Der Weg des Feuers
sollte.
Auf dem Weg dorthin begegnete er Medes, der ihn herzlich begrüßte.
»Meine allerherzlichsten Glückwünsche – und das meine ich wirklich ernst! Nach all Euren Heldentaten ist diese Ernennung mehr als verdient, Iker. Natürlich gibt es die ewigen Neider, die sich das Maul zerreißen, aber die müssen Euch ja nicht kümmern. Ich habe den Erlass für Euch fertig gemacht, der Euch zum Betreten des heiligen Reichs von Osiris berechtigt. Steht schon fest, wann Ihr abreist?«
»Nein, noch nicht.«
»Dieser neue Auftrag ist glücklicherweise nicht so gefährlich wie die letzten! Ich persönlich möchte nie wieder nach Nubien. Das Land gefällt mir nicht, und Segeln macht mich krank. Zögert nicht, meine Dienste in Anspruch zu nehmen, wenn Ihr sie benötigt.«
Als sie zum Essen Platz nahmen, sah Sekari Iker irgendwie komisch an.
»Seltsam… Du scheinst ja fast normal zu sein. Für einen Einzigen Freund ist das schon erstaunlich! Darf ich überhaupt noch das Wort an dich richten?«
Iker spielte mit und nahm eine steife Haltung ein.
»Vielleicht solltest du in meiner Gegenwart den Boden küssen. Ich denke darüber nach.«
Die beiden Freunde brachen in herzliches Gelächter aus.
»Wenn ich Memphis verlasse, möchte ich dir Nordwind und den Hund anvertrauen.«
»Diese beiden ausgezeichneten Soldaten, die nach ihrem ruhmreichen Feldzug nach Nubien befördert wurden!«, sagte Sekari. »Warum willst du dich von ihnen trennen?«
»Nach Abydos muss ich allein fahren. Wenn alles gut geht, kommen sie später nach.«
»Abydos… Du willst es also endlich kennen lernen.«
»Sag mir die Wahrheit: Weißt du, wer Isis ist?«
»Eine schöne junge Priesterin.«
»Weiter nichts?«
»Das ist doch schon allerhand.«
»Wusstest du wirklich nicht, dass sie die Tochter des Königs ist?«
»Doch, eigentlich schon.«
»Warum hast du mir dann nichts gesagt?«
»Der Pharao hat es so gewollt.«
»Wissen noch mehr Leute darüber Bescheid?«
»Nur die Mitglieder des Goldenen Kreises. Da aber Geheimhaltung zu ihren wichtigsten Regeln gehört, haben sie sich ebenfalls daran gehalten.«
Iker war niedergeschlagen.
»Sie wird mich niemals lieben! Hat sie den Weg des Feuers überstanden? Ich kann es gar nicht erwarten aufzubrechen!
Was für eine schreckliche Reise! Angenommen, das Unglück…«
Sekari versuchte, seinen Freund zu beruhigen.
»Hat Isis denn nicht bisher alle Prüfungen, wie schwer sie auch immer waren, bestanden? Mit ihrer Hellsicht, ihrer Klugheit und ihrem Mut wird sie sich schon zu verteidigen wissen.«
»Bist du diesen Furcht erregenden Weg auch gegangen?«
»Die Pforten sind immer die gleichen, aber für jeden Einzelnen sehen sie anders aus.«
»Ohne sie hat das Leben für mich keinen Sinn. Aber warum sollte sie mich schätzen?«
Sekari tat so, als würde er nachdenken.
»Als Einziger Freund und Königlicher Sohn bist du noch ziemlich unerfahren. Als Schreiber besitzt du dagegen einigen Sachverstand. Vielleicht kannst du ihr ja damit behilflich sein, vorausgesetzt sie ist nicht empfindlich gegen deine hochtrabenden Titel. Die können einen schließlich schon verschrecken, findest du nicht?«
Sekaris gute Laune gab Iker neuen Mut, und einige Becher eines ausgezeichneten, süffigen Weins dämpften ein wenig seine Ängste.
»Glaubst du, dass der Prophet und seine Anhänger Ägypten verlassen haben?«
»Wenn er ein ganz normaler Mensch wäre, hätte er sich mit seiner Niederlage abgefunden und wäre ins syrische Palästina oder nach Asien geflohen«, gab ihm Sekari zur Antwort. »Da er aber kein gewöhnlicher Verbrecher oder Eroberer ist, will er auch jetzt noch die Zerstörung unseres Landes und bringt weiterhin die Mächte der Finsternis zum Einsatz.«
»Du befürchtest also neue Angriffe?«
»Der König und Sobek sind genau wie ich der Meinung, dass weitere Angriffe erfolgen werden. Deshalb müssen wir wachsam bleiben. In Abydos wirst du wenigstens in Sicherheit sein. Angesichts der vielen Soldaten und Sicherheitskräfte, die den Ort bewachen, kann dir dort eigentlich nichts geschehen.«
Kaum hatte er das gesagt, hatte Sekari plötzlich ein merkwürdiges Gefühl.
Mit einem Mal erschien ihm Ikers Reise bedrohlich. Er fühlte sich äußerst unbehaglich. Da er seine Ängste aber nicht erklären konnte, blieb er lieber still, anstatt seinen Freund zu beunruhigen.
Kein einziges Mal während seines Aufenthalts hatte der Prophet dem Libanesen gestattet, mit Bina zu sprechen. Wenn sie von einem
Weitere Kostenlose Bücher