Die Ankunft
Rendite.
Umziehen?
Würde nicht genügen. Wenn, dann komplett untertauchen, und dazu war ich nicht bereit. Himmel noch mal, ich war gerade in diesem Leben angekommen, hatte noch nicht mal alle Kisten ausgepackt! Ich wollte mich nicht von einem Phantom ans andere Ende der Welt jagen lassen.
Ich duschte und ließ mir einen Kaffee aus meinem futuristischen, silbrig blinkenden Vollautomaten, in einen Becher ein. Ich konnte mich noch gut an meine allererste Tasse Kaffee erinnern. Irgendwann Ende des siebzehnten Jahrhunderts musste das gewesen sein. Was für eine fürchterliche Plörre im Vergleich zu dem, was meine Zaubermaschine heute ausspuckte, aber ich war von der ersten Sekunde an süchtig gewesen.
Ich verbrachte den Tag mit Kaffee, Fernsehtalkshows und ein paar Fachbüchern, die man uns Erstsemestern zur Lektüre dringend empfohlen hatte, doch nichts fesselte meine Aufmerksamkeit wirklich.
Gegen Abend begann ich, mich für das Konzert zurechtzumachen. Ich legte meine blonde Mähne in anmutige Wellen und schminkte mich dezent. Rosa Lippenstift und hellen Highlighter um die Augen. Zwar war mein Gesicht faltenlos wie das einer Zwanzigjährigen, trotzdem fehlte mir seit ein paar hundert Jahren die Ausstrahlung einer sehr jungen Frau. Indem ich mir einen sehr mädchenhaften Look verpasste, konnte ich ein bisschen gegensteuern.
Ich probierte alle meine Jeans durch, bis ich eine fand, die lässig auf den Hüften saß und meine Vorzüge betonte, ohne zu sexy zu sein. Ein schlichtes weißes Männerhemd, am Kragen offen und mit aufgekrempelten Ärmeln, vervollständigte mein Outfit. Boots, Umhängetasche, und ich war fertig.
Ich klingelte gegenüber bei Alexa. Sam öffnete.
„Hi“, sagte er und lächelte flüchtig. „Ähm... Alexa wird nicht mitkommen. Es geht ihr nicht so besonders.“
Hinter ihm tauchte meine Lieblingsnachbarin auf, in einem ausgeleierten T-Shirt, im Gesicht blass wie eine Leiche.
„Magen-Darm-Grippe“, murmelte sie schwach. „Ihr zwei könnt einfach ohne mich gehen.“
„Und du bist sicher, dass ich nicht bei dir bleiben soll?“ Sam drehte sich zu Alexa um. Die lächelte müde.
„Nee, lass mal. Ich weiß doch, wie sehr du dich auf das Konzert gefreut hast. Und ich will einfach nur schlafen...“
Sam seufzte und nahm Alexa in den Arm. Ganz fürsorglich sah er aus, und sie schlang die Arme um ihn und versteckte das Gesicht an seiner Brust.
„Gute Besserung“, flüsterte er in ihre Haare. „Und wenn du was brauchst... ich hab den ganzen Abend das Handy an.“
„Viel Spaß“, murmelte sie. „Ich geh wieder ins Bett.“
Er brachte sie ins Schlafzimmer und blieb eine Weile verschwunden. Ich wartete auf dem Fußabstreifer und versuchte, mich nicht zu schlecht zu fühlen, weil ich mich auf den Abend mit Sam so freute.
Ich plante nichts. Ich war nicht Bitch genug, um einer kranken Freundin den Kerl auszuspannen. Einfach nur seine ungeteilte Aufmerksamkeit genießen, das war es, was ich wollte.
Endlich kam er und schlüpfte in seine ausgelatschten roten Chucks.
„Wollen wir?“
„Bin bereit.“
„Was macht dein Auto? Fährt es wieder?“
„Ähm... ja. Ich kann fahren, wenn du möchtest.“
Wozu hatte ich den Porsche schließlich, wenn ich ihn als mein bestgehütetes Geheimnis behandelte?
Sam staunte nicht schlecht, als ausgerechnet das rote Geschoss auf dem Parkplatz meiner Fernbedienung antwortete.
„Alter! Was für eine geile Karre! Woher hast du die denn?“
„Mein Vater war sehr vermögend und hat mir eine Menge Geld hinterlassen.“
„Oh... er ist tot?“
„Schon seit ein paar Jahren. Das Auto ist die einzige Spielerei, die ich mir gegönnt habe – mein Vater hätte nicht gewollt, dass ich sein hart erarbeitetes Geld auf den Kopf haue.“
„Verstehe.“
Beinahe andächtig ließ er sich auf den lederbezogenen Beifahrersitz gleiten. Ich startete den Motor und genoss für einen Augenblick die mächtige Maschine unter dem Gaspedal. Dann ließ ich den Porsche sanft vom Parkplatz rollen.
„Was hat dein Vater so gemacht?“
„Er hatte eine Immobilienfirma in Bonn. Hat sein Geld gemacht, als die Bundesregierung noch dort war.“
Ich versorgte Sam mit Details aus meinem erfundenen Leben, während wir durch den abendlichen Stadtverkehr cruisten. Irgendwann, als ich ihm nicht noch mehr Lügen auftischen wollte, fragte ich nach der Band, die wir an diesem Abend hören würden. Ein Freund von ihm war der Schlagzeuger und hatte Sam mit den Karten versorgt.
„Sonst
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