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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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aber ihre Zunge konnte keine Worte bilden. » Ich bin hier«, sagte er. » Ich bin bei dir. Denk an die Rituale. Verbinde dich mit mir.«
    Zuerst fühlte er nichts, dann durchfuhr ihn ein schrecklicher Schmerz. Sein Körper schien zu zerbersten wie Glas. Ro unterdrückte die Panik und konzentrierte sich instinktiv auf richtiges Fleisch, dachte an das weiche, feuchte Gewebe, das sich zu kräftigen Muskeln formte, stellte sich den Fluss aus rotem, warmem Blut vor.
    Die Musik dehnte sich in seinem Geist aus, wurde zu einer großartigen Symphonie, einem Lied, ebenso gewaltig wie das Universum. Es strömte über sie beide hinweg.
    Sofarita legte den Kopf auf seine Schulter und ließ die Arme sinken. Er spürte ihre Haut unter seinen Händen, weich und warm. Er legte sie sanft auf den Vorsprung und kniete sich neben sie. » Sprich mit mir«, sagte er. » Zeig mir, dass du am Leben bist.«
    Sie schlug die Augen auf. » Alle Macht ist von mir genommen«, erklärte sie. » Ich bin wieder eine Frau. Wie hast du diese Musik gemacht?«
    » Es war nicht meine Musik.«
    Sie seufzte und versuchte sich aufzurichten. » Ich bin nicht länger eine Göttin, Ro. Ich bin nur eine Frau der Vagaren.«
    » Du bist die Frau, die ich liebe«, stieß er hervor, überrascht, dass diese Worte aus seinem Mund strömten. Er wartete darauf, dass sie ihn zurückwies, wusste, dass sie es sanft formulieren und ihre Worte ihn wie Feuer verbrennen würden.
    » Ich liebe dich auch«, antwortete sie stattdessen. » Ich weiß es seit jener Nacht, in der du mich vor Almeia gerettet hast, indem du dich neben mich legtest und mich mit deinem Körper wärmtest.«
    Ein heftiger Sturm fegte über den Felsvorsprung. Ro klammerte sich an einen Felsbrocken. Sofarita wurde gegen ihn geschleudert.
    Ein funkelndes Licht flammte am Himmel auf. Ro blickte hoch und sah eine zweite Sonne, die gleißend hell durch die wirbelnden Wolken leuchtete. Ein titanisches Ächzen ertönte von der Mauer quer über der Welt, dem Land der Almecs. Felsbrocken regneten von ihr herab. Dann, mit einem majestätischen Ruck, rissen sich die Mauer und das Land dahinter frei, erhoben sich in den Himmel und kippten beim Aufsteigen. Ein gewaltiges Erdbeben lief über die schwebende Landmasse und zerfetzte sie in zwei Stücke. Beide setzten ihren Flug in Richtung der zweiten Sonne fort. Etwas funkelte in der Luft wie ein goldener Vogel. Ro erkannte, dass es ein Schiff war, das durch die Luft wirbelte und gegen das fliegende Land krachte. Noch mehr goldene Schiffe tauchten auf, als würden sie von einem unsichtbaren Wirbelwind angehoben.
    Ein Ring aus loderndem Feuer flammte am Himmel auf. Er hatte einen Durchmesser von mehreren hundert Meilen. Das zerbrochene Land trieb darauf zu, flog durch den Flammenring. Während Ro zusah, verschwand das Land der Almecs. Der Flammenring begann sich zu schließen, schrumpfte immer kleiner und kleiner zusammen.
    Dann war er verschwunden.
    Jetzt gab es keine Mauer mehr, kein finsteres, bedrohliches Land. Stattdessen lag eine riesige und vollkommen zerstörte Ebene vor ihnen.
    » Das Gras und die Bäume werden wieder wachsen«, erklärte Sofarita, » und die Flüsse werden wieder fließen. Das Leben wird wieder erblühen.«
    Ro stand auf, nahm Sofaritas Hand und verließ mit ihr den Felsvorsprung.
    Ein Stück weiter unten auf dem Pfad trafen sie auf Einäugiger-Fuchs, Mondstein und Suryet. Vier weitere Anajo hatten ebenfalls überlebt.
    Am Anfang des Pfades sah Ro einen Berg von Leichen liegen. Mondstein kniete ein Stück von ihnen entfernt neben dem am Boden liegenden Talaban. Ro stürmte vor, weil er dachte, der Avatar wäre nur verletzt. Doch als er näher kam, sah er die schrecklichen Wunden und das kalte, regungslose Gesicht. Er seufzte und empfand eine tiefe Scham über die große Freude, die er empfunden hatte, als Sofarita ihm ihre Liebe gestanden hatte. Talaban hatte sein Leben geopfert, damit er diese Worte hören konnte.
    Er trat zu dem gefallenen Avatar und kniete sich neben die Leiche.
    » Er und die anderen haben mehr als zwanzig Feinde getötet«, erklärte Mondstein auf Anajo. » Sie sind nicht zurückgewichen. Talaban war der Letzte, der fiel. Ich habe versucht, ihn zu erreichen, ihm zu helfen. Ich wollte sein Leben retten, so wie er meines gerettet hat. Er sah noch, wie ich auf ihn zulief. Dann waren sie über ihm. Er starb, als die Sonne aufging.« Mondstein zückte seinen Dolch und schnitt eine Locke von Talabans Haar ab. » Ich werde ein

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