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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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auf die Knie, um dem großen Pharao zu huldigen.
    »Schön, dass du kommst«, begrüßte Ramses seinen Gast und forderte ihn auf, sich zu setzen. Dann erst fiel sein Blick auf die am Boden kauernde Frau, und er befahl ihr, sich zu erheben. »Hast du schon gespeist?«, wollte er von Amunhotep wissen, und dieser bejahte. »Dann nimm einen Becher von dem lieblichen Wein aus dem Jahre drei der Regierungszeit meines Vaters.«
    Eigenhändig schenkte Ramses seinem Freund aus Kindertagen einen Becher voll, stellte den Krug zurück auf den Tisch und trank ihm zu.
    Nachdem sich die beiden Männer den Wein hatten schmecken lassen und sich dabei über belanglose Themen unterhalten hatten, stand Ramses auf und trat an den riesigen Arbeitstisch, auf dem eine Unmenge an Schriftrollen lag.
    Amunhotep folgte ihm und stellte sich ihm zur Seite.
    »Das hier sind alle Baupläne, die es bis jetzt für mein Westliches Haus gibt«, erklärte Ramses. »Wir müssen sie durcharbeiten und prüfen, ob an alles gedacht wurde. Mein Körper muss vor der Zerstörungswut dieser Gottlosen bewahrt und meine Schätze vor der Habgier der Menschen geschützt werden!« Er nahm einen Papyrus und breitete ihn auf dem Tisch aus.
    »Das klappt sowieso nicht«, murmelte Satra leise vor sich hin, doch anscheinend hatte Ramses ihre Worte vernommen.
    »Was hast du gesagt?«, fragte er und drehte sich zu ihr um.
    »Nichts«, erwiderte Satra. Verlegen senkte sie den Kopf und wunderte sich, dass ihr dieses Wort über die Lippen gekommen war, denn es entsprach nicht der Wahrheit.
    »Du hast etwas gesagt. Ich habe es nur nicht genau verstanden. Also sprich!«, forderte Ramses sie gebieterisch auf, und Satra seufzte.
    »Ich sagte, dass das sowieso nicht klappt, Majestät.«
    »Was? Dass ich mein Haus der Ewigkeit vor Raub und Plünderung und meinen Körper vor Schändung schütze?«
    »Ja, o großer Pharao.«
    »Woher willst du das wissen? Kannst du in die Zukunft sehen?« Ramses’ Stimme war laut und aufgeregt geworden.
    »Nein, zumindest nicht in meine Zukunft, aber in die Vergangenheit.«
    Verständnislosigkeit malte sich auf das Gesicht des Königs, während Satra sichtlich erleichtert war, so als ob eine schwere Bürde von ihr genommen worden wäre.
    Jetzt ist es endlich raus!, dachte sie und atmete befreit auf. Sie hätte schon viel früher etwas über sich erzählt, aber die göttliche Macht, die über sie gebot, hatte es ihr nicht erlaubt.
    »Was willst du damit sagen? Treibst du einen schlechten Scherz mit mir?« Ramses’ Blick hatte sich verfinstert. »Auch ich weiß, was in der Vergangenheit passiert ist. Mich würde aber viel mehr interessieren, was in der Zukunft geschieht und ob mein Westliches Haus bis in alle Ewigkeit unberührt bleiben wird.«
    »Nun ja, Majestät ...« Satra machte eine Pause und sammelte sich, denn was sie jetzt zu sagen gedachte, würde bei Ramses und Amunhotep wie ein Blitz des Großen Gottes Seth einschlagen. Sie sah zu den beiden Männern, die sie ihrerseits erwartungsvoll anblickten. »Majestät, mein Gebieter Amunhotep, so wie ihr eure Vergangenheit kennt, so kenne auch ich die meine. Wir alle drei können nicht in die Zukunft sehen, aber eure Zukunft ist für mich die Vergangenheit. Ich weiß nicht alles, was geschehen wird, aber über die grundlegendsten Dinge bin ich hoffentlich informiert.«
    Bestürzt tauschten der Pharao und der Oberpriester einen knappen Blick.
    »Was faselst du da?«, fuhr Amunhotep sie unwirsch an, der als Erster seine Sprache wiedergefunden hatte. Zwischen seinen Augenbrauen begann sich eine Falte zu bilden, und der Dienerin wurde bewusst, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. »Ist dir ein böser Dämon ins Herz gefahren und vergiftet jetzt deine Gedanken?«
    »Nein«, entgegnete Satra prompt. »Ich bin völlig gesund und im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten. Zudem schwöre ich, dass ich weder dich noch Seine Majestät belügen kann. Was ich damit sagen wollte, ist ganz einfach und doch so schwer zu verstehen.«
    »Dann sag es endlich!«, fuhr Ramses aufgebracht dazwischen, und sie verneigte sich ergeben.
    »Ihr glaubt, dass ich euch von den Göttern, also einer höheren Macht, gesandt wurde, und inzwischen glaube ich es auch, denn nur so lässt sich alles erklären.
    Ich kam vor drei Jahren aus freien Stücken nach Kemi und besuchte den Großen Tempel von Abu Simbel, den Osiris Ramses II. erbaut hat ...«
    »Du willst uns erzählen, man hat dich den Tempel betreten lassen?«, polterte

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