Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
Sicherheit war leicht zu gewährleisten, weil das Land ringsum von Wüsten umgeben war. Die interne Machtfrage war geklärt durch die hierarchisch organisierte Diktatur des Pharaos. Die Legitimation wurde dadurch gesichert, dass weltliche und religiöse Herrschaft zusammenfielen. Der Pharao war gleichzeitig Gottkönig und damit der oberste Vermittler zu überirdischen Mächten. Die aufgrund der künstlichen Bewässerung hochentwickelte Landwirtschaft sorgte für einen im Vergleich zur umliegenden Welt der
Nomadenvölker beispiellosen Wohlstand und schuf die Voraussetzungen für eine Jahrtausende währende Stabilität, die verschiedentliche Einfälle fremder Völker, militärische Niederlagen und innere Umstürze überstand.
Römisches Reich
Die Basis für die Entstehung und lange Stabilität des Römischen Reiches bildete die strukturelle Überlegenheit des römischen Militärwesens. Dank dieser Überlegenheit konnte das Reich 700 Jahre lang wachsen und dann 400 Jahre lang in seiner größten Ausdehnung stabil bleiben.
Das römische Militärwesen stand für starke Institutionen. Die Römische Republik, aus einem Stadtstaat entstanden, fand immer wieder einen Weg, unter den vornehmen Familien, die den Staat trugen, eine Machtbalance zu schaffen und exekutive Macht nur auf Zeit zu vergeben. Gleichzeitig schaffte die Verrechtlichung der sozialen Beziehungen Sicherheit und setzte Entwicklungskräfte frei, die durchaus an unsere heutige vollentwickelte Marktwirtschaft erinnern. Das interne Machtmonopol wurde zwar brutal durchgesetzt, aber die Römer ließen den Unterworfenen ihre eigene Kultur, boten ihnen das Römische Recht sowie eine gut entwickelte Infrastruktur, und sie ließen sie teilhaben an der wirtschaftlichen Entwicklung des gemeinsamen, durch die Pax Romana gesicherten Wirtschaftsraums.
Doch je mehr das Reich an Größe gewann, desto stärker sank die Funktionsfähigkeit der Institutionen des ursprünglichen Stadtstaates. Als die Unübersichtlichkeit infolge der Ausdehnung zunahm und der Einfluss des römischen Adels schwand, schuf der Übergang zum (Gott-)Kaisertum für 400 Jahre eine zweckmäßige Organisationsform, die römisch-demokratische und orientalische Herrschaftsformen miteinander vereinte. Den Römern gelang mit Cäsar und Augustus ein elastischer Übergang ins Kaiserreich, der durch die großzügige Gewährung des römischen Bürgerrechts noch gestützt wurde. Je mehr die Legitimität der Republik ihre Wirkung einbüßte, entwickelte sich als neue Legitimationsgrundlage das Gottkaisertum. Das aufkommende Christentum wurde in diese Legitimationsgrundlage
einbezogen, indem es mit der Bekehrung Konstantins des Großen zum Christentum im Jahre 313 Staatsreligion wurde.
Das System war also flexibel genug, sogar einen Wechsel in der Staatsreligion zu vollziehen. Es war über Jahrhunderte auch flexibel genug, die Völkerschaften, die seine Außengrenzen bedrohten, nicht nur militärisch unter Kontrolle zu halten, sondern kulturell und zivilisatorisch zu integrieren. Die Römer haben sich beispielsweise die militärische Tüchtigkeit der Germanen zunutze gemacht, indem sie diese seit dem 3. Jahrhundert einen ständig wachsenden Anteil der Soldaten und Offiziere in den römischen Legionen stellen ließen.
Der Zusammenbruch des Reiches kam nicht von innen, sondern wurde von außen angestoßen, allerdings unterstützt durch interne Tendenzen - vor allem durch die Dekadenz und Geburtenarmut der ehemals führenden Schichten. Das Weströmische Reich ging militärisch unter im Sturm der Völkerwanderung (476 Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus). Das Oströmische Reich dagegen wurde in einem viele Jahrhunderte sich hinziehenden Prozess Opfer der Islamisierung des Orients und fand erst 1000 Jahre später - mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 - sein formales Ende.
Europäisches Mittelalter
Der Zusammenbruch des Weströmischen Reiches bewirkte einen zivilisatorischen Rückfall, der erst 700 Jahre später - im Hochmittelalter - wieder aufgeholt wurde. Diese Entwicklung förderte das junge Christentum, denn es stärkte seine Bindungskraft. Die neuen Herren, meist regionale germanische Stammesfürsten, beeilten sich, durch Übertritt zum Christentum einen Legitimationstransfer vorzunehmen, denn bis zum Ende des Mittelalters speiste sich die weltliche aus der religiösen Macht. Für die meisten Menschen waren diese Mächte untrennbar miteinander
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