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Die Astronauten

Die Astronauten

Titel: Die Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Stelle sehen würden, wo die gigantische, kosmische Masse mit der Erdrinde zusammengeprallt sei. Tags darauf traten sie den Marsch zum tiefsten Punkt des Talkessels an. Mühsam bahnten sie sich den Weg durch den toten Wald, dessen Stämme zum Teil nur geknickt waren. Ständig drohte das stürzende Holz die Wanderer unter sich zu begraben, zumal über Mittag, wenn der Wind auffrischte. Sie durften die Bäume nicht aus dem Auge verlieren; denn bald hier, bald dort brachen die Stämme mit ohrenbetäubendem Krach zusammen, und oft konnten die Expeditionsteilnehmer erst in letzter Sekunde beiseite springen. Außerdem mußten sie unausgesetzt den Erdboden beobachten, da es in der Tundra von Giftschlangen wimmelte.
    Das Innere des Talkessels bestand aus kleinen Hügeln, ebener Tundra, Sümpfen, Seen und überschwemmten Flächen. Auch dort lagen die Bäume in verschiedenen Richtungen amBoden; aber sämtliche Wipfel wiesen nach dem Kesselrand. Die kleineren Äste waren verkohlt, die stärkeren und die Stammrinde nur versengt. Gegen die Kesselmitte zu entdeckte man zwischen zerspellten Bäumen eine größere Anzahl von Trichtern, die einen Durchmesser von einem oder Dutzenden Metern hatten. Das war alles, was diese erste Expedition feststellen konnte, bevor sie infolge Lebensmittelmangels und Erschöpfung der Teilnehmer zur Umkehr gezwungen war. Kulik und seine Gefährten nahmen mit Sicherheit an, daß die versumpften, hier und da mit trübem Wasser gefüllten Trichter Krater seien, in deren Tiefe die Bruchstücke des Meteors ruhten.
    Die zweite Expedition brachte mit größter Mühe und Anstrengung Maschinen in diese unwegsame Gegend der Taiga. Nachdem man die Trichter trockengelegt hatte, war es möglich, die ersten Probebohrungen vorzunehmen. Diese Arbeiten wurden während des kurzen, heißen Sommers durchgeführt, als die drückende, schwüle Luft von ganzen Wolken blutgieriger Mücken wimmelte. Die Bohrungen verliefen ergebnislos. Man fand weder Bruchstücke des Meteors noch Spuren in Form von Gesteinsmehl! (Beim Aufschlag eines Meteors entsteht ein Gemengsel von Schlamm und Gesteinssplittern, die infolge der hohen Temperatur geschmolzen und dann wieder erhärtet waren). Statt dessen drohte das Grundwasser, auf das man nun gestoßen war, die Maschinen zu überfluten. Man machte sich an die gewaltige Arbeit, die betreffende Schicht zu verschalen und abzusteifen – da trafen die Bohrer schließlich auf vereisten Lehm. Und was noch schlimmer war: Als die Spezialisten für Torfentstehung, die Bodenforscher und Geologen, ankamen, gaben sie übereinstimmend das Gutachten ab, daß die angeblichen Krater nichts mit dem Meteor zu tun hätten und daß man ähnlichen Erscheinungen, die ihr Entstehen den normalen Prozessen der Torfablagerung verdankten, in den nördlichen Regionen überall begegnen könne. Solche Trichter bildeten sich ständig, wenn Torfschichten von Grundwasser unterspült würden. Nun begann eine systematische Suche nach dem Meteor mit Hilfe magnetischer Deflektometer. Es war anzunehmen, daß eine so riesige Eisenmasse die Magnetnadel der Kompasse beeinflussen müßte. Aber die Apparate zeigten nichts an. Eine vieleKilometer breite Bahn niedergerissener Bäume führte von Süden her entlang der Flüsse und Bäche zu dem Kessel. Diesen selbst umgab ein Fächer von entwurzelten Stämmen. Man berechnete die Energieentwicklung bei der Katastrophe auf 1000 Trillionen Erg; die Masse des Meteors mußte also ungeheuer groß gewesen sein. Trotzdem wurde auch nicht das geringste Bruchstück, kein Splitter, kein Krater, keine Stelle gefunden, die Spuren dieses furchtbaren Absturzes gezeigt hätten.
    Eine Expedition nach der anderen begab sich, mit den empfindlichsten Geräten ausgerüstet, in die Taiga. Sie legten ein Netz von Triangulationspunkten an, untersuchten die Berghänge und den Grund der moorigen Seen und Bäche, sogar den Boden der Sümpfe bohrten sie an. Alles war vergeblich. Es wurden Stimmen laut, daß der Meteor vielleicht aus Stein bestanden habe; allerdings hätte in diesem Falle die Aufschlagstätte mit Bruchstücken übersät sein müssen. Indessen erschien die ganze Vermutung unwahrscheinlich, da man bisher keinen Steinmeteor in dieser Größe kannte. Als die Ergebnisse der Untersuchungen veröffentlicht wurden, standen die Meteorenforscher vor einem neuen Rätsel.
    Schon vorher hatten die Expeditionsteilnehmer festgestellt, daß die Bäume der Taiga nicht gleichmäßig entwurzelt oder niedergebrochen

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