Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
gelegt, einen alten Fluch oder eine noch ältere Magie. Es spielte keine Rolle, was es war, Schuld an seiner Strafe hatten einzig der junge Magier und seine Gefährtin, deren Weg er mehrmals schmerzlich gekreuzt hatte.
„Und jetzt bin ich der Gesandte des Prätors, ein Monster, im verlassensten Winkel der Welt in einer Festung, von der niemand etwas weiß.“ Mit einem tiefen Atemzug sog Karrek die eiskalte Luft Kaldarras tief in seine Lungen. Der Vorteil seiner ungewollten Metamorphose schien zu sein, dass er keinerlei Kälteempfinden mehr hatte. Obwohl er lediglich eine kurze Lederhose und einen weiten Umhang trug, der sein unmenschliches Aussehen teilweise verdeckte, fror er nicht im Geringsten, während der eisige Bergwind um ihn herum pfiff.
„Mein Lord, eure Nachtdame ist bereit.“ Mit einem stillen Grinsen vernahm er die emotionslos gesprochenen Worte des Gardisten der Tzarina. Es spielte keineRolle, ob der Mann ihn für ein Ungeheuer hielt oder etwas Schlimmeres, solange er ihm nur Respekt zollte. Mit einer halbherzigen Handbewegung entließ er den Soldat und ging langsam in das Turmzimmer, in dem er sich inzwischen häuslich eingerichtet hatte.
Seit er erfahren hatte, dass die Tzarina die Arbeiter, die die Festung errichteten, in regelmäßigen Abständen hinrichten ließ, um den Bau geheim zu halten, hatte er eine tägliche Nachtdame verlangt. Schließlich spielte es keine Rolle, ob sie direkt von den Soldaten vergewaltigt und dann ins Massengrab geworfen wurde, oder ob Karrek erst eine Nacht lang Spaß mit ihr haben konnte. Ein kurzer Blick zeigte ihm seine Gesellschaft für die heutige Nacht, die nackte am Boden liegende Frau war klein und dunkelhaarig und entsprach somit seinen Vorgaben. Ob sie vor Angst zitterte oder vor Kälte spielte keine Rolle für ihn, schon bald würde der Schmerz in ihrem Körper jedes andere Gefühl überdecken.
Er hatte lange überlegt und inzwischen viele Variationen der Folter ausprobiert, doch er war noch immer nicht zufrieden. Wenn er einst die kleine Frau aus Begos in seine Hände bekam, dann würde sie leiden wie kein Mensch zuvor. Und ihr Begleiter würde zusehen und dem Wahnsinn verfallen. „Und dann habe ich meine Rache.“ Das leise Weinen der Frau brachte ihn aus seinen Überlegungen zurück zu seinem Vorhaben. Die Frau war hübsch, er würde sie nehmen, bevor er seine neue Technik an ihr ausprobierte. Aber diesmal würde er die Überreste ihrer Leiche selbst verschwinden lassen, anstatt die Soldaten der Tzarina zu rufen. Der Blick, den ihm die Soldaten zugeworfen hatten, nachdem er sie letzte Nacht für die Beseitigung der Überreste seiner letzten Nachtdame gerufen hatte, hatte ihm nicht gefallen. Die Soldaten töten zu müssen, würde seine Position nur verkomplizieren, am bestenwürde er die Reste über die Brüstung werfen, wofür lebte er schließlich in einem Turm?
Das leise Klopfen an seiner Tür weckte ihn abermals aus seinen Überlegungen. Wütend sah er, wie die Tür aufging, noch bevor er es erlaubt hatte, doch dann besänftigte sich seine Wut wieder. Die Tzarina selbst schritt in sein Zimmer und die Tatsache, dass sie vor ihrem Eintritt anklopfen ließ zeigte ihm, welch hohen Respekt sie ihm zollte. Vier furchterregend aussehende Wachen traten mit ihr in sein Zimmer, mehr eine symbolische Geste, sie würden ihn nicht aufhalten können, wenn er sie wirklich töten wollte. Doch so lautete nicht sein Auftrag, also durfte sie weiterleben.
„Schafft die da weg, Karrek kann seinen Vergnügungen später nachgehen. Wir haben zu reden.“ Mit einer höflichen Verbeugung akzeptierte er, dass die Leibwache der Tzarina seine Nachtdame aus dem Turm zerrte und die Tür hinter sich schloss, sie waren allein. „Habt ihr Nachricht vom Prätor? Wie läuft die Schlacht um Phrygia?“ Karrek konnte der Tzarina die Anspannung im Gesicht ansehen. Sie war eine harte Frau und kluge Herrscherin. Nicht viele Frauen schafften es, sich in eine solche Position der Macht zu bringen und auch noch so lange zu halten. Sie war wie er, nur keine Magierin sondern eine weltliche Herrscherin, einflussreich, mächtig und ehrgeizig. Sie hoffte durch ihr Bündnis mit dem Prätor ihre Macht zu vergrößern, so wie er einst auch. Ob sie wusste, was die Strafe für Versagen war, wusste sie dass er einst ein normaler Mensch war? Es spielte keine Rolle, im Moment waren sie Verbündete, Diener unter dem gleichen Meister.
„Nein, eure Hoheit, ich habe keine Informationen. Aber wie ihr
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