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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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Kapitel 1

    Und es begab sich in einer Zeit vor unserer Zeit, dass Tail-avar, der Gott der Weisheit, zusammen mit Storro, dem Künder der Legenden und Berühr-den-Mond, dem Gott der Stämme, eine Reise unternahm, um die Macht aus den magischen Fängen des Frostriesen zu rauben. Mit einem Seil, das aus Mondlicht geflochten war, fing Tail-avar sieben Meeresschlangen. Sie zogen sein Kanu in weniger als einem Tag über das Große Wasser. Als Berühr-den-Mond die Bestie sah, gegen die sie antreten sollten, sank er auf den Boden des Kanus und flehte den Geist des Himmels an, ihnen Mut zu spenden. Denn der Frostriese war größer als die Berge, und sein gewaltiger weißer Rücken schien die Himmel zu spalten. Der Odem aus seinem Mund strömte als eisiger Nebel viele Wegstunden weit über das Meer. Seine Krallen waren lang wie die Lippen eines Wals und seine Zähne scharf wie der Verrat.
    Aus dem Morgenlied der Anajo
    Talaban stand allein auf einer vereisten Anhöhe, während der Wind kalt von den Gletschern herunterpeitschte, und erinnerte sich an das erste Mal, als er diese Prophezeiung gehört hatte.
    Der Große Bär wird aus dem Himmel heruntersteigen, mit seiner Pranke auf den Ozean schlagen und so alle Werke der Menschheit in den Untergang reißen. Dann wird er zehntausend Jahre schlafen, und der Atemhauch seines Schlafes wird der Tod sein.
    Diese Worte hatte ein Mystiker der Vagaren gesprochen; ein zerlumpter Mann in stinkenden Fellen, der auf den unteren Stufen des Großen Tempels hockte. Da er ihn für einen Bettler hielt, hatte der junge, blauhaarige Offizier der Avatar ihm eine kleine Silbermünze zugeworfen. Der Mystiker hatte sie betrachtet und immer wieder in seinen schmutzstarrenden Fingern gedreht. Sein Gesicht war verschmiert von Dreck und Schweiß, und am Hals leuchtete ein entzündeter Furunkel. An jedem andren Ort der Stadt hätte die Wache ihn verhaftet. In den Straßen von Parapolis wurden keine Bettler aus der Einöde geduldet. Der Tempel jedoch war das akzeptierte Zentrum aller Weltreligionen, und ihre Angehörigen hatten das Recht, sich hier zu versammeln. Vagaren, Stammesleute, Nomaden, sie alle reisten nach Parapolis. Diese Entscheidung der Avatar war ebenso politisch wie spirituell. Denn die Barbaren kehrten in ihre Heimat zurück und überzeugten dort ihre Gefolgsleute von der Vergeblichkeit einer Revolte. Parapolis mit ihren glänzenden Türmen aus Gold und ihrer mächtigen Magie war ein Symbol unbezwingbarer Macht.
    Talaban beobachtete, wie der in einen Pelz gehüllte Bettler die Münze betrachtete. Die Geschwulst an seinem Hals schien jeden Moment aufplatzen zu wollen und heftig zu schmerzen. Talaban bot ihm an, ihn zu heilen. Doch der Mann schüttelte den Kopf; bei der Bewegung zuckte er vor Schmerz zusammen. » Ich brauche keine Heilung, Avatar. Dieser Furunkel ist ein Teil von mir, und er wird mich verlassen, wenn er dafür bereit ist.« Der Mystiker sah erneut auf die Silbermünze in seiner Hand und hob den Blick dann zu dem großen blauhaarigen Soldaten. » Deine Gabe zeugt von einem großzügigen Geist, Avatar«, sagte er. » Schau dich um und sage mir, was du siehst.«
    Talaban richtete den Blick auf die gewaltigen Gebäude im Zentrum der Hauptstadt. Der Große Tempel war ein prachtvolles Bauwerk, mit goldenen Schindeln gedeckt und mit Hunderten wunderschön gemeißelter Marmorstatuen geschmückt, die Szenen aus der tausendjährigen Geschichte der Avatar abbildeten. Daneben stand das vergoldete Monument, eine gewaltige, mehr als siebzig Meter hohe Säule aus Gold. Wohin auch immer er blickte, fiel Talaban die Pracht der Hauptstadt der Avatar ins Auge. Majestätische Bauten, gewaltige Prunkbögen, gepflasterte Promenaden. Und hinter all dem, atemberaubend heiter, erhob sich die gewaltige Weiße Pyramide, die noch die unglaublichsten Werke der Architektur der Avatar in den Schatten stellte. Drei Millionen Steinquader, etliche davon mehr als zweihundert Tonnen schwer, waren aufgeschichtet worden, um diesen künstlichen Berg zu erschaffen. Danach hatte man das gesamte Bauwerk mit weißem Marmor verblendet. Einen Augenblick lang verlor sich Talaban in diesem beeindruckenden Anblick. Dann erinnerte er sich an die Frage, die der Zerlumpte ihm gestellt hatte. » Ich sehe, was du siehst«, sagte er. » Die gewaltigste Stadt, die jemals gebaut wurde.«
    Der Mystiker lachte leise. » Du siehst nicht, was ich sehe. Du siehst, was ist. Ich dagegen sehe, was sein wird.« Er deutete auf die golden

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