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Der Zauberer von Schreckenstein

Der Zauberer von Schreckenstein

Titel: Der Zauberer von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Beachtlicher Tag

    „Burg Schreckenstein ist eine ausgezogene Neustädter Schule...“, las Doktor Waldmann aus dem Aufsatzheft von Armin vor.
    Er hatte die Klasse der Kleinen, der Mini-Ritter, wie sie von den Großen genannt wurden, über die Anfänge auf der Burg schreiben lassen und war gerade dabei, die Hefte zurückzugeben.
    „Was ist daran falsch?“ fragte er in die allgemeine Heiterkeit.
    „Eigentlich nichts“, antwortete Oskar. „Aber es verwirrt. Weil ausgezogen auch das Gegenteil von angezogen ist, und wir sind ja keine nackte Neustädter Schule.“
    Seine Feststellung förderte den Ernst in der Klasse nicht.
    „Welches Adjektiv würdest du statt dessen nehmen?“ fragte Doktor Waldmann.
    „Ich würde sagen, Schreckenstein ist eine verlegte Neustädter Schule...“ Die Antwort des kleinen Egon löste eine Lachsalve aus.
    „Also eine Schule, die man irgendwo hingelegt hat und nicht mehr findet!“ rief der kleine Eberhard.
    „Ich würde sagen: eine umgelegte Schule!“ Auch Alberts Vorschlag wurde ausgiebig belacht.
    „Umgelegt mit was? Gewehr oder Pistole?“ fragte der kleine Kuno.
    „Ausgesiedelt ist das richtige Wort!“ behauptete Martin lautstark.
    „Quatsch!“ widersprach Emil. „Aussiedeln heißt, mit dem ganzen Haushalt abhauen...“
    „Dann stimmt’s ja!“ mischte sich der kleine Herbert ein. „Wir sind ein Internat mit Küche und Staubsauger. Oder zeltest du auf dem Sportplatz?“
    „Evakuiert muss es heißen!“ behauptete Oskar. „Wir sind hergekommen, weil drunten die Schule zu eng war.“
    „Dann schon teilevakuiert!“ verbesserte ihn Emil. „Sind ja nicht alle Klassen verlegt worden.“
    Nun wurde das Thema vollends verblödelt.
    „Ich bin für verstaut!“ flachste der kleine Herbert.
    Da tat Martin etwas sehr Kluges. Er wandte sich an Doktor Waldmann: „Wie würden Sie den Satz denn formulieren?“
    „Ich würde ihn aufteilen. Mehrere daraus machen“, antwortete der und gab sogleich ein Beispiel: „In Neustadt herrschte Schulraumnot. Da bot Graf Schreckenstein seine Hilfe an. Ein Teil unserer Schule wurde auf der Burg untergebracht...“
    „Hilfe... ks... Hilfe!“ kreischte Armin im Tonfall des Burgbesitzers, der seiner großen, schmalen Nase wegen Mauersäge genannt wurde.
    „Wenn du... ks... eine fremde Stimme nach... ks... machst...“, antwortete Doktor Waldmann, im Tonfall dem Hausherrn täuschend ähnlich, vor allem das Knacksen zwischen den Wörtern, das sogenannte „Schalten“, das sich anhört, als puste er seine verstopfte Nase durch, „...dann musst... ks... du vorher genau... ks... hinhören!“
    Die Ritter trampelten vor Vergnügen. Als Stimmenimitator gehörte Doktor Waldmann zur Weltspitze. Das wussten alle.
    Der für einen geregelten Unterricht erforderliche Ernst wollte sich nicht mehr einstellen. Veralbert und verkichert endete die Stunde. Doch das war auf Schreckenstein keine Seltenheit.
    „Prima!“ Mini-Ritter Egon stupste seinen Nebenmann mit dem Lineal.
    „Was?“ fragte Armin.
    „Du entwickelst dich!“
    „Ach Mensch!“ Armin winkte ab und zog ein missvergnügtes Gesicht. „Wenn ich mal auffalle, bin ich auch gleich der Blödmann.“
    „Ja und? Das passiert jedem mal . Denk an Dampfwalze!“ beschwichtigte ihn der kleine Egon. Er hätte sich kein besseres Beispiel aussuchen können. Dampfwalze war der Stärkste der gesamten Ritterschaft. Seine Kraftgebirge klemmten manchmal die Denkleitung ab. Das hatte ihm den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Muskelprotz mit Spatzenhirn“ eingebracht.
    Armin schüttelte den Kopf. „Der macht dann wieder was Tolles, dass alle staunen!“
    „Dann lass dir halt auch was einfallen!“ Mit diesem barschen Satz wandte sich der kleine Egon ab. Selbstmitleid galt auf der Burg als schlapp.
    Sie hatten überhaupt ihre eigenen Sitten und Gebräuche, die Schreckensteiner Ritter. Nicht nur, dass sie nicht rauchten, keinen Alkohol tranken und einander nicht belogen. Ehrlichkeit war die Grundlage des Lebens auf Schreckenstein. Das betraf Lehrer wie Ritter gleichermaßen.
    Das Burgleben prägte den gesamten Tagesverlauf. Gegen Ende jeder Mahlzeit läutete der Rex mit einem silbernen Glöckchen. Von da ab wurde nicht mehr geredet. Die Schweigezeit hatte ihren Sinn. Sie bewirkte, dass jeder konzentriert zuhörte, wenn Schulkapitän Ottokar an das Schwarze Brett trat, mit der Kuhglocke läutete, die neuesten Nachrichten und das weitere Programm bekannt gab.
    Schon bei den ersten Worten der Meldung, mit

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