Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
wer sind seine Begleiter, sind das Riesen?“ Plötzlich und ohne Vorwarnung kam ein ungutes Gefühl in Herm auf. Kira hatte ihm bereits eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse gegeben, die ihre Flucht ermöglichten und schließlich in der Bergung des schwarzen Buches geendet waren. Den Namen des Kriegers, der eine Waffe aus der alten Zeit trug und Kira im direkten Zweikampf hatte besiegen können, hatte er dabei klar in seinem Kopf gespeichert.
Und jetzt war er hier. Begleitet von einer Armee von Riesen schlug er sich durch die dunkle Garde auf ihn zu. „Aber ist er Feind oder Freund?“ Herm zögerte nur eine Sekunde, dann ging er in Aktion, jetzt war nicht die Zeit für lange Überlegungen. Konzentriert griff er nach seiner magischen Kraft und erschuf eine lange schwarze Brücke, die sich von ihm über die Mauer bis hin zudem fremden Krieger und seiner Armee erstreckte. Bevor seine Begleiter überhaupt reagieren konnten, sprang er auf Ketaras Rücken und reichte Kira seine Hand. Wortlos ergriff die kleine Kriegerin seinen Arm und ließ sich von ihm auf den Rücken der Bärin hochziehen, aber nicht ohne ihm vorher einen dieser Blicke zu zuwerfen, der klar sagte, dass die Sache noch ein Nachspiel haben würde. Herm kannte den Blick nur zu gut, Kira ließ ihn deutlich spüren, was sie von seiner spontanen Aktion hielt.
„Lingard, versorge Secan und halte den Palast bis zum Morgengrauen…oder bis wir es geschafft haben, die Garde zu verbannen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, winkte er seinen Gefährten auf dem Balkon des Palastes noch einmal zu, dann ritten sie über die magische Brücke hinaus in das Schlachtfeld. Noch während sie über die Brücke und die unter ihnen schreiende dunkle Garde ritten, betrachtete Herm die kleine Armee, die sich mit dem fremden Krieger an ihrer Spitze durch die Rabenmonster bewegte, als wären es nur lästige Insekten. Drei Meter hoch und offenbar aus Metall geschaffen schlugen vier Dutzend magisch belebte Riesen tiefe Furchen in die Reihen der dunklen Garde. Perkles selbst trug ein langes zweihändiges Schwert, dessen Klinge weiß leuchtend durch die Rabenmonster wirbelte, als würde es lediglich Spinnweben zerschneiden. Noch ein weiterer Mann war bei ihm, etwas älter aber ebenfalls mit einem beeindruckenden Schwert bewaffnet hielt er dem grauen Krieger den Rücken frei.
Dann erreichten sie den Fuß der Brücke und für einen Moment schien der Kampf um ihn herum vergessen. Herm konnte die Gefahr, die von dem Krieger ausging, augenblicklich spüren. Er war kein gewöhnlicher Mann und er musste auch keine Angst vor einem Magier haben, das wusste Herm in demselben Augenblick, in dem sich ihre Blicke trafen. Hinter ihm spannte Kiraalle Muskeln ihres Körpers an, sie würde im Bruchteil einer Sekunde zur Kampfmaschine werden, wenn es nötig war und auch Ketara legte ihren Kopf tief in den Nacken, bereit zu einem tödlichen Angriff, den jedes Lebewesen auf der Welt würde fürchten müssen.
Der Krieger in Grau und sein Begleiter jedoch schienen sichtlich unbeeindruckt und kamen mit ruhigen Schritten auf Herm und seine zwei Begleiter zu, während die magischen Metallriesen einen unüberwindbaren Kreis um sie bildeten. Zu Herms Überraschung blieben die Männer einige Schritte vor ihm stehen und deuteten eine leichte Verneigung an. „Die Zeit des Erwachens ist gekommen, der schwarze Turm wurde erweckt. Da nicht Ihr in den Turm gegangen seid, wart Ihr auch nicht der Bote des Erwachens. Was also ist Euer Ziel?“ Die Worte des Kriegers trafen Herm vollkommen unvorbereitet. „Wie kann er das wissen?“ Offensichtlich wusste der gefährliche Mann in Grau weit mehr, als Herm vermutet hatte.
„Dreizehn Glockenschläge gegen die Verdammnis. Wir müssen die Kapelle des Triumvirats erreichen, dort hängt die größte Glocke der Stadt.“ Für einen Moment schien Perkles zu überlegen und betrachtete dabei das schwarze Buch, das Kira fest umschlossen hielt, dann nickte er stumm. Ohne weitere Worte formierte er die metallischen Riesen neu in einem Dreieck um sie herum, dessen Spitze zur Kapelle zeigte. Der blutige Marsch zum großen Glockenturm Phrygias begann.
Scheinbar unaufhaltsam pflügten die metallischen Krieger durch die Reihen ihrer Gegner, bis Herm den ersten aus ihren Reihen fallen sah. Eines der Rabenmonster hatte den Halsansatz des bronzenen Riesen aus dem Sprung heraus mit seinem gewaltigen Krummschwert getroffen und seinen Kopf vom Rumpf getrennt. Augenblicklich brach das
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