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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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ebenso derben Humor sei der geeignete Partner für sie? Zu Cleta, der jeglicher Sinn für Humor abging, hätte er doch viel besser gepasst. Als Spross einer Nebenlinie des königlichen Hauses hatte sie natürlich nie damit gerechnet, sich ihren Gemahl selbst aussuchen zu dürfen, aber zumindest hatte sie auf einen Mann mit Persönlichkeit gehofft. Tiriki meinte zwar, Kalhan werde sich schon noch entwickeln, aber bisher hatte Damisa davon nichts bemerkt.
    Da sprang er nun mit einer Horde von Priesterschülern laut johlend um Aldel und Lanath herum, die auf dem Rasen einen erbitterten Ringkampf ausfochten. Sogar Elara, an sich die Vernünftigste von allen, sah belustigt zu, während Selast sich wohl am liebsten selbst ins Getümmel gestürzt hätte. Wahrscheinlich könnte sie sogar gewinnen, dachte Damisa und betrachtete kurz die drahtige Gestalt, bevor sie sich abwandte. Sie konnte nicht erkennen, ob es sich um eine Balgerei oder einen ernsthaften Kampf handelte, aber im Grunde kümmerte sie das auch nicht.
    Dass das Ende der Welt bevorsteht, haben anscheinend alle vergessen, dachte sie verdrießlich. Ich wünschte, ich wäre zu Hause! Natürlich ist es eine Ehre, zu den Erwählten zu gehören - aber hier ist es immer so heiß, und die Küche ist mir fremd. Ob ich allerdings auf Alkonath wirklich sicher wäre? Dürfen wir überhaupt weglaufen? Oder müssen wir standhaft ausharren, während um uns herum die Welt in Trümmer fällt?
    Damisa unterdrückte ein Schluchzen, während ihre Füße sie wie von selbst den grasbewachsenen Hang hinauftrugen. Wenig später stand sie ganz oben auf einer der vielen Terrassen, einer langen, breiten Stützmauer, von der aus man einen weiten Blick über die Stadt und auf das Meer genießen konnte.
    Damisa war sich sicher, dass sie nicht einmal vom Dach des Hauses der Zwölf aus hier zu sehen wäre. Sie hatte diese Stelle erst vor zwei Tagen entdeckt. Mit ein wenig Glück wussten die anderen noch nichts davon.
    Wie immer vertrieb der Seewind ihre schlechte Laune sofort. Die salzigen Böen waren wie heimliche Liebesgrüße aus der fernen Heimat. Minuten vergingen, bevor ihr auffiel, wie viele Boote heute draußen auf dem Wasser waren - nein, das waren keine Boote, sondern Schiffe… eine Flotte von Dreimastern, Vogelschwingen obendrein, der ganze Stolz des mächtigen Atlantis. Die spitzen Bugspriete waren mit Bronzeblech beschlagen, und die Schiffe ragten hoch aus dem Wasser. Sie konnten von Ruderern bis auf Rammgeschwindigkeit gebracht werden oder sich unter Segeln vom Wind treiben lassen. Soeben fuhren sie in präziser Formation um die Landspitze herum.
    Genau unterhalb von Damisas Aussichtspunkt öffnete sich ein kleines Hafenbecken. Meist war es hier so ruhig, dass man auf das klare, blaue Wasser starren konnte, bis man in Trance fiel. Doch nun ging eine der großen Vogelschwingen nach der anderen in der stillen Bucht vor Anker. Die bunten Fahnen hörten auf zu flattern und hingen reglos herab. Das größte Schiff war bereits an der Mole vertäut. Matrosen holten die purpurnen Segel ein.
    Wieder rieb sich Damisa die Augen. Wie ist das möglich?, fragte sie sich. Aber mit ihren Augen war alles in Ordnung. Von den Masten der stolzen Schiffe flatterte tatsächlich Alkonaths königliche Fahne, der FALKENREIGEN. Jäh übermannte sie das Heimweh, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Alkonath«, hauchte sie, dann schürzte sie ihre Gewänder und rannte einfach los. Mit wehendem Haar lief sie vorbei an den Ringkämpfern, die sich immer noch im Gras wälzten, schlüpfte durch das Gartentor und sprang die Treppe hinab, die zum Hafen führte.

    Die größte Vogelschwinge hatte am Hauptkai Anker geworfen, aber die Laufplanke war noch nicht heruntergelassen. Schon hatten sich Händler und Stadtbewohner an der Anlegestelle versammelt und harrten aufgeregt schwatzend der Dinge, die da kommen sollten. Doch selbst wenn man die anwesende Dienerschaft mit einrechnete, waren die weiß gekleideten Angehörigen der Priesterschaft in der Überzahl.
    Tiriki stand ganz vorn, in wallende Gewänder aus feinem ungebleichtem Linnen gehüllt und mit einem Kopfschmuck aus goldenen Blüten im Haar. Die Mäntel ihrer beiden Begleiter leuchteten in Ahtarraths königlichem Purpur, und die Rubine in ihren Kronen blitzten in der Sonne. Damisa musste zweimal hinsehen, bevor sie Reio-ta und Micail erkannte.
    Die Schiffe kamen also nicht unerwartet, dachte die Schülerin. Sie wusste nur zu gut, wie lange es dauerte,

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