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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    »Ich auch nicht.« Vandura setzte sich in den Pilotensitz und schob den Kopfhörer über die Haare. »Wenn Sie wüßten, wie mir die Hose flattert. Von den hundert Instrumenten um mich herum habe ich keine Ahnung.« Er umfaßte das gebogene, halbkreisähnliche Steuerrad und schaltete auf einen Fingerzeig des Funkers die automatische Steuerung ab. Dann versuchte er ganz vorsichtig die Lenkung. Nach vorn – runter … nach hinten – hoch … Es reagierte alles ohne Mühe.
    »Wenigstens das stimmt noch!« sagte Vandura und drehte sich nach hinten. Der Chefpilot hatte sich mühsam an der Wand im Sitzen aufgerichtet. Die wenigen Zentimeter bis dahin war er wie ein Wurm gekrochen. Vandura verließ den Pilotensessel und bemühte sich wieder um Ruodi Stifter. Er stützte ihn und schüttete ihm die halbe Flasche Mineralwasser über den Kopf. Yussuf und die Stewardeß erschienen wieder im Cockpit, beide Arme voll Medikamente und Verbandszeug. Auch eine Flasche Blutplasma war darunter.
    »Gott sei Dank!« rief Vandura. »Wir haben gewonnen! Yussuf, jetzt haben Sie wirklich allen Grund, ihrem Allah zu danken! Los, anpacken, nicht herumstehen und Revolution spielen!« Er riß dem Piloten das Hemd vom Oberkörper und begann, die Wunden zu versorgen. Sogar Kreislaufspritzen und Mittel gegen große Schmerzen waren unter den herangeschleppten Sachen. Einwegspritzen, praktisch und immer Helfer in größter Not. Vandura injizierte sofort und überließ dann den Chefpiloten der Obhut der Stewardeß. Dem Kopiloten schloß er die Blutplasmaflasche an und befahl Hasna aufzupassen.
    »Wenn die Kanüle aus der Vene rutscht, werfe ich dich aus dem Flugzeug«, sagte Vandura. »Auch wenn Karabasch mich zerreißen will – er wird mir recht geben.« Vandura richtete sich auf, stellte den Tropfhahn noch etwas langsamer und schob sich dann wieder auf den Pilotensitz. Yussuf erschien sofort neben ihm. Seine schwarzen Augen glänzten wie poliert.
    »Du kannst fliegen, Hakim-Pascha?« stammelte er.
    »Ich versuche es.«
    »O Allah, Allah! Wir werden nicht sterben?«
    »Nicht so einfach! Glaubst du, ich gäbe dem Verwundeten Blutplasma, wenn es sinnlos wäre und er sowieso in ein paar Stunden irgendwo zerschellt? Mein lieber Yussuf, du Idiot – noch leben wir und wollen leben und werden leben, wenn ich mich nicht zu dusselig anstelle! Weg, laß mich jetzt in Ruhe –« Vandura schob die Kopfhörer über seine Ohren und drückte auf die Taste auf der Brust. Ein Zirpen, dann deutlich die Stimme des Kontrollturms von Zürich-Kloten.
    »Hallo. Melden! Melden! Wo seid ihr? Könnt ihr genaue Position durchgeben?«
    »Können wir das?« fragte Vandura den Funker. Der nickte und funkte den Standort. Noch lagen die Alpen unter ihnen, die schneebedeckten Gipfel, blau schimmernd in der Sonne. Über den Radarschirm zuckten elektronische Blitze und Streifen, der Zeiger kreiste magisch rundum – Vandura hatte das schon oft gesehen, auf Flügen, im Fernsehen, in Filmen –, aber er wußte nichts damit anzufangen.
    »Wie geht's weiter?« fragte er und wandte den Kopf zu dem an der Wand sitzenden Flugkapitän. »Ruodi, haben wir schon die Radarleitstelle Kloten?«
    »Ja –« Ruodi Stifter wollte den Kopf heben, aber er fiel ihm vor Schwäche auf die Brust zurück. »Links vom Schirm ist ein Rundinstrument. Da siehst du einen flimmernden Strich …«
    Er sprach plötzlich mit Du zu Vandura, ganz selbstverständlich, wie es unter Fliegerkameraden in aller Welt üblich praktiziert wird.
    »Ich sehe ihn.« Vandura starrte auf den dünnen, flackernden Strich. Irgendwo auf dem Instrument geisterte ein anderer Schimmer herum.
    »Jetzt mußt du den zweiten Strich deckungsgleich zum ersten machen – dann fliegst du auf dem Leitweg. Tino wird's dir zeigen.«
    Tino war der Funker. Er beugte sich hinüber und drehte an ein paar Knöpfen. Sofort wurde der zweite Balken klarer – ein elektronischer, hüpfender Geist, an dem jetzt Leben oder Tod hing. Vandura bewegte vorsichtig das Ruder. Die schwere Maschine gehorchte wie ein Fahrrad – sie schwenkte herum, legte sich etwas zur Seite –, Vandura korrigierte die Lage und flog wieder waagerecht. Plötzlich lagen die beiden flimmernden Striche übereinander, ohne daß Vandura etwas getan hatte.
    »Verdammt – ich habe sie zusammen!« rief er. »So ein Zufall!«
    »Ich habe auf Blindflug geschaltet«, sagte der Funker mit schwerer Zunge. »Nun fliegen wir automatisch nach Zürich. Aber wie kommen wir herunter

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