Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)
Granada’s ahmten Yusefs zierlichen und anmuthsvollen Geschmack nach, und füllten die Stadt Granada bald mit prachtvollen Palästen, deren Säle mit Mosaik gepflastert, die Wände und Decken mit Bildnerarbeit geziert und schön vergoldet, und mit himmelblau, roth und andern glänzenden Farben ausgemalt, oder mit Cedern und andern kostbaren Holzarten fein ausgelegt waren, wovon noch Spuren in ihrem ganzen Glanze aus dem Strudel der Jahrhunderte gerettet worden sind. Viele von den Häusern hatten Brunnen, welche Wasserstrahlen verspritzten, um die Luft zu kühlen und zu erfrischen. Sie hatten auch hohe Thürme von Holz oder Stein, seltsam verziert und geschmückt, und mit Metallplatten belegt, welche in der Sonne glänzten. Der Art war der zierliche und verfeinerte Geschmack in der Baukunst, der unter diesem eleganten Volke herrschte, so daß, um das schöne Gleichniß eines arabischen Schriftstellers zu gebrauchen: »Granada in Yusefs Tagen eine Silbervase war, gefüllt mit Smaragden und Hyazinthen.«
Eine Anecdote wird hinreichen, den Edelmuth dieses trefflichen Fürsten zu zeigen. Der lange Waffenstillstand, der auf die Schlacht von Salado gefolgt war, ging zu Ende, und alle Bemühungen Yusefs, ihn zu verlängern, war vergebens. Sein Todfeind, Alonzo X. von Kastilien, zog mit einer großen Macht in’s Feld, und belagerte Gibraltar. Yusef griff widerstrebend zu den Waffen, und schickte Truppen zum Entsatz dieses Platzes, als er inmitten seiner Bekümmerniß die Nachricht erhielt, sein gefürchteter Feind sey plötzlich als ein Opfer der Pest gestorben. Statt Freude bei dieser Gelegenheit an den Tag zu legen, erinnerte Yusef an die glänzenden Eigenschaften des Verewigten, und war eines edeln Kummers voll. »Ach,« sagte er, »die Welt hat einen ihrer trefflichsten Fürsten verloren, einen Fürsten, der das Verdienst in dem Feind wie in dem Freund zu ehren wußte.«
Selbst die spanischen Geschichtschreiber enthalten Zeugnisse von seinem großmüthigen Charakter. Ihren Nachrichten zufolge theilten die maurischen Ritter das Gefühl ihres Königs, und legten Trauer wegen Alonzos Tod an. Selbst die von Gibraltar, die so eng umzingelt waren, beschlossen unter sich, als sie hörten, der feindliche Monarch liege todt in seinem Lager, daß keine feindselige Bewegung gegen die Christen gemacht werden solle. An dem Tage, an welchem das Lager abgebrochen ward, und das Heer, Alonzo’s Leiche tragend, abzog. kamen die Mauren in Schaaren von Gibraltar, und sahen stumm und betrübt auf den Trauerzug. Dieselbe Ehrfurcht vor dem Hingeschiedenen bewiesen alle maurischen Befehlshaber an den Grenzen; sie ließen das Trauergeleite, das die Leiche des christlichen Königs von Gibraltar nach Sevilla brachte, ruhig seines Weges ziehen [Fußnote:
»Y los moros que estaban en la villa y Castillo de Gibraltar, despues que sopieron que el Rei Don Alonzo era muerto, ordenaron entresi que ninguno non fuesse osado de fazer ningun movimiento contra los Christianos, nin mover pelear contra ellos, estovieron todos quedos y dezian entre ellos qui aquel dia muricra un noble rey y Gran principe del mundo.«
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Yusef überlebte den Feind, den er so edel beweint hat, nicht lange. Im Jahre 1354, während er in der königlichen Moschee der Alhambra betete, stürzte plötzlich ein Wahnsinniger von hinten auf ihn, und stieß einen Dolch in seine Seite. Das Geschrei des Königs zog seine Wachen und Höflinge zu seinem Beistande herbei. Sie fanden ihn in seinem Blute schwimmen, und in Krämpfen. Er wurde in die königlichen Gemächer getragen, starb aber fast augenblicklich. Der Mörder wurde in Stücke gehauen, und seine Glieder öffentlich verbrannt, um das wüthende Volk zufrieden zu stellen.
Die Leiche des Königs wurde in einem kostbaren Grabmal von weißem Marmor beigesetzt, und eine lange Grabschrift in goldnen Buchstaben auf blauem Grund verewigte seine Tugenden. »Hier liegt ein König und Martyr, von erlauchtem Geschlecht, edel, gelehrt, und tugendhaft; berühmt wegen der Anmuth seiner Person und seiner Sitten, dessen Güte, Frömmigkeit und Wohlwollen in dem ganzen Königreiche Granada gepriesen wurde. Er war ein großer Fürst, ein berühmter Feldherr, ein scharfes Schwert der Moslemin, ein starker Fahnenträger unter den mächtigsten Monarchen,« u. s. w.
Die Moschee, welche einst von dem Sterberuf Yusefs widerhallte, steht noch, aber das Grabmal, auf welchem seine Tugenden verzeichnet waren, ist seit langer Zeit verschwunden. Sein Name
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