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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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unbeschreibliche Überraschung.
    Da hieß es in den Propositionen für diesen Wettbewerb: „Jede Nation kann sich mit bis zu sechs Flugzeugen beliebiger Art, die in allen ihren Teilen im eigenen Lande hergestellt sein müssen, beteiligen. Die Wahl ihres Startpunktes ist jeder Nation freigestellt. Es ist jedoch Bedingung, daß eine Kontrollstation auf dem gegenüberhegenden Antipodenpunkt des Erdballes eingerichtet wird. Der Flug hat vom Start zur Kontrollstation und von dort möglichst gradlinig weiter um die andere Hälfte des Erdballes herum zurück zum Startpunkt zu führen.
    Sämtliche Startpunkte, die zugleich die Zielpunkte sind, und die Kontrollpunkte sind mit Zeitnehmern zu besetzen, die ein vom Testamentsvollstrecker im Auftrag des Erblassers errichtetes Kuratorium stellen wird.
    Alle diese Punkte werden durch das Kuratorium mit Sendestationen ausgerüstet.
    Der Wettflug beginnt am 22. September um zwölf Uhr mittags nach New Yorker Zeit. Der Startschuß wird im großen Sendesaal der Radio-City von New York abgefeuert. Er wird an allen Startstellen durch die Lautsprecher der dortigen Empfangsstationen hörbar sein. Im Augenblick des Startschusses beginnt das Rennen. Wer später startet, verliert die entsprechende Zeit.
    An den Kontrollstellen wird die Sekunde der Ankunft festgelegt und sofort auf Geheimwelle an die Zentrale der RadioCity weitergegeben. In jeder Kontrollstelle wird jeder Rennteilnehmer dreißig Minuten festgehalten, die ihm nicht auf die Rennzeit angerechnet werden. Seine Ankunft am Ziel wird ebenfalls auf die Sekunde gewertet und sofort nach New York gefunkt. Jedem Teilnehmer stehen beliebige Zwischenlandungen frei. Jedes am Wettbewerb teilnehmende Flugzeug ist neben dem UKW-Sprechfunk für Nahbereich auch mit Kurzwellenfunkapparaten auszurüsten. Möglichst häufige Standortmeldungen während des Fluges sind erwünscht, aber nicht obligatorisch. Die Feststellungen der vom Reading-Kuratorium gestellten Zeitnehmer sind unanfechtbar.“
    Das waren in der Hauptsache die Bedingungen, die John Sharp am 7. Oktober bekanntgab. Fünfzig Wochen danach sollte das große Rennen beginnen.
    Fünfzig Wochen, beinahe ein Jahr, und dennoch zu kurz die Frist, um etwa noch vollkommen neue Maschinentypen für die besonderen Verhältnisse dieses Wettbewerbs zu entwickeln, zu bauen und auch zu erproben.
    Immer wieder tauchte die Frage auf: Warum hat der Verstorbene nicht eine einzige Rennstrecke für alle Teilnehmer festgelegt? Wäre die ganze Organisation und Kontrolle dann nicht viel einfacher, die Sicherheit der einzelnen Teilnehmer nicht größer? Hätte Morgan Reading auf diese Fragen antworten können, er würde wohl in seiner wortkargen Weise gesagt haben: Konkurrenten auf dem gleichen Weg sind die größte Gefahr für einander.
    Und dann kam jene Bedingung der Kontrollstationen am
    Antipodenpunkt zur Debatte. Auch das schien auf den ersten Blick so harmlos und selbstverständlich zu sein. Wenn die Teilnehmer zwei gegenüberliegende Punkte des Erdballes berührten, so waren sie dadurch ja automatisch gezwungen, wirklich den ganzen Erdumfang in der Länge von 40.000 Kilometern auszufliegen. Jede Abkürzung des Weges, jeder Täuschungsversuch waren durch die Festlegung dieser beiden Punkte grundsätzlich unmöglich gemacht.
    Aber bekanntlich kann man ja durch zwei derartige Punkte unendlich viele größte Kreise um den Erdball legen. Auch nach der Festlegung eines Startpunktes und der dazugehörigen Kontrollstation blieb es daher immer noch der Tüchtigkeit der Teilnehmer überlassen, sich denjenigen Weg auszusuchen, auf dem ihnen Witterungsverhältnisse und atmosphärische Strömungen am förderlichsten waren. Auch hier leuchtete wieder der Grundgedanke Morgan Readings durch: Der beste Mann auf der besten Maschine soll den Preis gewinnen.
    Ein Startpunkt war schnell gefunden. Jedes Land suchte ihn zuerst innerhalb seiner Grenzen in einem der großen Flughäfen. Doch wie stand es nun mit dem Antipodenpunkt, auf dem die Kontrollstation erreicht werden mußte? Auch er ließ sich rechnerisch leicht ermitteln. Man brauchte ja nur einen Apfel zu nehmen und eine Stricknadel durch seinen Mittelpunkt hindurchzustecken, um sich die Verhältnisse klarzumachen. Lag der Startpunkt unter x-Grad nördlicher Breite, so war der Antipodenpunkt natürlich unter x-Grad südlicher Breite zu suchen. Lag der Startpunkt unter y-Grad westlicher Länge, so fand sich der Gegenpunkt unter 180- y-Grad östlicher Länge. Das war so

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