DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
miterleben durften.« Die
Schwester spreizte die Finger. »Die Validus wurde von einer Welle
psionischer Energie erfasst und von tollwütiger Zeit bei lebendigem Leib aufgefressen.
Das Schiff wurde in Stücke gerissen, der Warp ringsum verwandelte sich in einen
Mahlstrom. Ah.«
Ein wohliges Schaudern erfasste
sie. »Es tut so gut, diese Dinge sagen zu können, ohne Gesten benutzen zu
müssen.«
Trotzig bewegte Kendel ihre
rechte Hand gerade weit genug nach oben, damit die andere Frau die Gesten sehen
konnte.
~ Du beschmutzt deinen Eid. Du
brichst die Stille. ~
»Er wird es mir verzeihen.« Die
Frau kam näher, bis das Gesicht von Emrilia Herkaaze deutlich zu sehen war. »Er
war derjenige, der mich zu den Kapseln führte, nachdem du mich dem Tod
überlassen hattest. Er führte meine Klinge, als ich deine Novizin tötete. Er
rettete mich, nachdem ich von dir auf Sheol Trinus im Stich gelassen worden
war.«
Die Ritterin knurrte vor Wut
und riss abermals an ihren Fesseln, so dass die rosafarbene Flüssigkeit
umherspritzte. Nähte öffneten sich dadurch ein wenig, und frische Blutfäden
verteilten sich im Becken. Ekel erfüllte sie, als sie über diese bodenlose
Ungerechtig-keit nachdachte, dass diese kaltherzige und engstirnige Frau leben
durfte, während die arme Leilani hatte sterben müssen.
Herkaaze beugte sich weiter
vor. »Was immer wir da auch beo-bachtet haben mögen, ich habe es getötet, wie
ich es angekündigt hatte. Deine Novizin stand in irgendeiner Weise mit dieser
Abscheulichkeit in Verbindung, so viel ist klar.« Sie seufzte.
»Vielleicht stimmte ja etwas
von diesen Behauptungen. Vielleicht war es tatsächlich eine Nachricht aus der
Zukunft, aber durch ihren Tod wurde dieser Zeitverlauf verhindert. Es wird
nicht zu diesen Ereignissen kommen.« Sie nickte nachdenklich. »In gewisser Weise
habe ich sie vor sich selbst gerettet. Sie ist unbefleckt gestorben, die Saat
der Verderbtheit in ihr war noch nicht erwacht. Die Ordnung des Universums
wurde damit wiederhergestellt.«
~ Die Nachricht ~,
signalisierte Kendel und zuckte vor Schmerzen zusammen. ~ Du hast den Überbringer der Nachricht
getötet! Die Wahrheit, die wir hätten in Erfahrung bringen können, wurde nicht
überbracht. Sie sprach von Kriegen, die wir hätten verhindern können, von
großen Feuern. Wir werden nicht erfahren, was sie uns mitteilen wollte. ~
Wieder schüttelte Schwester
Emrilia den Kopf. »Niemand wird dir ein Wort glauben, wenn du davon berichtest.
Sprich diese Dinge aus, und du wirst deinen eigenen Ruf zerstören, denn ich
werde dir in jedem Punkt widersprechen. Im besten Fall bescherst du dir deinen
eigenen Ruin, im schlimmsten Fall wirst du die Schwesternschaft spalten.« Sie
starrte Kendel an und genoss sichtlich, jedes dieser Worte über ihre Lippen
kommen zu lassen.
»Möchtest du das, Amendera?«
~ Du bist eine Närrin. Du bist
blind und arrogant. ~
Kendel drehte sich weg. ~ Du
und alle von deiner Art, ihr seid das Krebsgeschwür des Imperiums. ~
»Ich kann besser sehen als du«,
konterte sie und kehrte in den Schatten zurück. »Meine Augen sind für die
Wahrheit geöffnet. Nur jemand, der so erhaben ist wie der Gott-Imperator,
besitzt das Recht, in das Geflecht der Geschichte einzugreifen.«
Beim Wort »Gott« drehte sich
Kendel wieder zu Herkaaze um und sah sie fragend an, aber die andere Frau entfernte
sich weiter und schien mehr mit sich selbst zu reden.
»Wenn es einen Krieg geben
wird, dann, weil er es so wünscht. Ich bin das Medium für seine Stimme,
Schwester, und alle, die vor seinem Glanz verstummen, werden sich nicht mit mir
zusammen erheben.«
Herkaaze tauchte in die Dunkelheit
ein, und Kendel schloss die Augen. In ihrem Inneren suchte sie nach der Stille,
doch sie konnte sie nicht finden.
GAV THORPE
Der Ruf des
Löwen
IN EINEM STURM
KALEIDOSKOPARTIGER GEWALT wurde die Realität zerrissen. Vom brodelnden Warppunkt
kam ein Raum-schiff mit aktivierten Waffensystemen herangejagt.
Innerhalb von Sekunden nach der
Öffnung des Warprisses war die Speer der Wahrheit in den Realraum
zurückgekehrt, und fast augenblicklich wurden die Luken der Hangardecks
geöffnet. Rote Lichtstrahlen drangen aus den klaffenden Mäulern.
Die Schlachtbarkassen spien
einen Schwarm aus unbemannten Sonden aus, die in alle Richtungen davonschossen,
während ihre Sensoren sofort nach irgendwelchen Hinweisen auf mögliche
Bedrohungen zu suchen begannen. Wenige Minuten darauf verließen
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