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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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einer
Ballade, ein großer, schlanker Bandit. »Er ist genauso wenig Lankin, wie du ein
Singvogel bist«, konterte sie. »Außerdem, nicht über ihn denke ich nach.« Das
war nicht vollkommen gelogen.
    Rikash lachte. »Woran hast du
denn gedacht?« »Ich hörte irgendwo, dass Unsterbliche in Träumen geboren
werden. Oder dass unsere Träume ihnen Gestalt verleihen ... irgendetwas
dergleichen. Nun, ich kann verstehen, dass die Leute von geflügelten Pferden
und Einhörnern träumen. Selbst davon zu träumen, dass ein geflügeltes Pferd
oder ein Einhorn sich als schlecht herausstellt, macht Sinn. Haben wir nicht
alle manchmal etwas für reine Freude gehalten, um dann festzustellen, dass es
im Innern böse ist? Aber - verzeih mir, dass ich das sage, das ist nicht gegen dich
gerichtet - wie kann sich irgendjemand einen Sturmflügel erträumen?«
    Sein Lächeln war grausam. »Vor
langer Zeit ging eine Reisende in den Reichen der Sterblichen von Ort zu Ort
und fand nur die Hinterlassenschaften des Krieges, die Verhungernden, Verlassenen,
Toten. Es war das Werk von Armeen, die um einen Boden gekämpft hatten, den sie
alsbald wieder verloren. Diese Reisende empfand solchen Ekel vor der
Zerstörung, vor dem Tod, dass sie sich ein Geschöpf wünschte, das so widerlich
war, da es von der Ernte des Krieges lebte, dass es sich die Menschen zweimal
überlegen würden, ob sie wirklich einen Krieg wollten. Diese Kreatur sollte
die Überreste des Krieges besudeln, sodass die Menschen keine Lügen mehr über
die Erhabenheit eines Soldatentodes verbreiten können. Sie träumte den ersten
Sturmflügel.«
    Dhana schauderte. »Aber die
meiste Zeit scheint das keine Wirkung zu haben.« Blättchen, der sich in ihrem
Schoß zusammengekauert hatte, nickte.
    »So sind die Menschen eben«,
sagte der Unsterbliche fröhlich. »Nichts schreckt sie auf lange Zeit ab. Aber
wenn jemand sich überlegt, ob es die Sache, um die gekämpft wird, wert ist,
dass sein Leib in Stücke gerissen und mit unserem Kot besudelt wird, und er
sich dann dagegen entscheidet, genügt uns das, um unsere Existenz zu
rechtfertigen. Du wärst erstaunt, wie viele Leute ihre Meinung geändert haben,
nachdem sie wussten, dass wir kommen und von ihrem Schmerz leben und mit ihren
Leichen spielen würden. Die Barriere hatte das geändert. Die Menschen haben
uns vergessen. Wir mussten ganz von vorn beginnen. Es wird ein Jahrhundert
dauern, ehe wir wieder eine Veränderung bewirkt haben werden.«
    Dhana schüttelte den Kopf, als
sie Blättchen streichelte. »Bin ich denn dann ein schlechter Mensch, wenn ich
kämpfen möchte, um das zu schützen, woran ich glaube?« »Ich bin nur ein
Sturmflügel, kein Philosoph. Darüber musst du mit Salmalm reden, sofern es dir
nichts ausmacht, dass du davon Kopfschmerzen bekommen wirst.«
    Sie lächelte. »Haben die
Menschen nicht versucht euch Sturmflügel durch Gaben und Opfer von sich fern
zu halten?« »Sehr gut. Du kennst die menschliche Natur beinahe ebenso gut wie
wir.« Die Sturmflügel, die Dhana trugen, hatten zugehört. Sie schnarrten und
krächzten belustigt. »Natürlich haben Menschen versucht uns zu bestechen.«
Rikash grinste, seine scharfen Silberzähne glänzten. »Die holen wir uns
zuerst.« Hebakh rief. »Die Stimme meines Herrn«, bemerkte Rikash seufzend. Er
winkte. »Süße Träume.« Dann rauschte er vor ihr durch die Luft und holte Hebakh
mühelos ein.
    Dhana dachte lange und
angestrengt über seine Worte nach und rollte sich in den Schlingen zu einer
Kugel zusammen. Sie hatte Angst davor einzuschlafen. Aber es musste dennoch
passiert sein. Als Nächstes hörte sie eine Stimme: »Wach auf! Wir landen!« Sie
öffnete die Augen. Es dämmerte. In der Tat ging es abwärts, geradewegs auf
einen flachen Streifen Sand zu. Davor bewegte sich ein Vorhang aus weißem und
rotem Feuer, wie ein flammender Wasserfall.
    Die Schlingen berührten den
Boden, die Träger ließen die Seile fallen. Dhana landete mit einem sanften
Plumps, befreite sich aus den Strängen und richtete sich mühsam auf. Sie war
vollkommen steif. Auch Numair verzog schmerzvoll sein Gesicht, als er sich
aufrappelte.
    Barzha, Hebakh und Rikash
landeten vor ihnen, während die übrigen Sturmflügel in der Luft blieben.
»Unsere Schuld an euch ist bezahlt«, erklärte ihnen die Königin. »Wir entfernen
uns jetzt. Falls die Drachen sich von eurer Anwesenheit gestört fühlen, ziehen
wir es vor, nicht in der Nähe zu sein.« »Danke«, sagte Dhana. »Falls ihr

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