DGB 14 - Ketzerfürst
zu
wahren. Zudem hatte er sich wiederholt mit Aquillon im Trainingskäfig
duelliert.
Der Custodes war als
Widersacher ein wahrer Albtraum, und beide Krieger hatten die Herausforderung,
gegeneinander anzutreten, voller Begeisterung angenommen. Von einer
Freundschaft zu sprechen, wäre völlig vermessen gewesen, aber eine
zähneknirschende Bewunderung für das Geschick des jeweils anderen war eine gute
Grundlage für einen Zweikampf.
Mit diesen vier Monaten, die
die Reise nach Colchis in Anspruch nahm, waren Argel Tal und der Orden der
Gezahnten Sonne seit mehr als einem halben Jahr nicht mit ihrer eigenen
Expeditionsflotte unterwegs gewesen. Nur wenige Nachrichten erreichten ihn
überhaupt, doch allem Anschein nach hatte die 1301. Expedition wiederholt um die
Rückkehr der Gezahnten Sonne in ihre Reihen gebeten, da sie in einen besonders
mühsamen Fall von Unterwerfung verstrickt war, bei dem alle verfügbaren
Astartes erforderlich waren, um den Feind in die Knie zu zwingen.
Die Flotte zählte ohnehin zu
den kleineren, aber ohne ihr Legionskontingent war sie offenbar in ihrem
Vormarsch gestoppt worden.
Eine der Nachrichten war an ihn
als Subkommandant des Ordens persönlich geschickt worden, sie kam direkt von
Flottenmeister Baloc Torvus, der zwar versiert war, was Raumschlachten anging,
dem es aber nach eigener Aussage an den Kenntnissen der Besonderheiten von
planetengebundenen Einsätzen mangelte.
»Wir schicken unsere Leute
gegen eine ihrer Gebirgsfestungen, aber die haben jeden Vorteil im Gelände fest
im Griff. Außerdem ist unsere gepanzerte Division durch Hinterhalte in den
Gebirgsausläufern zum Stillstand gekommen. Ich wünschte, Sie wären hier,
Subkommandant. Die Klingen der Siebten würden mit diesem Gegner kurzen Prozess
machen.«
Argel Tal hatte diese Nachricht
als eine Art Bestrafung im Speicherarchiv seiner Datentafel abgelegt, von wo er
sie manchmal abrief, wenn seine Frustration masochistische Züge annahm.
Bald würden sie den Orbit um
Colchis wieder verlassen und zum Großen Kreuzzug zurückkehren. Der Primarch
hatte hier zu tun, und um ehrlich zu sein, war es eine Wohltat heimzukehren.
Seit drei Jahrzehnten war Argel Tal nicht mehr zu Hause gewesen.
»Ich sagte, auf der
Planetenoberfläche werden Sie sich vorsichtig verhalten müssen«, wiederholte er.
Cyrene hatte sich verändert.
Sie war längst nicht mehr der ausgemergelte Geist, der sie noch gewesen war,
als sie die Asche der vollkommenen Stadt hinter sich gelassen hatte.
»Ich verstehe nicht.« Ihre
blinden Augen waren geschlossen — eine Angewohnheit, die sie sich in den
letzten Monaten unbewusst angeeignet hatte. Während sie redete, brachte sie
ihre Haare in eine Form, die ihm unnötig kompliziert erschien. Ihre Hände
bewegten sich langsam und sorgfältig, um das zu ertasten, was sie nicht mehr
sehen konnte. Es gefiel ihm, sie anzusehen, doch zugleich bereitete ihm das ein
schlechtes Gewissen. Zwischen ihnen existierte keinerlei gegenseitige
Anziehung, und doch hatten ihre zerbrechlichen, sanften Bewegungen etwas
Faszinierendes an sich, so als sei sie ständig in Sorge darüber, welche Wirkung
ihr Verhalten auf ihre Umgebung haben könnte. Es schien, als wollte sie
keinerlei Spuren ihrer Existenz hinterlassen, ganz gleich, was sie tat oder
anfasste. Das hatte jedoch nichts mit Angst zu tun, sondern war eine Geste des
Respekts.
Der Captain trug seine
komplette Rüstung, lediglich den Helm hatte er nicht aufgesetzt, so dass es
seine eigene Stimme war, die sie zu hören bekam, nicht die, die vom Helmlautsprecher
nach außen übertragen wurde. Allmählich lernte sie, seine Stimme von Xaphens zu
unterscheiden, was ihr in erster Linie anhand der unterschiedlichen Akzente
möglich war. Argel Tals Betonung hatte einen rauen, fast unhöflichen Einschlag,
während der in den Uralen auf Terra geborene Xaphen die Angewohnheit hatte, ein
stimmloses in ein stimmhaftes S zu verändern. Der Ordenspriester redete wie ein
Diplomat von einer anderen Welt, der Captain dagegen klang eher nach einem
Bandenmitglied oder einem ehemaligen Straßenjungen.
»Was verstehen Sie daran
nicht?«, erkundigte er sich.
Sie spielte mit einer Locke,
die auf ihrer Wange lag.
»Ich verstehe nicht, warum ich
vorsichtig sein muss.« Es war ein Thema, das er ihr nur schwer darlegen konnte.
Es sprach sich regelmäßig bis
nach Colchis herum, wenn es über die Legionsflotte etwas Neues zu berichten
gab, da die Menschen auf seiner Heimatwelt mit Interesse und
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