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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Prolog
    Paraná, Südbrasilien, 2001
    » Was haben sie denn gesagt? «
    » Dass wir gehen sollen. «
    » Was? «
    » Wir sollen von hier verschwinden! «
    » Sind es wieder dieselben? «
    » Ja. Sie sind wieder mit dem grünen Wagen gekommen. « Ulisses zeigte in Richtung der Scheinwerfer hinter sich. Dort würde in einer Stunde die Sonne aufgehen; der Himmel hatte sich bereits violett gefärbt. Der Schrei eines Vogels und das Brummen des Jeeps hatten die feuchte Luft zerrissen.
    Als er sah, dass sich die Augen des alten Manuel bereits zu wütenden Schlitzen zusammenzogen, bat Ulisses seinen Vater, ruhig zu bleiben. Der Alte stand reglos da und starrte zu dem grünlichen Fleck des Jeeps. Gegen den Rat des Arztes in der Stadt hatte er sich den grauen Star nicht wegoperieren lassen. Mittlerweile sah er fast nichts mehr.
    » Es reicht, wenn ich die Erde sehe. Die Erde kann ich auch noch bestellen, wenn ich blind bin. Ja, selbst wenn ich tot bin, kann ich sie noch bestellen « , wiederholte er zu jeder Gelegenheit.
    Jetzt fragte er: » Was machen die hier? Warum verschwinden sie nicht? «
    Ulisses schwieg. » Sie gehen gleich… « , flüsterte er dann.
    Früher hätte der Vater ihn einfach stehen lassen und wäre mit erhobenem Spaten auf die Leute zumarschiert. Jetzt zitterte er und klammerte sich an sein Gerät.
    Ulisses spürte die Wut in sich aufsteigen, zusammen mit der Kälte aus dem dürren Boden. Unter dem Schleier des Morgentaus reckten sich bereits die kräftigen Spitzen von Roter Beete, Möhren und Blumenkohl aus der Erde.
    Grelles Scheinwerferlicht fiel auf sein Profil– das Profil eines Halbindianers–, als er nun rief: » Ihr könnt wieder gehen, wir haben verstanden! Verschwindet von hier! «
    Er hatte es für seinen Vater getan, obwohl er wusste, dass Schreien nichts half.
    Diese Leute kamen nun schon zum dritten Mal zum Feld. Ein Wagen blieb immer am Eingang der Fazenda stehen, schaltete die Scheinwerfer aus und behielt die Staatsstraße im Blick. Der andere durchquerte auf der unbefestigten Straße das gesamte Gelände, auf dem noch vor gar nicht langer Zeit undurchdringlicher Wald wucherte und wo jetzt, ordentlich aufgereiht, die jungen Eukalyptusbäume standen. Manuel, sein Sohn Ulisses und ein paar andere Bauern hatten diesen abgelegenen und seit Jahren nicht mehr bestellten Teil der Fazenda vor ein paar Monaten besetzt.
    Der Alte rückte bedächtig seinen Hut zurecht und wollte zum Lager zurückkehren, als er plötzlich hörte, wie der Motor des Jeeps ausgeschaltet wurde.
    » Geh nach Hause. Ich kümmere mich darum « , sagte sein Sohn.
    Der Alte schritt aber bereits entschlossen auf den Zaun am Feldrand zu. Der Himmel war ein wenig aufgeklart. Die flachen Wolken hingen tief, aber es würde nicht regnen. Vier Männer stiegen aus dem Jeep.
    Ulisses rannte los. » Papa, bleib stehen. Geh da nicht hin. Ich kümmere mich schon darum. «
    Aber der Alte hörte nicht. Er war nicht nur fast blind, sondern auch praktisch taub. Und selbst wenn er etwas gehört hätte, hätte er seinem Sohn nicht gehorcht. Er hatte bereits ein paar Auseinandersetzungen mit diesen Leuten gehabt und wusste, wie man mit ihnen umging. Immerhin war das Recht auf seiner Seite. Sie durften auf diesem Land bleiben, solange das Gericht nichts Gegenteiliges entschied. Unwillkürlich nahm er den Hut ab, fuhr sich mit der Hand durchs dichte, von der Sonne gebleichte Haar und rief dann, was er in einem feierlichen Tonfall immer rief, wenn sich jemand seiner Tür näherte: » Guten Tag. Ich heiße Sie willkommen auf unserer Erde… «
    Die Kugel traf ihn in die Brust. Ulisses, der ein paar Schritte weiter stand, sah, wie sein Vater in die Knie sank und schützend seinen Strohhut an den Oberkörper presste. Er weigerte sich, seinen Augen zu trauen. Vermutlich hatte der Schuss sein Ziel verfehlt, und der alte Manuel war nur aus Angst zusammengesackt. Jetzt trat der Schütze an den Alten heran und hielt ihm die Pistole an den Kopf.
    » Nein! Tu das nicht, um Gottes willen « , schrie Ulisses.
    Der Mann gab zwei Schüsse ab.
    Nun packte Ulisses die Panik, und er rannte in Richtung Lager. Sein Herz raste. Er dachte an seine Frau Floriana und an seinen Sohn Gabriel. Und an die anderen Menschen, die mit ihnen dieses Land besetzt hielten. In den Zelten brannten schon die Lichter. Die Leute sprangen in die alten, klapprigen Fords und den total verrosteten weißen Käfer. Auch im Lieferwagen, mit dem sie sonst die Kartoffelsäcke in die Stadt

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