0559 - Zarkahrs Zorn
Es war 1832. Es war in London gewesen. Der Auserwählte Thor Gerwer hatte den Dämon Zarkahr in eine Statue aus Stein verwandelt. Und dann, im Jahr 1995, kam Mansur Panshurab, damals Erster Diener des Kobra-Dämons Ssacah, und versehentlich erweckte er den Dämon wieder aus seiner Starre - bevor er selbst von eben jenem Auserwählten getötet wurde.
163 Jahre hatten Zarkahr nicht verändern können. Nach wie vor war der Erzdämon machtbesessen, arrogant - gefährlich!
Doch nach dieser langen Zeit der Erstarrung mußte auch er sich erst wieder orientieren.
Sehr viel war geschehen, gerade in den letzten Jahren. Es hatte Veränderungen gegeben, wie sie in früheren Jahrhunderten unvorstellbar gewesen wären.
Asmodis, der Uralte und Mächtige, war nicht mehr Fürst der Finsternis! An seiner Stelle saß jetzt eine Dämonin auf dem Knochenthron, doch die konnte und wollte Zarkahr nicht so recht ernst nehmen. Sie erschien ihm zu verweichlicht, zu sehr in die eigene Macht verliebt. Er konnte sich nicht vorstellen, daß dieses eitle Weib wirklich in der Lage war, ihre persönliche Gier zurückzustellen, wenn es darum ging, die Schwarze Familie in Jahrhunderten der Gefahr verantwortungsbewußt zu lenken und ihr neue Wege zur Macht aufzuzeigen. Auch Asmodis war für diese Aufgabe schon nicht mehr geeignet gewesen.
Der einzige, der in der Lage war, daran etwas zu ändern, war Zarkahr selbst!
Säße er auf dem Knochenthron, würde ein neuer Wind durch die Hölle fegen! Zuerst würde er dieses lächerliche Knochengerümpel aus dem Thronsaal werfen lassen. Derjenige, der den ursprünglichen Thron gegen dieses Symbol persönlicher Eitelkeit ausgetauscht hatte, bewies damit nur seine eigene Dekadenz. Geradezu eine Peinlichkeit, die Zarkahr nicht einmal Asmodis zutraute.
Als nächstes würde er sich eine Hausmacht schaffen, bestehend aus ihm absolut hörigen Unterdämonen. Diese Kraft würde dafür Sorge tragen, daß kein anderer Dämon sich anheischig machte, den Aufstand gegen ihn zu proben. Wenn dann seine eigene Macht genügend gefestigt war, wenn er dann absolut unangreifbar war, konnte er darangehen, die Corr-Sippe zu stärken und zum bedeutendsten Machtfaktor innerhalb der Schwarzen Familie zu machen.
Danach konnte er immer noch die Schwarze Familie selbst zu einem stärkeren Zusammenhalt zwingen - oder es auch lassen, wenn ihm das besser erschien.
Aber Lucifuge Rofocale und auch LUZIFER selbst, der KAISER der Hölle, schienen dieser Stygia den Rücken zu stärken. Es würde kein leichter Weg werden, sie auszuschalten, um selbst die Macht zu ergreifen. Zumal Lucifuge Rofocale alles andere war als Zarkahrs Verbündeter und schon gar nicht sein Freund.
Nein, eher das Gegenteil war der Fall…
Wie es aussah, mußte Zarkahr den unbequemen, langen Weg gehen. Er mußte zuerst Ordnung in den eigenen Reihen schaffen. Und er brauchte eine verläßliche Basis. Lausige 163 Jahre hatten ausgereicht, diesen Rückhalt zu verlieren.
Doch wenn er ehrlich gegen sich selbst war, er hatte ihn schon lange vorher verloren. Jahrhunderte, Jahrtausende vorher schon. Eigentlich bereits, als er sich mit Lucifuge Rofocale zerstritten hatte.
Zarkahr selbst war einer der Uralten. Aber die Corr hatten sich körperlich verändert in den letzten Jahrzehntausenden. Ihre heutige Erscheinungsform war anders als einst. Und als immer mehr Corr der »neuen« Art geboren wurden, wurde auch ihr Einfluß immer stärker.
Die von der Alten Rasse wurden hingegen beständig weniger. Das lag an den Machtkämpfen untereinander und auch gegen andere Sippen, aber ebenso auch daran, daß ein Corr nur dreimal in der Zeitspanne seiner Existenz einen Nachkommen hervorbringen konnte. Und diese Phasen lagen weit auseinander. Sehr weit…
Schon damals hatten viele der neuen Art gegen Zarkahr opponiert. Natürlich gestand er sich nicht ein, daß er einen Fehler begangen hatte, indem er nicht gleich diesen Anfängen gewehrt hatte. Er hatte dem Treiben zu lange zugesehen!
So hatte Zorrn, der jetzt das Oberhaupt der Sippe war, ihn entmachten können. Und Zorrn war es auch, der dafür sorgte, daß jene, die noch mit dem Aussehen der Alten geboren wurden, unerbittlich ausgemerzt wurden.
Allein das war ein Grund für Zarkahr, Zorrn zu verabscheuen.
Und er suchte nach einer Möglichkeit, die Macht zurückzuerlangen!
Damals… damals hatten die anderen es geschafft, ihn zu überrumpeln und zu verjagen. An diese Niederlage dachte er nicht gern zurück, hatte sie deshalb
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