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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sie schaffte es bis zu der Frau am Empfang, die freundlich lächelte. Es war zehn vor fünf.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie. Dem Namensschild zufolge hieß sie Peggy Young.
    »Ja«, brachte Darby nach einem Räuspern heraus. »Ich bin um fünf Uhr mit Curtis Morgan verabredet. Mein Name ist Dorothy Blythe.«
    Die Frau war fassungslos. Ihr Unterkiefer sackte herab, und sie starrte Darby, jetzt Dorothy, an. Sie konnte nicht sprechen. Darby blieb das Herz stehen. »Fehlt Ihnen etwas?«
    »Äh - nein. Entschuldigung. Einen Augenblick bitte.« Peggy Young stand schnell auf und verschwand.
    Hau ab! Dir Herz dröhnte wie eine Trommel. Hau ab! Sie versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren, aber sie musste gegen Hyperventilation ankämpfen. Ihre Beine fühlten sich an, als wären sie aus Gummi. Hau ab!
    Sie sah sich um, versuchte, so gelassen zu wirken, als wäre sie nichts als eine Mandantin, die auf ihren Anwalt wartet. Bestimmt würde man sie nicht hier im Foyer einer Anwaltskanzlei niederschießen.
    Er kam zuerst, gefolgt von der Empfangsdame. Er war ungefähr fünfzig, mit buschigem grauen Haar und grässlich finsterer Miene. »Hi«, sagte er, aber nur, weil er es musste. »Ich bin Jarreld Schwabe, ein Partner hier. Sie sagen, Sie hätten eine Verabredung mit Curtis Morgan?«
    Bleib dabei. »Ja. Um fünf. Gibt es ein Problem?«
    »Und Ihr Name ist Dorothy Blythe?«
    Ja, aber Sie können mich Dot nennen. »Ja, das habe ich bereits gesagt. Was ist los?« Sie hörte sich an, als wäre sie echt verärgert.
    Er rückte näher an sie heran. »Wann haben Sie die Verabredung getroffen?«
    »Ich weiß es nicht mehr so genau. Vor ungefähr zwei Wochen. Ich habe Curtis auf einer Party in Georgetown kennengelernt. Er hat mir erzählt, dass er Öl- und Gas-Anwalt ist, und zufällig brauche ich einen solchen Anwalt. Deshalb rief ich hier an und vereinbarte eine Zusammenkunft. Und nun sagen Sie mir bitte, was hier vorgeht?« Sie war erstaunt, wie gut diese Worte aus ihrem trockenen Mund herauskamen.
    »Wozu brauchen Sie einen Öl- und Gas-Anwalt?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht«, sagte sie, und es klang ziemlich bissig.
    Die Fahrstuhltür ging auf, und ein Mann in einem billigen Anzug kam rasch herbei, um dem Gespräch folgen zu können.
    Darby warf ihm einen finsteren Blick zu. Ihre Beine konnten jede Sekunde ihren Dienst versagen.
    Schwabe war unerbittlich. »In unseren Unterlagen steht nichts von einer solchen Verabredung.«
    »Dann feuern Sie die Sekretärin, die den Terminkalender führt. Werden bei Ihnen alle neuen Mandanten auf diese Art empfangen?« Oh, sie war empört, aber Schwabe ließ nicht locker.
    »Sie können Curtis Morgan nicht sehen«, sagte er. »Und weshalb nicht?« wollte sie wissen.
    »Er ist tot.«
    Ihre Knie waren butterweich und im Begriff nachzugeben. Ein heftiger Schmerz schoss durch ihren Magen. Aber, dachte sie schnell, es war völlig in Ordnung, wenn sie schockiert wirkte. Schließlich hätte er ihr neuer Anwalt sein sollen.
    »Das tut mir leid. Weshalb hat mich niemand angerufen?« Schwabe war noch immer argwöhnisch. »Wie ich schon sagte, haben wir keine Unterlagen über eine Dorothy Blythe.«
    »Was ist mit ihm passiert?« fragte sie fassungslos. »Er wurde vor einer Woche überfallen und niedergeschossen. Vermutlich von einem Straßenräuber.«
    Der Mann in dem billigen Anzug kam einen Schritt näher. »Können Sie sich irgendwie ausweisen?«
    »Wer zum Teufel sind Sie?« fuhr sie ihn laut an.
    »Er gehört zum Sicherheitsdienst«, sagte Schwabe. »Was gibt es hier zu sichern?« fragte sie sogar noch lauter.
    »Ist das hier eine Anwaltskanzlei oder ein Gefängnis?«
    Der Partner sah den Mann in dem billigen Anzug an, und es war offensichtlich, dass keiner von beiden so recht wusste, was er in dieser Situation tun sollte. Sie sah sehr gut aus, sie hatten sie verärgert, und ihre Geschichte klang irgendwie glaubhaft. Sie entspannten sich ein wenig.
    »Vielleicht sollten Sie lieber gehen, Ms. Blythe«, sagte Schwabe.
    »Mit Vergnügen!«
    Der Wachmann wollte ihr helfen. »Hier entlang«, sagte er. Sie schob ihn beiseite. »Wenn Sie mich anrühren, wird morgen früh meine erste Handlung darin bestehen, dass ich Sie verklage. Gehen Sie mir aus dem Weg!«
    Das erschütterte sie ein wenig. Sie war wütend und schlug um sich. Vielleicht waren sie ein bisschen zu hart.
    »Ich begleite Sie hinunter«, sagte der Wachmann.
    »Ich finde allein hinaus. Mich wundert nur, dass Sie überhaupt

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