Der Wolfsthron: Roman (German Edition)
waren. Ihr ständiges Hin und Her machte Raisa nervös, aber sie versuchte, sich zu zügeln, da sie wusste, wie sehr Cat sich bemühte.
Die eigentlichen Tätigkeiten einer Zofe blieben aber zumeist unerledigt, es sei denn, Raisa bat sie ganz konkret darum, etwas zu tun. Cat hatte einfach keinen blassen Schimmer davon, was die Position, die sie innehatte, tatsächlich von ihr verlangte. Magret Gray erledigte ihre Aufgaben, wenn Cat weg war, und ließ keine Gelegenheit aus, auf die Mängel der neuen Kammerzofe hinzuweisen.
So holte Cat zum Beispiel eines Morgens das Kleid, das Raisa bei einem Empfang der Wache tragen wollte, und legte es dann einfach über einen Stuhl. Als Magret irgendwann kam, nahm sie es, hängte es auf den Kleiderständer und ging dann leise vor sich hin murmelnd darum herum.
Raisa versuchte, sich auf ihr Buch zu konzentrieren, aber Magrets Gemurmel wurde immer lauter, während sie das Kleid glattstrich.
»Ich werde es mit dem Dampfeisen probieren, aber ich weiß nicht, ob ich diese Knitterfalten bis heute Abend rausbekomme. Es ist eine Schande, dass die Königin des Reiches sich in etwas zeigen muss, das aussieht, als hätte es die ganze Zeit in der Schublade oder zusamengeknüllt auf dem Boden gelegen. Zu meiner Zeit waren die Bediensteten noch stolz auf das Aussehen ihrer Herrin.« Und so weiter und so fort.
Raisa legte ihren Finger auf die Buchseite, um sich die Stelle zu merken, bei der sie gerade angelangt war. »Magret? Möchtest du mir vielleicht irgendetwas sagen?«, fragte sie.
»Nein, Hoheit.« Magret strich weiter den Samt glatt. »Schon gut. Ich werde versuchen, es in Ordnung zu bringen.«
»Hast du Bedenken bezüglich meiner neuen Kammerzofe?«, blieb Raisa beharrlich.
Magret wirbelte herum und sah Raisa an, die Hände auf ihre beachtlichen Hüften gestützt. »Eure Hoheit, ich frage mich, warum sie hier ist, und alle anderen tun das ebenfalls. Einige von uns stammen aus Ragmarket, ja, aber wir haben den langen Weg genommen, wir haben uns in der Hoffnung hochgearbeitet, vielleicht eines Tages der Königin und ihrer Familie dienen zu dürfen. Alle Bediensteten machen sich so ihre Gedanken, aber sie haben Angst, irgendetwas zu ihr zu sagen, weil sie fürchten, dass sie ihnen die Kehle durchschneiden könnte.«
»Wirklich?«, fragte Raisa mit täuschend ruhiger Stimme. »Seit wann ist es die Aufgabe meiner Bediensteten, darüber nachzudenken, wie ich meine Angestellten auswähle?«
Magret schniefte. »Es ist unsere Aufgabe, uns um Euch zu kümmern, Hoheit, so gut wir können. Wir möchten dafür sorgen, dass Euch gut gedient wird. Und wenn sie ihre Aufgaben nicht richtig erfüllt, bedeutet das für uns andere mehr Arbeit.«
»Sie ist mit einer Empfehlung gekommen«, sagte Raisa. »Vielleicht hat sie noch ein paar Ecken und Kanten, aber …«
»Wer hat sie empfohlen?«, platzte Magret heraus. »Dieser blauäugige Teufel, der nebenan wohnt? Oh, ja, er ist hübsch und kleidet sich nett, aber das ändert nichts daran, wer er ist. Ich habe gesehen, wie er Euch ansieht, Eure Hoheit. Als wäre er hungrig und Ihr wärt seine Mahlzeit.«
Raisas Wangen wurden heiß, als ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie stand auf und ballte die Fäuste. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte sie.
»Ich weiß alles über Cuffs Alister«, redete Magret weiter. »Er hatte seine Mädchen in Ragmarket, und er hat allen das Herz gebrochen. Ob Ladys oder Wäscherinnen, das war ihm egal. Also, ich habe Geschichten gehört, wie er …«
»Magret. Han Alister hat mir das Leben gerettet«, unterbrach Raisa sie und widerstand der Versuchung, sich die Ohren zuzuhalten. »Und dabei wäre er fast selbst gestorben. Ich schulde ihm mehr Dank, als ich ihm je zurückzahlen kann.«
»Nun, er wird Euch noch bezahlen lassen«, sagte Magret. »Merkt Euch meine Worte. Der tut nie etwas, ohne das Gold abzuwägen und sich seinen Anteil auszurechnen.«
»Schon gut, du hast mich gewarnt«, erwiderte Raisa. »Und damit ist das Thema beendet. Sprechen wir über Cat…arina. Du hast absolut recht. Sie muss angelernt werden.« Sie machte eine Pause, einen Herzschlag lang. »Ich möchte, dass du das übernimmst.«
»Ich?« Magret sah sie entsetzt an. »Oh, nein, Eure Hoheit. Ich kann nicht …«
»Ich befördere dich. Ich ernenne dich zur Meisterin meiner Kammerzofen«, fuhr sie fort. »Du wirst meine persönlichen Bediensteten beaufsichtigen und dafür verantwortlich sein, dass sie alles Notwendige lernen, um
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