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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Felix. Fotoapparate klickten.
    »Hallo«, sagte Simon hinter Cats Rücken.
    Sie streckte die Hand aus, und er ergriff sie. »Hallo.«
    Danach war es nicht mehr nötig, ihn mit in den Garten zu nehmen und überhaupt etwas zu sagen.

David
    H
öhle. Keller. Egal, welche Bezeichnung man verwendet. Ein dunkles, kaltes, feuchtes, tiefes Loch im Boden. Egal, wo. Nur weit entfernt von zu Hause, von Lafferton, der Hauseinfahrt und dem letzten gefahrlosen Augenblick.
    Der kleine Körper lag zusammengekrümmt und zur Seite verbogen, der eine Arm nach vorne, der andere nach hinten.
    Als die Wochen und Monate vergingen, geschah mit ihm dasselbe wie mit allen Körpern, so dass es bald kein Körper mehr war, sondern nur noch Knochen.
    Falls sie jemals gefunden wurden, die Knochen des Jungen, würden sie herausgeholt, untersucht und dann ebenfalls in geheiligtem Boden begraben werden, mit einem Stein darüber.
    Falls sie gefunden wurden.

[home]
    67
    S imon hatte eine Woche Urlaub. Es war Ende Juni. Noch Jahre später würden die Menschen von diesem langen, langen Frühling, dem heißen, heißen Sommer sprechen.
    Simon hatte seine Zeichensachen in die Segeltuchtasche gepackt, die paar Kleidungsstücke, die er mit auf Reisen nahm, ein halbes Dutzend Taschenbücher. Er wollte um fünf Uhr am folgenden Morgen aufbrechen, um einen frühen Flug zu erreichen. Am Nachmittag würde er in Venedig sein, würde sich mit Ernesto und dessen Boot am Bahnhof treffen.
    Er schaltete gerade den Kühlschrank aus und öffnete die Tür, als das Telefon klingelte. Er hatte dienstfrei. Es konnte nur die Familie sein.
    »Chef? Ich weiß, dass Sie Urlaub haben, bloß …«
    »Spucken Sie’s aus, Nathan.«
    »Dachte, Sie würden sich über eine gute Nachricht freuen.«
    »Kann man immer brauchen.«
    »Der Bericht kam über Interpol … haben bisher Verbindungen in fünf Ländern aufgedeckt … wegen der gestohlenen Autos … Sieht aus, als hätten wir Lee Carter am Schlafittchen. War der Kopf der Bande. Hat die Autos klauen und die Nummernschilder auswechseln lassen und so. Hat falsche Papiere ausgestellt und die Schlitten einzeln oder paarweise ins Ausland verschoben.«
    »Wohin?«
    »Hauptsächlich nach Russland. Aber auch in ein paar andere Länder, von denen ich noch nie gehört hab, um ehrlich zu sein.«
    »Die russische Unterwelt?«
    »Ja, die lieben diese schicken Flitzer. Den Fall wird das Amtsgericht nicht abweisen. Und noch was anderes … Wir haben die Anzeige gegen diesen Andy Gunton zurückgezogen.«
    »Er hat ja auch nichts anderes gemacht, als die Autos abzuholen und zum Flugplatz zu fahren.«
    »Sie glauben also nicht, dass er in den Rest eingeweiht war?«
    »Sie etwa?«
    Eine Pause trat ein. Serrailler hatte keine Zweifel, dass Andy Gunton nur ein kleines Rädchen gewesen war. Er wollte jedoch, dass Nathan sich seine eigene Meinung bildete. »Nee«, sagte der Sergeant schließlich. »Der brauchte nur Geld und war zu blöd zum Nachdenken.«
    »Stimmt. Andy Gunton tut mir leid. Weiß auch nicht, warum.«
    Nathan lachte. »Sie sollten mal seine Schwester Michelle kennenlernen, dann täte er Ihnen noch mehr leid. Doch ich sag Ihnen was, Chef. Sie haben die beiden zu Tode erschreckt, ihn und Carter, als die dachten, Sie wären wegen dem vermissten Kind hinter ihnen her.«
    »Oh, das weiß ich. Carter ist eine miese Ratte, Gunton war nur dumm, aber sie sind keine Kinderschänder. Ist mir nie in den Sinn gekommen. Außerdem hat die Spurensicherung diese Flugzeughangars auf Händen und Knien durchkämmt.«
    »Wo ist der Junge, Chef?« Nathan klang, als wäre er den Tränen nahe. »Wo hat man ihn hingebracht?«
    Serrailler seufzte. Was gab es da zu sagen? Welche Antwort hatte er?
    »Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke«, sagte Nathan.
    »Wir werden den Täter finden, Nathan.«
    »Ja?«
    »Ja. Und wenn nicht wir, dann jemand anders, von irgendeiner anderen Dienststelle.«
    »Glauben Sie das?«
    »Ich wäre nicht in diesem Beruf, wenn ich das nicht täte.«
    »Richtig.«
    Simon legte auf, mit Nathans letztem Wort noch im Ohr. Richtig. Aber es war nicht richtig. Er wusste es, der DS wusste es. Es war so falsch, wie es nur sein konnte. Nicht alles funktionierte. Nicht jeder Mörder wurde gefasst. Nicht jedes vermisste Kind wurde gefunden, lebendig oder tot. Manchmal gab es keine Auflösung. Manchmal musste man damit leben, und das war das Schwerste von allem. Er saß auf seinem Sessel und schaute hinaus in den Himmel hinter dem Fenster.

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