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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Atem.
    »Mein lieber Freund!«, mahnte der Prinz. »Du darfst dich nicht aufregen! Nein, von Tiriki haben wir nichts gehört. Aber es kommen immer noch Schiffe an. Einige sind sogar an uns vorbeigesegelt, sie wollen ohne Zweifel ebenfalls nach Belsairath. Durchaus möglich, dass sie noch kommt. Aber was hast du davon, wenn du bis dahin mit den Nerven am Ende bist?«

    In den folgenden Tagen konnte Micail weitere Erinnerungslücken füllen. Das Haus in Beliri'in, wo er untergebracht war, gehörte neben mehreren anderen einem einheimischen Kaufmann, der vom Zinnhandel reich geworden war.
    Als Micail allmählich wieder zu Kräften kam, unternahm er lange Spaziergänge in den weitläufigen Gärten und genoss den frischen Wind, der jenseits der Gartenmauern von den dunstig grünen Hügeln über die Stadt fegte. Der Himmel, mochte er klar und blau oder von einer formlosen Wolkendecke verhüllt sein, war hier von einer unermesslichen Weite.
    Dies also ist die neue Welt, dachte er, und seine düstere Stimmung hellte sich ein wenig auf. Es gibt viel Schönheit hier… doch es ist kalt, sehr kalt. Vater Sonne, wir preisen dich, wie wir es immer getan haben, aber warum willst du die Erde nicht erwärmen? Nicht einmal der Wind bringt etwas von dir über das Meer. Muss ich dir erst einen neuen Tempel bauen, damit du mir ein wenig Wärme schenkst?
    Unermüdlich hielt er nach Schiffen Ausschau. Die Schönheit des Meeres kam ihm erst so recht zu Bewusstsein, als sie sich nach Belsairath einschifften. Der Hafen war so klar und blau wie der Himmel. Die kleine Insel in der Mitte war umringt von Vogelschwingen-Schiffen, die auf den Wellen schaukelten. Das größte war Tjalans Flaggschiff, die Königssmaragd . Ihre grünen Segel leuchteten vor dem dunkleren Grün der Insel wie junges Frühlingslaub.
    Ein Rundboot, aus Weidenzweigen geflochten und mit gegerbten Häuten bespannt, das einen durchdringenden Fischgeruch verströmte, brachte Micail und Galara zur Smaragd hinaus.
    »Die Kuppe dieses Inselchens ist so spitz, als wäre sie von Menschenhand gemacht«, bemerkte Micail, um sich abzulenken. Der leichte Kahn schaukelte bedenklich.
    »Kann sein«, sagte der Eingeborenenjunge, der das Boot mit geschickten Paddelschlägen durch die Wellen lenkte. »Hat Leuchtfeuer an Spitze. Zünden an, wenn Zinnschiffe kommen. Aber jetzt keine Händler mehr«, fügte er betrübt hinzu.
    »Das muss nicht so bleiben«, meinte Micail. Tjalan hatte ihm viel von seinen Plänen für das neue Land erzählt. Aber betraf ihn das alles wirklich? Wozu ein neues Atlantis aufbauen, wenn es keine Tiriki mehr gab?
    Die See wurde noch unruhiger, und er hielt sich an den Seitenwänden fest. Erstaunlich, dass der Junge diese lächerliche Nussschale überhaupt steuern konnte. Das Inselchen mit der seltsamen Spitze kam näher, und mit einem Mal spürte Micail noch etwas anderes, ein Summen unterhalb der Hörschwelle, das er unwillkürlich mit Energieströmen in Verbindung brachte.
    Er fasste Galara an der Schulter.
    »Spürst du es auch?«
    »Mir ist nicht gut.«
    Sie war bleich geworden, man sah ihr die Übelkeit an. Sie hatte schon öfter erwähnt, dass sie nicht gern zur See fuhr. Vielleicht konnte sie deshalb die Schwingungen im Wasser nicht wahrnehmen.
    Tiriki hätte sie gespürt. Er tätschelte Galara unbeholfen den Arm, dann schloss er, von einer neuen Welle der Trauer überwältigt, die Augen. Ohne sie bin ich ein Krüppel, dachte er. Was können die Götter mit mir allein schon anfangen?
    Als sie endlich auf die Königssmaragd kamen, wimmelte es an Deck von Soldaten. Micail bemerkte, dass Tjalan nicht nur seine eigene Leibwache mitgebracht hatte, sondern auch einen Trupp gewöhnlicher Gardisten.
    Die Fahrt nach Belsairath führte nordostwärts an der Küste entlang und dauerte drei Tage. Die Soldaten verbrachten die ganze Zeit an Deck. Die Kabinen waren adeligen Fahrgästen und Angehörigen der Priesterschaft wie Micail vorbehalten.
    Doch an jenem ersten Abend begegnete er nur der Priesterschülerin Elara. Man hatte ihm erzählt, es habe sie auf Prinz Tjalans Schiff verschlagen, aber gesehen hatte er sie bisher noch nicht. Nachdem er ihr Galara übergeben hatte, suchte er erleichtert seine Kabine auf, warf sich auf die Koje und schlief sofort ein, als fiele er in einen tiefen Abgrund.
    Es war schon heller Vormittag, als er erwachte und feststellte, dass er die Kabine mit Ardral teilte. Ardral hatte auch seinen Freund Jiritaren eingelassen, und der duldete nicht,

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