0378 - Masken-Terror
Kommissar Mallmann wußte eines mit hundertprozentiger Sicherheit. Wenn ihm dieser Mann abermals entkam, würde er töten.
Deshalb war es so wichtig, daß Harry Helmbrecht gestellt wurde, und der Kommissar vom BKA hatte die Aufgabe übernommen.
Wer dieser Helmbrecht genau war, hatte man bei den zuständigen Behörden auch nicht herausfinden können. Von einigen wurde er als Killer bezeichnet, andere sahen in ihm einen Terroristen der zweiten Generation, wieder andere hielten ihn für einen Scharlatan, der trotzdem übersinnliche Kräfte besitzen sollte.
Will Mallmann ging die Sache cool an. Ihn konnte so leicht nichts umwerfen, denn er hatte schon einiges hinter sich, auch was Dinge anging, die normalerweise in den Bereich des Horrors, der Fabel oder Legende hineinfielen.
Mit einer ihm typischen Akribie hatte er es geschafft, die Spur dieses Helmbrecht aufzunehmen. Sie hatte ihn quer durch Deutschland geführt, bis zu einer alten Burg im Frankenwald, wo Helmbrecht sich angeblich hin und wieder versteckt halten sollte.
Die Burg war durchsucht worden. Spuren hatte man nicht gefunden, aber Mallmann gab nicht auf. Er war noch einmal allein zurückgefahren, saß nun in guter Deckung nahe der Burg und wartete schon seit fast zwei Stunden.
Den Flecken als romantisch zu bezeichnen, wäre zuviel gewesen.
Von den Höhen wehte ein unangenehm kühler Aprilwind und trieb auch die zerfaserten Wolkenteile über den grau wirkenden Nachthimmel, an dem sich die Gestirne versteckt hielten.
Versteckt hatte der Kommissar auch seinen Opel Manta, den er, zum Spott einiger noch immer fuhr. Der Wagen stand in einem schmalen Hohlweg zwischen den Büschen und war nur zu entdecken, wenn man sehr genau hinschaute.
Wie zum Beispiel auch der Kommissar mit dem schütteren Haar und der markanten Römernase. Er hockte hinter einem Steinwall der alten Mauer und konnte von diesem Platz aus den serpentinenartigen Weg erkennen, der hinunter ins Tal führte und in die Bundesstraße mündete, über die man nach Nürnberg gelangte.
Sollte ein Fahrzeug vom Tal her die Strecke hochfahren, würde Will Mallmann es sehen, er selbst würde unbeobachtet bleiben. Bis jetzt war es dunkel geblieben. Kein Autofahrer zeigte Interesse daran, in der Nacht dieser einsamen Burgruine einen Besuch abzustatten.
Ab und zu mußte sich der Kommissar bewegen, wenn seine Beine einzuschlafen drohten. Dann schritt er ein paar Kreise, führte auch gymnastische Übungen durch, um sich anschließend wieder auf seinem Stammplatz niederzulassen.
Die Einsamkeit dieser Landschaft machte ihn nicht traurig. Seit dem Tode seiner jungen Frau – sie war an ihrem Hochzeitstag vom Schwarzen Tod umgebracht worden –, war der Kommissar stiller geworden. Ein sehr nachdenklicher Mensch, der mit einem verbissenen Eifer daranging, seine Fälle zu lösen.
Das hatte ihm bei seinen Vorgesetzten großes Ansehen eingebracht und auch einen entsprechenden Freiraum.
Noch mehr Zeit verging.
Hin und wieder wurde es regelrecht unheimlich, wenn irgendwo aus den dichten Wäldern der Schrei eines Käuzchens erklang oder ein sich bewegender Schatten durch die Luft huschte und auf Beutejagd ging.
Eulen und Uhus waren Nachttiere. Zum Glück gab es sie noch, trotz der miesen Umwelt, die allmählich durch die Dummheit der Menschen immer mehr zerstört wurde.
Wieder einmal schaute der Kommissar ins Tal. Den Weg konnte er nur an seinem Beginn hier oben erkennen. Sehr schnell wurde die Serpentinenstraße von der Finsternis verschluckt, die auch dort wie ein dicker Schatten lag, wo er in die Straße mündete.
Und genau dort sah er die beiden Lichter.
Will wurde nicht nervös, er hatte oft genug ein Scheinwerferpaar da unten entdeckt. Die Wagen waren stets vorbeigefahren. Diesmal änderte sich das Bild.
Zwar verschwanden die Lichter für etwa zehn Sekunden, aber sie tauchten wieder auf. Nur nicht an der Bundesstraße, sondern auf dem Serpentinenweg.
Das Fahrzeug fuhr ihn hoch!
Will Mallmann wurde nicht etwa nervös oder zittrig. Er blieb sehr gelassen und zog dabei nur seine Walther-Pistole hervor, um das Magazin zu überprüfen.
Alles klar. Es war bis zum Rand gefüllt. Er würde sich wehren können, wenn es darauf ankam.
Mallmann tauchte wieder in Deckung und dachte über diesen Harry Helmbrecht nach. Auf die Spur gekommen war man ihm durch einen Zufall. Er hatte sich immer dort aufgehalten, wo etwas los war. Bei nicht gemeldeten und erlaubten Demos, an Schauplätzen von Verbrechen ebenso wie in
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