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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Astardis hatte gezögert, den Auftrag anzunehmen. Er, einer der ganz uralten Dämonen, hätte es sich leisten können, sich einem Befehl Luzifuge Rofocales zu widersetzen. Astardis war ein Dämon, der selten einmal in Erscheinung trat. Er lebte zurückgezogen in einem verborgenen Winkel der Höllentiefen, und die internen Machtkämpfe und Intrigen interessierten ihn ebensowenig wie die Jagd auf Seelen. Er wollte in Ruhe gelassen werden, das war alles.
    Nach Jahrhunderten war er vor kurzer Zeit erstmals wieder in Erscheinung getreten. Er hatte eine Rolle gespielt als Mitglied des Tribunals, das Luzifuge Rofocales Rivalen im Kampf um die Macht in der Hölle, Magnus Friedensreich Eysenbeiß, zum Tode verurteilt. Und er hatte einen Strauß mit Robert Tendyke ausgefochten und dabei eine Niederlage hinnehmen müssen, die er nicht so schnell vergessen würde. Und ausgerechnet zu Tendyke wollte Luzifuge Rofocale ihn nun schicken.
    Deshalb hatte Astardis gezögert.
    Doch dann hatte er zugestimmt. Er besaß eine Fähigkeit, die ihn von allen anderen Dämonen unterschied: Seine Aura, die Ausstrahlung, die von jedem Dämon, aber auch von jedem Menschen ausgeht und die andere Dämonen durch ihren schwarzmagischen Charakter verriet, war neutral. Er war auf Anhieb nicht als Dämon zu erkennen, und er war dadurch auch in der Lage, weißmagische Abschirmungen zu durchdringen, ohne von ihnen beeinflußt zu werden. Er hatte das unter Beweis gestellt, als er den selbst für den Erzdämon Luzifuge Rofocale undurchdringlichen weißmagischen Sperrschirm um Professor Zamorras Château Montage durchbrach, und noch einmal, als er Tendykes Home aufsuchte, dieses Landhaus an der Südspitze Floridas, das von einem gleichwertigen Schirm nach Zamorras »Rezept« eingehüllt wurde.
    Aber bei diesem Unternehmen hatte er auch eine Niederlage hinnehmen müssen, die ihn fast seine Existenz gekostet hätte. Er war vorsichtig gewesen. Aber jetzt überlegte er, ob es nicht an der Zeit sei, sich für diese Niederlage zu rächen. Der erste, allerdings durchaus lang anhaltende, Schock war überwunden. Astardis hatte Zeit zum Nachdenken gehabt. Er würde es beim nächsten Mal wesentlich gschickter anfangen, wenn er es mit diesem Tendyke zu tun hatte.
    So ging Astardis nach Florida, um herauszufinden, wer Luzifuge Rofocale die Gedankenbotschaft ICH BIN! zugestrahlt hatte. Der Herr der Hölle hatte ihn nur mit Nachforschungen beauftragt, aber Astardis selbst wollte mehr.
    Rache.
    Rache an Robert Tendyke…
    ***
    Alles hatte Luzifuge Rofocale allerdings auch nicht verraten. Er hatte Astardis verschwiegen, auf welche Weise er die Nachricht ICH BIN! erhalten hatte. Denn er war sich selbst nicht hundertprozentig sicher, aber er glaubte, daß diese Botschaft über sein Amulett zu ihm gekommen war.
    Niemand, außer Merlin, wußte, daß Luzifuge Rofocale dieses Amulett besaß. Es war eines von den sieben, die Merlin einst nacheinander geschaffen hatte. Eines war immer stärker gewesen als das vorhergehende, aber erst mit dem letzten war Merlin endgültig zufrieden gewesen, das er aus der Kraft einer entarteten Sonne schuf. Luzifuge Rofocale besaß die fünfte dieser handtellergroßen Silberscheiben mit den eigenartigen Symbolen und Schriftzeichen. Optisch waren sie nicht voneinander zu unterscheiden. Nur wer entsprechend magisch veranlagt war, konnte im Kontakt mit den Amuletten unterscheiden, wie stark sie jeweils waren.
    Diese Amulette mit ihrer Zauberkraft waren ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor. Deshalb wollte Luzifuge Rofocale nicht, daß irgend jemand davon erfuhr, welchen Joker er mit seinem Amulett besaß. Er dagegen wußte, daß auch der Fürst der Finsternis Leonardo deMontagne, ein solches Amulett besaß - das vierte.
    Demzufolge mußte, wenn Luzifuge Rofocales Verdacht stimmte, auch Leonardo deMontagne das ICH BIN! wahrgenommen haben. Der Herr der Hölle hatte mit dem Fürsten der Finsternis noch nicht darüber geredet, aber er ließ Leonardo deMontagne beobachten, um zu erfahren, ob und wann der Fürst etwas unternehmen würde, und in welcher Form.
    Aber noch verhielt sich Leonardo deMontage in dieser Beziehung äußerst still.
    Luzifuge Rofocale grübelte. Aus der Botschaft ging weder eine Art-Zugehörigkeit hervor, noch das Geschlecht dessen, der seine Existenz verkündet hatte. Das gefiel dem Erzdämon nicht. Daß er nicht genau wußte, woran er war, verunsicherte ihn. Am liebsten hätte er sich selbst aufgemacht, um mehr herauszufinden. Aber

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