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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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versetzte ihn in
die Lage, mit den Führern der anderen Teams und mit Bruder Amadis Kontakt aufzunehmen,
während die Anwärter in seiner Gruppe ihren Helm öffnen mussten, wenn sie
gehört werden wollten.
    Der Reiter neben ihm war
Eliath, ein Freund von Nemiel, der die gleiche spöttische Art an sich hatte.
Eliath war größer und breiter als jeder andere Anwärter und konnte sich nur mit
Mühe in eine Rüstung zwängen. Auch wenn sein Fleisch seiner Jugend entsprechend
teigig war, musste man seine Kraft als erstaunlich und sein Durchhaltevermögen
als gewaltig bezeichnen. Was ihm an körperlicher Kraft einen Vorsprung
verschaffte, fehlte ihm auf der anderen Seite aber an Schnelligkeit.
    Eliath und Zahariel waren sich
noch nie grün gewesen, da sich der Junge viel zu häufig an Nemiels Vorbild orientierte,
was sein Verhalten anderen Anwärtern gegenüber anging.
    »Hast du dein Notizbuch
mitgenommen, Attias?«, fragte Eliath.
    »Ja. Warum fragst du?«
    »Weißt du, falls wir auf eine
Bestie stoßen sollten, wirst du dir sicher Notizen machen wollen, wie ich sie ausweide.
Das kann dir später noch von Nutzen sein, wenn du mal ohne uns einer Bestie
begegnest.«
    Dass Attias die Lippen
zusammenpresste, war der einzige Hinweis darauf, wie sehr ihm diese Bemerkung missfiel,
aber Zahariel wusste auch, dass der Junge es in gewisser Weise verdient hatte.
Er trug ständig seine Notizbücher mit sich herum und schrieb alles mit, was die
Ritter und die höherrangigen Anwärter zu sagen hatten, ob es wichtig war oder
nicht. In der Truhe an seinem Bett fanden sich Dutzende dieser Notizbücher,
allesamt von vorn bis hinten in dieser schmalen Handschrift vollgeschrieben.
    Jeden Abend, bevor das Licht
ausgemacht wurde, lernte er ganze Passagen und Anmerkungen auswendig, als
handele es sich um das Verbatim .
    »Vielleicht werde ich ja deine
Grabinschrift formulieren«, konterte Attias. »Wenn wir einer Bestie begegnen, dann
wird die sicher zuerst den Fettesten von uns vertilgen.«
    »Ich bin nicht fett«, protestierte
Eliath.
    »Ich habe nur einen starken
Knochenbau.«
    »Das reicht jetzt, ihr zwei«,
ging Zahariel dazwischen, obwohl es ihm gefiel, dass sich Attias zu behaupten wusste
und Eliath einen Treffer hatte einstecken müssen. »Wir üben für die Jagd, und
für Bruder Amadis zählt dazu sicher nicht, dass wir uns gegenseitig an die Gurgel
gehen.«
    »Da hast du Recht, Zahariel«,
meldete sich eine milde Stimme in seinem Helm zu Wort. »Aber es kann auch nicht
schaden, innerhalb der Gruppe eine gewisse Rivalität zu fördern.«
    Keiner der anderen Anwärter
konnte die Stimme vernehmen, aber Zahariel musste grinsen, als er Bruder Amadis
reden hörte. Er hatte wohl die gesamte Unterhaltung mitbekommen.
    »Ein gesundes Maß an Rivalität
spornt uns in allen Bereichen zu besseren Leistungen an, jedoch darf sie nicht
außer Kontrolle geraten«, fuhr Amadis fort. »Du hast das gut gelöst, Zahariel.
Lass Rivalität existieren, aber sorg dafür, dass sie nicht zersetzend wirkt.« Über
den geschlossenen Kommunikationskanal erwiderte Zahariel: »Danke, Bruder.«
    »Du musst mir nicht danken.
jetzt übernimm die Führung und lass dein Team Scout-Disziplin annehmen.«
    Wieder lächelte er, denn die
lobenden Worte seines Helden bereiteten ihm ein wohliges Gefühl. Allein die Tatsache,
dass ein so überragender Krieger wie Amadis seinen Namen kannte, war eine Ehre,
und er trieb sofort sein Pferd zur Eile an. Deutlich konnte er spüren, wie sich
die Verantwortung seines Kommandos einem Gewicht gleich auf seine Schultern
legte.
    »Aufschließen«, befahl er und
setzte sich an die Spitze der Gruppe, damit sie Pfeilformation einnahm. »Ab
jetzt herrscht Scout-Disziplin. Betrachtet das hier als feindliches
Territorium.«
    Er sprach im Brustton der
Überzeugung, und ohne einen Einwand aus den Reihen der anderen Anwärter nahmen
alle ihre zugewiesenen Plätze ein. Nemiel befand sich links hinter ihm, während
ein Junge namens Pallian an die gegenüberliegende Position rückte.
    Eliath und Attias gingen links
und rechts davon in Stellung, dann drehte sich Zahariel im Sattel um, um sich
davon zu überzeugen, dass sein Team die korrekte Formation gebildet hatte.
    Zufrieden darüber, dass alles
so war, wie es sein sollte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Terrain
vor ihnen. Die mächtigen Baumstämme und das dichte Blattwerk tauchten den Wald
in ein Wechselspiel aus tiefen Schatten und Lichtstreifen.
    Verrottete Blätter

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