meinen Namen in
den Sitzplan eintrug. Es war total bescheuert, so auszuflippen. Er war einfach
irgendein Schüler. Offensichtlich ein neuer. Vielleicht wohnte er irgendwo in
der Nähe unseres Hofs. Er hatte wahrscheinlich genau wie ich auf den Bus
gewartet und es dann irgendwie versäumt einzusteigen. Sein einigermaßen rätselhaftes
Auftauchen im Englischkurs – wenige Meter von mir entfernt – war wahrscheinlich
auch kein Grund zur Besorgnis.
    Ich sah
Mindy an, in der Hoffnung auf seelische Unterstützung. Sie hatte
offensichtlich nur darauf gewartet. Mit weit aufgerissenen Augen deutete sie
unauffällig auf den Typen und formte mit den Lippen übertrieben deutlich: Er
ist so heiß!
    Heiß? »Du bist verrückt«, flüsterte ich.
Ja, oberflächlich betrachtet sah der Typ nicht schlecht aus. Aber er war zugleich
echt beängstigend mit seinem Umhang und seinen Stiefeln und der Fähigkeit,
scheinbar aus dem Nichts in meiner Nähe aufzutauchen.
    »Der
Sitzplan«, nörgelte Faith hinter mir.
    »Hier.« Ich
reichte den Sitzplan nach hinten. Faith riss mir das Papier ungeduldig aus der
Hand, sodass ich mir eine tiefe, rasierklingendünne Schnittwunde zuzog. »Au!«
    Ich
schüttelte den brennenden, blutenden Finger, dann steckte ich ihn in den Mund
und schmeckte Salz auf der Zunge, bevor ich mich wieder umdrehte, um den Füller
zurückzugeben. Je schneller, desto besser ... »Hier. Danke.«
    Der Junge,
von dem die Dunkelheit ausging, starrte auf meine Finger und ich merkte, dass
mein Blut auf seinen teuren Stift getropft war. »Ähm, tut mir leid«, sagte ich
und wischte den Stift in Ermangelung eines Papiertaschentuchs an meinem Bein
ab. Na toll. Wird dieser Fleck je wieder aus meiner Jeans rausgehen?
    Sein Blick
folgte meinen Fingern, ich vermutete, dass die Tatsache, dass ich blutete, ihn
wahrscheinlich abstieß. Und doch hätte ich schwören können, einen Moment lang
in seinen Augen etwas ganz anderes als Abscheu zu sehen ... Dann fuhr er sich
mit der Zunge langsam über die Unterlippe.
    Was zur
Hölle sollte das?
    Ich warf
ihm den Stift zu und drehte mich schnell nach vorne um. Ich könnte die
Schule wechseln wie dieses Mädchen, das sich mit Faith angelegt hat. Auf die
Saint Monica's gehen. Das ist die Lösung. Es ist noch nicht zu spät ...
    Der
Sitzplan kehrte zu Mrs Wilhelm zurück. Sie las die Namen durch, dann blickte
sie mit einem Lächeln auf, das direkt an meinem Pult vorbeiging. »Nehmen wir
uns

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