Miranda
1
»Ich muss mich um zwei Kinder kümmern und die Schweine schlachten«, erklärte Landry an einem kühlen, klaren Oktober morgen im Esszimmer der Spring water Postkutschenstation. »Außerdem muss ich Rüben und Kartoffeln ernten und die Felder pflügen. Es hilft alles nichts, ich brauche dringend eine Frau.« Er schwieg, den Hut in der Hand, und errötete. Dann räusperte er sich und fuhr fort: »Deshalb bin ich gekommen, um zu fragen - nun, ob Sie mich heiraten wollen.«
Das war nicht gerade das, was sich Miranda Leebrok unter einem romantischen Antrag vorgestellt hatte, aber sie hatte Land r y Kildare von dem Moment an zum Mann haben wollen, als sie ihn vor ein paar Monaten beim Bau des Hargreaves-Hauses das erste Mal gesehen hatte; und sie würde seinen Antrag nicht ablehnen. Außerdem konnten sie und der Meine Jesaiah-oder— Ezelael nicht erwarten, bis in alle Ewigkeiten bei den McCaffreys bleiben zu können. Der Himmel wusste, dass der Vater des Babys keinen von ihnen haben wollte, und Pa und seine Frau Lorelei waren schon lange weg.
Landry war ein gut aussehender Mann mit spitzbübischen braunen Augen und welligem braunem Haar, und Miranda sah ihn gerne an. Als sie jetzt in sein ernstes Gesicht blickte, dachte sie krampfhaft über eine kluge und witzige Antwort nach, wie Rachel oder Sa vannah sie geben würden.
Landry sah sich um - Junebug und Jacob McCaffrey hatten sich bewusst zurückgezogen und er räusperte sich erneut. »Ich würde natürlich nicht erwarten, dass Sie ... ich meine, Sie hätten eine Weile Zeit, um sich an alles zu gewöhnen.« Die Röte schoss ihm ins Gesicht. »... einen Mann zu haben und so.«
Sein Gesichtsausdruck, normalerweise jungenhaft und fröhlich, drückte Unbehagen, ja fast Verzweiflung aus. »Was ich sagen will, ist, dass Sie ein eigenes Zimmer hätten und alle Privatsphäre, die Sie sich wünschen, bis... bis Sie ... bereit sind...«
Miranda konnte sich nicht länger zurückhalten, ihn zu berühren, und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. Seine Lippen fühlten sich fest und warm an, und ein seltsamer, kurzer Strom schoss durch ihren Arm bis in ihr Herz. »Jacob und Miss Junebug haben bestätigt, dass Sie ein guter Mann sind«, erwiderte sie ruhig. »Das ist alles, was ich wissen muss. Ich werde Sie zum Mann nehmen, Mr. Kildare, wenn Sie mich wirklich zur Frau wollen.«
Er schluckte. »Ja, ich will Sie«, sagte er und senkte den Blick. Dann sah er sie wieder an. »Ich nehme an, eine Frau will bei einer Gelegenheit wie dieser schöne Worte hören. Aber die Wahrheit ist, dass ich keine zu sagen habe. Ich habe meine Frau Caroline geliebt und werde es nie verwinden, dass ich sie verloren habe. Ich glaube nicht, dass ich je wieder so für jemanden empfinden werde. Aber ich werde gut zu dir sein, Miranda, und deinen Kleinen aufziehen wie meinen eigenen. Ich bin kein reicher Mann, aber ich kann für euch beide sorgen. Ich werde dich nie beschämen oder im Zorn die Hand gegen einen von euch erheben.«
Miranda wünschte, er wäre in der Lage gewesen, von seiner Liebe zu ihr zu sprechen, denn sie hegte tiefe, wenn auch unbestimmte Gefühle für ihn. Aber gleichzeitig wusste sie, dass es besser so war. Ein Lie besgestän d nis aus seinem Mund wäre eine Lüge gewesen, und sie hätte es gewusst und ihm von da an nie wieder geglaubt. Miranda war noch jung, kaum achtzehn, aber alt genug, um zu wissen, dass keine Beziehung ohne gegenseitiges Vertrauen gedeihen konnte.
»Ich denke, dann sollten wir es durchziehen«, erwiderte sie und errötete nun ihrerseits. Sie war sich schmerzhaft bewusst , dass weder Rachel noch Savan nah je etwas so Dummes sagen würden, wenn es um ihre Zukunft ging und um die ihres Kindes.
»Ich werde mit Jacob sprechen«, erklärte Landry mit einem nervösen Nicken. »Wegen der Trauung und so. Du willst dich inzwischen vielleicht fertig machen.«
Jetzt war es an Miranda zu nicken. Sie besaß nicht viel - gerade mal vier Kleider. Zwei hatte die fleißige Junebug genäht, und zwei hatte ihr Savannah Parris h , die Frau des Arztes, geschenkt. Dann waren da noch ein Stapel Windeln und ein paar Kleidungsstücke für ihr Baby und eine Lesefibel, die Rachel Hargreave ihr gegeben hatte. Rachel arbeitete trotz ihrer Ehe und der fortgeschrittenen Schwangerschaft als Lehrerin und hatte Miranda dann und wann beim Lesen geholfen. Inzwischen konnte sie die Worte entziffern, aber es fiel ihr immer noch schwer.
Es waren vielleicht zwanzig Minuten vergangen, als
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