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Der Zauberer von Schreckenstein

Der Zauberer von Schreckenstein

Titel: Der Zauberer von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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passt. Wir müssen ihm als Gemeinschaft entgegentreten, nicht als eine Horde von unausgeschlafenen Privatdetektiven, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Das hatten wir schon mal. Jeder kann nachlesen, wie sich das mit der Zeit auswirkt...“
    Strehlau deutete auf die von ihm geführte Schulchronik, die auf dem steinernen Richtertisch lag. Doch die Ritter wussten auch so Bescheid und gaben Ottokar recht. Seine Warnung brachte den alten Schwung zurück. Im Nu war ein Plan entwickelt mit festen Wachen und Streifen. Von der Obstpresse über den Kartoffelkeller, die Heizanlage im Burgfried, bis hinüber in Mauersäges Trakt würde es keinen unkontrollierten Winkel mehr geben.
    Die erste Wache zog sofort auf, die übrigen Ritter ab in die Betten, zufrieden, weil sie die Gemeinschaft wieder spürten und endlich durchschlafen konnten.
    Der Ritterrat blieb noch zusammen. Mit Ausnahme von Andi, der im Sportschuppen Posten bezog, setzten sie ihre Denkspiele fort, fraßen sich aber nach kurzer Zeit an einem anderen Problem fest.
    „Gießkanne hat seinen Schlüsselbund im Wagen stecken lassen. Hat er mir gesagt“, versicherte Stephan.
    „Und Schüler hat ihn in seiner Jackentasche gefunden“, erwiderte Dieter. „Aber erst beim Essen. Vorher hat er nichts bemerkt, hat die Jacke auch nicht ausgezogen, und an Gießkannes Wagen war er sowieso nicht. Wozu auch?“
    „Dann muss es im Gedränge passiert sein“, folgerte Mücke.
    Dieter schüttelte den Kopf. „Schüler ist erst nach der Suppe gekommen.“
    Als Dampfwalze auf der Streckbank zu schnarchen anfing, brach Mücke ab. „Geistesblitze sind nach diesem Donner nicht mehr zu erwarten.“
    Klaus ging voraus. Im Gänsemarsch folgten die andern die steile Treppe hinauf, liefen in derselben Ordnung über den Hof und änderten sie auch auf der Freitreppe nicht. Keiner wollte mehr reden.
    Klaus werkelte übermäßig lang am Portal herum. „Zu!“ sagte er schließlich. Auch Ottokar und Stephan probierten vergeblich, die schwere Tür zu öffnen.
    „Das darf nicht wahr sein!“ flüsterte Dieter, und alle waren wieder munter. Dampfwalze hatte bereits den passenden Dietrich gezückt, doch Ottokar hielt ihn zurück.
    „Verteilen und beobachten!“ Und zu Klaus gewandt, fügte er hinzu, „Typ X soll sich doch sicher fühlen!“
    Unhörbar verteilten sie sich auf verschiedene Posten und warteten. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Noch härter war aber der Kampf gegen den Schlaf. Da hallte ein unterdrückter Schrei durch den Burghof. Er musste aus dem Durchgang zum Sportplatz kommen.
    Ottokar verließ seinen Posten am Fuß der Freitreppe, rannte hinüber und stieß in Brusthöhe mit zwei Köpfen zusammen. Einer gehörte Mücke. „Mann!“ flüsterte der. „Ich lehne hier an der Wand und merke, dass ich einschlafe. Dagegen hilft Gehen, denke ich und stolpere nach ein paar Schritten über diese sogenannte Wache!“
    „Entschuldige.“ Emil räusperte sich. „Ich hab nicht gemerkt, dass ich weg war.“
    „Das merkt man immer erst, wenn man wieder da ist“, antwortete Ottokar. „Geh ins Bett! Ich mache deine Wache zu Ende.“
    „Leider nicht möglich.“ Mücke hatte recht. Deswegen saßen sie ja hier. Und da blieben sie auch.
    „Was ist denn das für eine Versammlung?“ flüsterte jemand.
    Pummel und Eugen waren auf Streife von draußen gekommen. Sie hielten sich nicht auf, gingen weiter zum Tor hinter der Zugbrücke, zum Burgfried. Dann wieder zurück zum Sportplatz und hinunter zum Steg. Da! In der absoluten Stille, wo man nicht mehr weiß, ob man wacht oder nur träumt, ein metallisches Klicken.
    „Vom Portal!“ flüsterte Ottokar. „Eindeutig!“ Geduckt huschte er zur Freitreppe und an der Balustrade entlang hinauf. Rechts und links vom steinernen Torstock lauerten Dampfwalze und Stephan sprungbereit. Wieder klickte es, dann ein Knarzen — die Tür wurde nach innen aufgezogen. Eine Gestalt kam heraus, dahinter eine zweite, dritte, vierte, fünfte.
    Plötzlich ein Kichern und die Stimme von Klaus: „Mich laust Typ X! Das ist die Wachablösung!“
    Nach kurzer Erklärung der Lage meinte Fritz, der als erster herausgekommen war: „Ich glaub, ihr seht Gespenster. Ist doch ganz richtig, dass abgeschlossen war. Das sollten wir beibehalten!“
    Er hatte recht. Die kleine Freiheit, das Hauptportal nachts offen lassen zu können, wurde eingeschränkt.
    „Vorübergehend!“ wie Stephan sagte.
    Mit seinem Freund Ottokar ging er in den Südflügel. Im

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