DGB 14 - Ketzerfürst

wieder ihren Aufgaben widmeten. Innerhalb weniger Augenblicke war alles
schon wieder vorüber gewesen.
    »Kommen Sie?«, fragte Marsin an
Ishaq gewandt.
    Der betrachtete seine Kamera
und vergrößerte das Bild auf dem kleinen Monitor. Es zeigte die beiden
Kommandanten der Gal Vorbak mit der Gesegneten Dame gleich neben ihnen, die den
Kopf leicht zur Seite gelegt hatte und sie beide mit blinden Augen ansah
— ein Ausdruck von bewundernder Güte prägte ihre lieblichen Gesichtszüge. Einer
der Astartes trug ein schwarzes Crozius über die Schulter gelegt, während der
andere, der Karmesinrote Lord, deaktivierte Klauen aus rotem Eisen zur Schau stellte.
Beide überdimensionierten Energiefäuste liefen in vier Krallen aus, jede so
groß wie das Blatt einer Sense.
    Beide Rüstungen funkelten in
Splittern aus gelber Jade, da sie das orangefarbene Licht der Deckenbeleuchtung
reflektierten. Die Helme beider Krieger wiesen schräge, saphirene Augenlinsen
auf, die geradewegs in den Sucher von Ishaqs Kamera zu starren schienen.
    Das, dachte er, könnte mein
nächster Klassiker sein.
    »Kommen Sie?«, wiederholte
Marsire.
    »Was? Oh. Ja, sicher.«

 

     
     
    Einundzwanzig
    Intrigen
    Eine merkwürdige Täuschung
    Nachsicht
     
     
    »DIESE MEMORATOREN«, SAGTE
XAPHEN mit einem Anflug von Abscheu, »sind einfach überall.«
    »Unsere sind diesen Monat
eingetroffen. Es war einfach nicht möglich, ihnen noch länger den Zugang zu
unserer Flotte zu verweigern.«
    »Auf Horus' Flaggschiff tummeln
sich diese kleinen Ratten jetzt schon seit zwei Jahren. Kannst du dir das
vorstellen?« Argel Tal hob die Schultern, da es ihm weitestgehend egal war.
»Drei der Poeten haben der Gesegneten Dame etwas vorgelesen, wofür Cyrene über
alle Maßen dankbar war. Ich habe ein wunderschönes Bild der De Profundis erhalten,
das einer von ihnen gleich an seinem ersten Tag gemacht hat. Mir ist fast das
Herz stehen geblieben, als ich diese prachtvolle Aufnahme des Schiffs zu sehen bekam.«
    Xaphen lachte leise. »Du wirst
allmählich ein Weichling, Bruder.«
    Die beiden Krieger hatten sich
in Xaphens Gebetsraum zurückgezogen, was nach Argel Tals Maßstäben ein recht unbescheidener
Raum war. Der Ordensmeister bevorzugte spartanische Einrichtung und ein Minimum
an Ablenkung, aber Xaphens persönliche Kammer war mit allen möglichen Bannern dekoriert,
auf dem Tisch und dem Boden lagen alte Gebetsrollen.
    Viele Banner stammten aus siegreichen
Kämpfen an der Seite anderer Legionen, und während sie sich unterhielten,
ergänzte der Ordenspriester seine heilige Sammlung um ein neues Exemplar.
    Dieses zierte der metallische
Schädel der Iron Warriors, versehen mit Runen rund um das zentrale Symbol.
    Verschiedene Runen ähnelten
colchisianischen Konstellationen.
    Argel Tal sah sie sich genau
an. »Was stellt das dar?«
    »Symbole der Kreise der Iron
Warriors. Sie nennen sie nicht ›Logen‹, wie es die Sons of Horus machen.«
    Argel Tal nahm seinen Helm ab,
was von einem Klicken und dem Zischen der eindringenden Luft begleitet wurde.
Wie üblich roch es in der geschmückten Kammer des Ordenspriesters nach
getrockneten Gewürzen und altem Weihrauch.
    »Du bist länger weggeblieben
als erwartet«, sagte er.
    »Gab es Probleme?«
    »Nichts, was es wert ist, getan
zu werden, geschieht jemals ohne Probleme.« Argel Tal ballte und öffnete
wiederholt die Fäuste, um die Finger zu strecken, die ihm schon seit Tagen
Schmerzen bereiteten.
    »Das ist keine Antwort auf
meine Frage.«
    »Es gab keine Probleme«,
entgegnete der Ordenspriester daraufhin. »Ich bin länger geblieben, weil es mir
ratsam erschien. Diese Kreise sind groß, und sie nehmen einen überwältigenden
Teil der Legion in Anspruch, aber es war eine kritische Phase. Ich war dort
nicht der einzige Ordenspriester.«
    Argel Tal zog eine Augenbraue
hoch, ohne zu bemerken, dass er Cyrenes nachdenklichen Gesichtsausdruck
nachahmte, der bei ihr so vertraut war.
    »Tatsächlich?«
    »Maloq Kartho war dort, um sich
mit einem der anderen Kriegerkreise zu befassen, und ich kam in den Genuss
mehrerer Predigten aus seinem Mund. Die Luft roch ziemlich stark nach. Schwefel,
wenn er redete. Auch Var Valas war da. Beide waren nach einem langen Aufenthalt
bei den World Eaters zu den Iron Warriors zurückgekehrt.« Xaphen seufzte auf
eine zufriedene Weise, die zum Leuchten in seinen Augen passte. »Das Netz ist
weit gespannt, Bruder. Lorgars Verschwörung reicht von Stern zu Stern. Als ich
das letzte Mal gezählt