Der will doch nur spielen: Roman (German Edition)
zusammen. Hör zu, ich muss wieder, mein Halb-fünf-Termin ist hier. Wir reden später weiter.
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Von:
Kate Mackenzie
An:
Orin Wingblade
Betreff:
Das Leben
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Sehr geehrter Professor Wingblade,
wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht mehr an mich. Mein Name ist Kate Mackenzie. Ich habe vor einigen Jahren Ihre Einführung Soziologie I und II besucht.
Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich nach meinem Studium eine Karriere im städtischen Sozialwesen einschlug. Ich wollte »etwas bewirken«, wie Sie uns immer nahegelegt haben. Ich arbeitete ein Jahr lang für das Jugendamt der Stadt New York, bevor mir klar wurde, dass es nicht funktionierte.
Professor Wingblade, es schmerzt mich, das sagen zu müssen, aber ich glaube nicht, dass ein EINZELNER Mensch etwas bewirken kann. Ich habe mich wirklich sehr bemüht. Sowohl als Sozialarbeiterin wie auch zuletzt als Angestellte der Personalabteilung einer großen New Yorker Zeitung.
Aber in beiden Berufen kam es mir vor, als würde ich mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Kinder mussten immer noch hungrig ins Bett, während ihre Eltern sich DVD s auf dem neuen Plasma-Fernseher ansahen, und guten Menschen – die mir wirklich am Herzen lagen – wurde aus heiterem Himmel gekündigt. Dafür schreckten die Vorgesetzten selbst vor Lügen nicht zurück – bis ich schließlich auch gehen musste.
Der Grund, warum ich Ihnen schreibe, ist … Professor Wingblade, was soll ich jetzt machen?
Ich bin hinaus in die Welt gezogen und habe versucht, etwas zu bewirken, aber ich habe kein einziges Leben verbessert, und mein eigenes Leben ist, offen gesagt, ein heilloses Chaos. Ich habe vor kurzem eine langjährige Beziehung beendet, weil mein Partner mir das Gefühl gab, dass ich ihm nicht viel wert bin.
Darum habe ich jetzt keinen festen Freund, keine Arbeit und auch keinen festen Wohnsitz.
Ich möchte meine Freunde nicht mehr mit meinen Problemen belasten – sie haben eigene Sorgen. Meine beste Freundin wünscht sich nichts sehnlicher als ein Baby, weshalb sie gerade eine Hormonbehandlung macht (und dabei werden heutzutage viele Mädchen schon im Teenie-Alter schwanger, ohne Mutter sein zu wollen), und ich will nicht bei ihr wohnen – nicht, wenn sie und ihr Mann damit beschäftigt sind, neues Leben zu zeugen.
Ich wünsche mir auch Kinder, aber scheinbar finde ich keinen Mann, der zu einer festen Bindung bereit ist, geschweige denn lange genug bleiben möchte, um ein Ei zu befruchten und zu sehen, wie daraus ein Baby wird und später ein Akademiker. Ich habe zwar einen netten Mann kennen gelernt, aber – na ja, er ist im Grunde für meine Kündigung verantwortlich, und vielleicht ist er nur aus purem Mitleid so nett zu mir. Dabei kann man von einer eindeutigen gegenseitigen sexuellen Anziehung sprechen, und er scheint mich wirklich zu mögen … Aber wie kann er das, wenn ich mich nicht einmal selbst leiden kann?
Ich sollte noch hinzufügen, dass er Anwalt ist. Ich weiß, Sie haben gesagt, jeder Mensch besitzt einen Wert und Würde. Aber sind Sie sicher, das trifft auch auf Anwälte zu?
Wie kann ich mich einer neuen Beziehung öffnen – ich bin nicht fähig, diesen Mann aus meinem Kopf zu bekommen, und das macht mich VERRÜCKT – mit einem, der nicht nur schuld ist, dass ich arbeitslos bin, sondern zudem ein ehemaliger Pflichtverteidiger, der sich in einen hochbezahlten Firmenanwalt verwandelt hat?
Hinzu kommt: Ich habe zwei seiner Geschwister kennen gelernt. Die Schwester ist sehr nett, aber der Bruder … Gott, was für ein Arsch! Die Lage ist kompliziert. Und das nicht nur, weil ich es zugelassen habe, dass ein Anwalt seine Hand unter meine Bluse schiebt.
O mein Gott, ich kann das unmöglich abschicken.
Tja, obwohl, ich kann schon, denn ich habe das Gefühl, Sie können das alles sehr gut nachvollziehen, nachdem Sie uns einmal anvertrauten, dass Ihre Frau sich einfach den Wagenschlüssel geschnappt hat und wegfuhr, ohne ein Wort zu sagen. Ich hoffe sehr, dass alles gut ausgegangen ist für Sie und Ihre Frau.
Gut, Professor, ich muss jetzt aufhören. Dollys Haushälterin möchte das Bett neu beziehen, auf dem ich gerade liege.
Ich bitte Sie, falls es Ihnen nicht zu viel Mühe bereitet, wäre ich sehr dankbar für ein paar Zeilen
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