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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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die bis weit über die Knöchel reichten, mit umstickten Knopflöchern.
    Â»Das ist Mrs. Wentworth«, stellte Mama mir die fremde Frau vor und schob mich zu ihr hin. »Sag Guten Tag.«
    Ich starrte noch immer auf ihre Stiefel, stolperte und wäre ihr beinah in den Schoß gefallen.
    Mama lächelte entschuldigend. »Sie braucht eine Weile, bis sie mit Fremden warm wird. Sie verstehen.«
    Mrs. Wentworth stand auf und streckte mir die Hand entgegen. »Sehr erfreut, Miss …?«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, sagte Mama: »Miss Fenwick genügt.« Dann schaute sie mich an und nickte so zufrieden, als hätte sie einem streunenden Hund einen Namen verpasst.
    Niemand aus unserer Familie hieß Fenwick, weder mein Vater noch meine Mutter. Es war der Name auf dem Schild, das sich von einer alten Keksdose abrollte, einem von Mamas Brandsouvenirs. Die Dose tat, als wäre sie aus echtem Gold, und sah man nicht genauer hin, konnte man auch glauben, sie enthalte einen Schatz. Bei näherer Betrachtung jedoch war sie eine Enttäuschung. Durch den Boden fraß sich der Rost, und der verbeulte Deckel schloss auch nicht richtig. Gebrüder Fenwick – wir backen das Besondere.
    Mrs. Wentworth ergriff meine Hand. »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Fenwick«, sagte sie, musterte mich mit ihren großen wässrigen Augen und fügte hinzu: »Wir werden uns gewiss sehr gut verstehen.«
    In Mamas Blick lag keine Traurigkeit, nur ein Flehen. Sie war dünner, als ich hatte sehen wollen, sie wirkte schon gar nicht mehr weiblich, eher wie ein Kind. Ich wollte glauben, dass sie das Beste für mich im Sinn hatte. Ich wollte glauben, dass sie wie jede andere Mutter war und mich viel mehr liebte als ich sie. Und ich hoffte, wenn ich ihre Wünsche erfüllte, würde ich sie vielleicht eines Tages glücklich machen.
    Es gab keine Tränen bei unserem Abschied. Das hätte Mama nie geduldet. Tränen waren für sie die denkbar größte Beleidigung. »Das reicht!«, schimpfte sie immer und stampfte mit dem Absatz auf, sobald sich über meine Augen auch nur der kleinste Film legte. »Ein amerikanisches Mädchen wimmert nicht.«
    Nachdem mich Mrs. Wentworth aus dem Haus geführt hatte, hörte ich, wie Mama hinter uns die Tür schloss und verriegelte.
    Â»Hier entlang, Miss Fenwick«, sagte Mrs. Wentworth, nahm meine Hand und zog mich die Stufen hinunter.
    Als ich mich umwandte, sah ich Mamas Arm, der die Vorhänge zuzog, dahinter ihre Gestalt, die zur Silhouette wurde. Mit einem von Erschöpfung gebeugten Nacken löschte sie das Licht und hüllte den Raum in Dunkelheit.
    Dreizehn , hatte ich gedacht, wäre das Alter zu gehen.
    Mama dachte, zwölf .

Mutter, wenn du sie liebst –
    Mutter, wenn du sie liebst, so halte sie rein.
    Mutter, wenn du sie liebst, so halte sie –
    II
    I ch hatte immer das Gefühl gehabt, meine Zukunft würde an einem anderen Ort auf mich warten, auf der anderen Seite Manhattans. Sie rief nach mir im Klipp-Klapp der Pferdebahn, sie drängte mich, ihr zu folgen. Wie hieß es in dem alten Kinderlied: Up on my back, off in a crack; Child, tell your mother that you won’t be back. (Spring auf, mein Kind, fort geht’s geschwind; sag deiner Mutter, du folgst dem Wind.)
    Die Überzeugung, dass meine Bestimmung außerhalb der Slums lag, hatte sich etwa zeitgleich mit meinem ersten Herzschlag in mir eingenistet. Für mich stand ein Leben voller Verheißung bereit, dessen war ich ganz sicher, aber den Weg dorthin zu finden, das war eine andere Sache.
    Wenige Tage, bevor mich Mrs. Wentworth zu sich holte, hatte ich all meinen Mut zusammengenommen und heimlich Mamas Kristallkugel befragt. Mama hatte geschlafen, und ich hatte die Kugel gewiegt, gestreichelt, ihr geschmeichelt; ihre Macht, so hatte ich der Sphäre blauen Glases gesagt, übertreffe die meiner Mutter. Doch als ich die Kugel bat, mir zu enthüllen, was auf mich wartete, hatte sie nur still dagelegen und meine forschenden Augen gespiegelt – aus Angst vor Mamas Zorn hatte sie nichts preisgegeben.
    Ich wusste sehr wohl, wenn mich Mama erwischt hätte, hätte sie einen Tobsuchtsanfall bekommen. Was kannst du schon für Fragen haben? In das Haus einer wahren Dame zu kommen, das wirst du dir wünschen – selbst wenn du dort nur ihre Strümpfe wäschst und ihr den Tee servierst. Allerdings, das nenne ich ein

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