Der Wolfsthron: Roman (German Edition)
Akademie zurückgekehrt bin, statt zu den Fells weiterzuziehen. Also ist es unwahrscheinlich, dass Lord Bayar weiß, wo ich jetzt bin, oder?«, versuchte sie sich selbst Mut zu machen.
»Die Nachricht ist noch nicht sehr alt«, sagte Byrne und runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich tatsächlich auf den früheren Versuch bezieht.«
Eine üble Situation, dachte Raisa zitternd, wenn so viele Leute versuchen, einen zu töten, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten kann.
Byrne nahm Ghosts Sattel und legte ihn auf das Pferd. »Wenn Ihr Eure Sachen holen wollt, werde ich ihn für Euch satteln.«
Raisa kannte die Ablenkungsmanöver der Byrnes gut genug, um zu wissen, wann sie hinters Licht geführt werden sollte. » Korporal Byrne hat mir beigebracht, mich selbst um mein Pferd zu kümmern«, sagte sie und duckte sich, um den Sattelgurt zu befestigen. »Wer weiß sonst noch, dass Ihr auf der Suche nach mir seid?«
Byrne dachte einen Moment nach. »Euer Vater«, sagte er. »Und Amon.« Bei dem letzten Wort biss er sich auf die Lippe, als bedauerte er, es ausgesprochen zu haben.
Raisa stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn über Ghosts Rücken hinweg ansehen zu können. »Hat Amon irgendwie mit Euch Kontakt aufgenommen? Habt Ihr daher gewusst, dass Ihr mich hier finden würdet?«
Byrne räusperte sich. »Als Ihr von Odenford verschwunden seid, hat Korporal Byrne geglaubt, dass Ihr Euch möglicherweise auf dem Heimweg befindet, ob freiwillig oder nicht. Er hat vermutet, dass Ihr die westliche Route nehmen würdet, da Ihr diesen Weg auch im letzten Herbst genommen habt. Er hat einen Vogel mit der Nachricht geschickt, dass ich Euch hier abfangen soll, um einen möglichen Hinterhalt bei Westgate zu verhindern.« Raisa war klar, dass er sich diese Geschichte schon vor einiger Zeit ausgedacht hatte.
»Tatsächlich?«, fragte sie. »Und woher wusste er, dass ich überlebt habe? Der Kampf in Odenford war eine ziemlich blutige Sauerei.« Sie machte Ghosts Zaumzeug fest, während der Hengst an der Gebissstange leckte und versuchte, sie auszuspucken.
»Er … äh … hatte so ein Gefühl«, sagte Byrne. Raisa schnaubte. Er konnte kein bisschen besser lügen als Amon.
»Wenn er dachte, dass ich hier bin, warum ist er dann nicht selbst hergekommen?« Raisa zog erneut am Sattelgurt; sie war noch nicht ganz davon überzeugt, dass er richtig fest saß.
»Er dachte, ich könnte früher hier sein«, sagte Byrne und verlagerte sein Gewicht.
»Wieso? Wo ist er jetzt?«, wollte Raisa wissen.
Byrne sah zur Seite. »Ich weiß nicht, wo er gerade ist«, sagte er.
»Nun, wo war er denn, als er Euch die Nachricht geschickt hat?«, beharrte sie. »In Odenford gab es keine Vögel, mit denen wir eine Botschaft nach Fellsmarch hätten schicken können.«
»Er war in Tamron Court, Eure Hoheit«, sagte Byrne wie eine Auster, die gezwungenermaßen ihr Inneres preisgab.
»Tamron Court!« Raisa richtete sich auf und wirbelte herum. »Was hat er da zu suchen?«
»Er hat nach Euch gesucht«, antwortete Byrne. »Er hat die Nachricht erhalten, dass Ihr in ein Scharmützel zwischen Montaignes Armee und einem Spähtrupp aus Tamron geraten wärt. Er dachte, Ihr hättet vielleicht Schutz in der Hauptstadt gesucht. Also ist er mit seinem Tripel dorthin gegangen, um Euch zu finden.«
Raisa starrte Byrne an. Ihr Magen verkrampfte sich, als sich die Gewissheit in ihr ausbreitete. »Er ist immer noch da, nicht wahr?«, flüsterte sie. »Und Gerard Montaigne hat die Stadt umzingelt.«
»Deshalb ist es wichtig, dass wir so schnell wie möglich aufbrechen, solange der Prinz von Arden noch glaubt, dass Ihr in Tamron Court seid«, sagte Byrne.
»Was?«, flüsterte Raisa. »Wieso sollte er glauben …«
»Das ist eine lange Geschichte.« Byrne rieb sich das Kinn, als würde er darüber nachdenken, ob er verhindern konnte, mehr als unbedingt nötig zu erzählen. »Montaigne hat damit gedroht, die Hauptstadt dem Erdboden gleichzumachen, wenn sie sich nicht ergibt. Niemand weiß, ob er das wirklich tun könnte, aber König Markus scheint davon überzeugt zu sein und hat daher die Nachricht durchsickern lassen, dass Ihr in Tamron Court seid. Er hat gehofft, dass der Prinz von Arden die Stadt nicht zerstören wird, solange Ihr Euch dort aufhaltet. Jetzt verlangt Montaigne, dass König Markus Euch ausliefert, ansonsten will er alle in der Stadt töten. Also hat Markus eine Botschaft an Königin Marianna gesandt und darum gebeten, eine
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