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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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trüber Dezembertag in der Woche zwischen den Festen. Der Himmel, diesig grau, ließ die Sonne nicht durchkommen. Die weite Ebene um Walkenfeld lag unter einer leichten Schneedecke. Professor Eggerth saß in seinem Arbeitszimmer, einen Folioblock mit vielen Notizen vor sich, einen Bleistift in der Hand. In den Sessel zurückgelehnt, hörte er, was der Lautsprecher auf dem Schreibtisch vor ihm in kürzeren und längeren Zwischenpausen zu sagen hatte und notierte sofort, was von der Membrane zu ihm klang.
    So jetzt wieder: „Von Bord der Seeschwalbe: Flugzeit 5 Stunden 36 Minuten. Flugstrecke 5.600 Kilometer. Noch Brennstoff für eine gute Stunde. Wollen das Dreieck noch zweimal abfliegen.“
    „Einverstanden, Hein.“ Der Professor strich sich durch das volle, weiße Haar. Ein Lächeln der Befriedigung glitt über sein Gesicht. Die Seeschwalbe erfüllte genau die Bedingungen, die er bei ihrer Berechnung und Konstruktion zugrunde gelegt hatte. Um 6 Uhr morgens war sie vom Flugplatz des Werkes aufgestiegen. Unablässig flog sie seitdem das 400 Kilometer lange Dreieck Walkenfeld, Sophienstadt, Kreuzburg, ab und vollendete ihre Runden mit mathematischer Regelmäßigkeit. Fast auf die Sekunde genau strich sie alle 24 Minuten in 8.000 Meter Höhe über den Flugplatz des Werkes hin.
    Professor Eggerth schrieb ein paar Zahlen auf den Notizblock. 40.000 Kilometer der Flug für den Reading-Preis. 1.000 Stundenkilometer die Dauergeschwindigkeit der Seeschwalbe. In 40 Stunden reiner Flugzeit würden sie es schaffen.
    Er fuhr sich über die Stirn. Sollte er die Seeschwalbe in das Rennen schicken? Ihre Zuverlässigkeit war hundertprozentig, davon war er überzeugt Sie würde nicht nur 40, sie würde auch 100, ja 500 Stunden ebenso sicher durch die Luft ziehen wie jetzt. Doch, wenn nun ein anderer Bewerber eine Maschine in das Rennen brachte, die ebenso zuverlässig war und vielleicht fünfzig oder hundert Kilometer mehr in der Stunde flog? Was dann? In irgendeiner Form mußte man das verhindern. Ein Klopfen an der Tür riß den Professor aus seinen Gedanken.
    „Herein! ... Sie sind's, Vollmar. Was gibt's denn?“
    „Ich habe die Japaner durch das Werk geführt, Herr Professor. Augenblicklich sitzen die Herren im Casino.“
    „So... so. Bitte, lieber Vollmar, nehmen Sie Platz.“ Der Professor bot seinem Oberingenieur einen Stuhl an. „Wer von unseren Herren war an der Führung beteiligt?“
    „Außer mir selbst Hansen und Berkoff, Herr Professor. Die frühstücken jetzt mit ihnen im Casino. Ich hielt es im Interesse einer besseren Überwachung für angebracht, für jeden unserer Gäste einen Führer zu nehmen. Wir haben, wie verabredet, nach Schema C geführt. Der neue Windstromkanal und der Erweiterungsbau des Strahlmotorenwerkes sind nicht gezeigt worden.“
    Professor Eggerth nickte zustimmend. „Ist auch besser so. Wir haben zwar sonst die besten Beziehungen zu ihnen. Aber die besonderen Verhältnisse ... Sie wissen, der Reading-Preis! — Vorsicht ist geboten. Der Wissensdurst der Herrschaften schien mir ungewöhnlich groß zu sein. Wie war es bei der Führung?“
    Der Oberingenieur zuckte die Schultern. „Natürlich die alte Geschichte, Herr Professor. Jeder von den dreien hatte die bewußte Knopflochkamera unter der Weste. Was ihnen interessant erschien, haben sie mit ziemlicher Unverfrorenheit geknipst.“
    Professor Eggerth lachte. „Nun, ich werde die Herrschaften selber über den langen Gang in unsere Forschungsanstalt führen.“
    Oberingenieur Vollmar konnte nicht umhin, ebenfalls zu lachen. Der >lange Gang< war eine Spezialerfindung des Professors. Hinter den dünnen Holzplanken, die seine Seitenwände bildeten, standen gewaltige Röntgenröhren, die eine Strahlung von größter Stärke und Härte quer über den Gang aussandten. Wer da mit einer fotografischen Kamera durchkam, dem wurden die Filme restlos geschwärzt. Schon mancher allzu neugierige Besucher der Eggerth-Werke hatte das zu seinem Schaden erfahren müssen.
    Professor Eggerth fragte weiter: „Haben sich die Herren über den kaufmännischen Teil ihrer Mission geäußert?“
    „Doch etwas. Sie haben die Absicht, mit schnellster Lieferfrist zwei Maschinen vom Typ der Seeschwalbe zu erwerben. Außerdem fragten sie recht interessiert nach unseren letzten Fortschritten auf dem Gebiet des neuen Strato-Flugzeuges.“
    Professor Eggerth pfiff durch die Zähne. „Was haben Sie ihnen gesagt?“
    „Daß wir noch in den Entwicklungsarbeiten stecken und

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